
Als Brainstroming ohne Denkverbote solle die Auftaktveranstaltung zum Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) in Zellingen verstanden werden, erklärte Bürgermeister Stefan Wohlfart den 65 Bürgern, die dafür in die Friedrich-Günther-Halle gekommen waren: "Und wenn sie einen Skywalk um die Benediktushöhe samt Steg nach Zellingen wollen."
Anders als in Retzbach, wo die Städtebauförderung neu anstelle der Dorferneuerung kommen soll, geht sie in Zellingen quasi in eine neue Runde. Das Vorgehen ist aber fast gleich, wie Betram Wegner vom beauftragten Büro für Stadtplanung aus Veitshöchheim erklärte. Auch für Zellingen gibt es eine neue vorbereitende Untersuchung, die durch das Büro erfolgt. Das schon festgelegte Sanierungsgebiet wird angeschaut und bewertet, seine Erweiterung ist sogar schon geplant. Im Sanierungsgebiet hat die Gemeinde erweiterte Rechte, und es gibt bessere Fördermöglichkeiten auf für Privatleute.
Das Sanierungsgebiet geht grob auf Höhe der Turmstraße vom Main in südwestlicher Richtung hinauf bis fast zur Lotterstraße inklusive der Brückenstraße und Langgasse. Nach Westen gibt es einen Seitenarm entlang der Vorstadt bis zur Kapelle in der Himmelstadter Straße. Im Südosten wird es grob um die Mai- und Sanderstraße und unterhalb der Gartenstraße bis zum Leinacher Weg und auf Höhe des Rathauses auch um einen Teil des Mähderweges erweitert. Die Würzburger Straße ist bis hinter der ehemaligen Post enthalten, in nordöstlicher Richtung geht es nicht ganz bis zur Schloßgasse, schließt aber den Lindenweg mit ein.
In vier Bereiche unterteilt
Auch in Zellingen war die Ideensammlung in vier Bereiche unterteilt. Die Anwesenden hatten 45 Minuten Zeit, Stärken und Schwächen, was ihnen gefällt, was besser sein könnte und was den Ort unverwechselbar macht, auf bereit liegende Kärtchen zu schreiben und an acht große Pinwände zu hängen. Teilweise bildeten sich dafür richtige Arbeitsgruppen heraus. Wenig überraschend füllten sich vor allen die Pinwände für Schwächen, geht es doch um Verbesserungen für die nächsten 15 oder 20 Jahre.
Beim Bereich "Freizeit, Grün, Natur, Klimaschutz" fand sich, wie in Retzbach, oft die Gestaltung der Mainlände auf den Kärtchen, mit Vorschlägen wie Trimm-Dich-Pfad oder moderner Vita-Parcours. Doch auch Beleuchtung, mehr Grün, eine Renaturierung des Baches in der Vorstadt und den unebenen Radweg ab der neuen Mainbrücke zu sanieren, wurde gewünscht. Bei den Stärken waren das Freibad zu lesen, die Sportmöglichkeiten samt Skaterplatz, der schöne Kirch- oder Schulplatz und generell die schöne Lage am Main.
Im Bereich Nahversorgung, Handwerk, Gewerbe, Soziale und Kultur fehlt mehreren Bürgern ein grüner Markt und eine zentrale Nahversorgung, etwa ein Dorfladen, im Ort. Vermisst wurden auch mehr kulturelle Veranstaltungen. Wünsche gab es für Tauschbörsen und einen Bücherschrank, mehr Begegnungsmöglichkeiten für Senioren sowie Wohnprojekte für mehrere Generationen. Andererseits wurden die bestehenden Einkaufsmöglichkeiten, die drei Ärzte und zwei Zahnärzte sowie das Seniorenheim gelobt. Auch das Ferienprogramm der offenen Jugendarbeit hat seine Fans.
Gute Verbindungen gelobt
Bei Mobilität, Verkehr, Barrierefreiheit, Straßen und Plätze sorgte das Lob für "man kommt schnell weg mit Bus und Bahn" für Schmunzeln. Besonders die Verbindungen nach Würzburg und Karlstadt wurden gelobt sowie die E-Tankstellen. Die gerügten Schwächen betrafen vor allem den Verkehr im Ort, insbesondere Turmstraße und Vorstadt, sowie die Parkmöglichkeiten. Vermisst wurde mehr Grün im Ort und "gemeinschaftsstiftende Sitzgelegenheiten". Das Pflaster in Teilen der Schloßgasse ist auch nicht wirklich fahrradfreundlich. Hier sollte der Rad- und Fußweg nach Himmelstadt generell erweitert werden.
Beim Bereich Bauen, Wohnen, Bausubstanz und Denkmalschutz stand auf den Kärtchen, die Turmstraße sei wenig attraktiv, die Geschäftswelt dort sterbe aus, der Brunnen ist seit Jahren außer Betrieb und sei hässlich. Gewünscht wurde bezahlbarer Wohnraum im Altort und bessere Pflege von Denkmälern und Bildstöcken. Lob gab es für sanierte Fachwerkhäuser und auch für den Zustand der Turm- und Billingshäuser Straße.
Bei den Wortmeldungen nach der Ideensammlung kritisierte ein Bürger, Bürgermeister Karl Mühlbauer hätte vor (20) Jahren einmal tolle Ideen präsentiert, doch davon sei nichts umgesetzt worden.
Auch nach den Auftaktveranstaltungen können sich die Bürger noch einbringen. In den nächsten Tagen werden Fragebögen im Mitteilungsblatt veröffentlicht und auf die gemeindlichen Homepage gestellt – getrennt für Retzbach und Zellingen. Bürgermeister Stefan Wohlfart ist besonders gespannt darauf, wo die Bürger den Mittelpunkt der Ortsteile sehen.