
Die Frage, zu welcher Gemeinde die Fechermühle gehört, lässt sich geografisch spontan nicht beantworten. Muss der "Fechermüller" Bernd Korb, ein freundlicher Mitsechziger, in das drei Kilometer talabwärts liegende Hasloch fahren, wenn er etwas im Rathaus zu erledigen hat oder ist für ihn der etwas weiter entfernte Luftkurort Schollbrunn zuständig, wenn er etwas von der dortigen Kommunalverwaltung braucht? Das im romantischen Haslochtal liegende Anwesen gehört zu beiden Gemeinden, weil es ein geografisches Kuriosum so vorschreibt und die Grenzen beider Gemeinden durch den Weiler verlaufen. "Ich muss sowohl nach Hasloch als auch nach Schollbrunn Grundsteuer und weitere Abgaben bezahlen", macht Bernd Korb die nicht alltägliche kommunale Zuständigkeit deutlich.
Weil die größere Fläche des Weilers aber auf Schollbrunner Gemarkung liegt, muss der Postbote Briefe und Pakete unter der Adresse "97852 - Schollbrunn-Fechermühle 1" abgeben. Nach Internet-Informationen gehört der Weiler auch politisch zu Schollbrunn.
Man muss tief in der Historie blättern, wenn man nach der Grundsteinlegung für die Fechermühle sucht. Es war der Ur-Ur-Großvater von Bernd Korb, Philipp Fecher, der sich in dem Mühlental ansiedelte. Ihm folgten bis heute dessen Sohn Karl Fecher, Schwiegersohn Erwin Korb und Junior Bernd Korb. Die Historie des Sägewerks ist untrennbar mit der Wasserkraft des Haselbachs verbunden.

Bis 1977 wurde vom Haselbach ein Sägegatter angetrieben. Als der Bach vor allem während der trockenen Sommermonate nicht mehr zuverlässig die Turbine antreiben konnte, musste auf Elektrizität umgestellt werden..
Jahrzehnte lang sah man Pferdefuhrwerke mit Spessarteichen in die Fechermühle fahren. Fast auf Hochtouren mussten die Gatter laufen, als unter der Ägide des jetzigen Inhabers Millionen Festmeter Fichtenholz aus dem Odenwald bearbeitet werden mussten. Bernd Korb belieferte damals lange Autobahnabschnitte, wo auf Baustellen Schutzwände aus Fichtenbrettern als seitliche Abgrenzungen errichtet werden mussten. Diese Geschäftsverbindung währte zweieinhalb Jahrzehnte lang. Auch in der Schweiz hatte Korb Kunden als Häuslesbauer.
Immer wieder muss Erste Hilfe geleistet werden
Hört man Bernd Korb zu, wenn er sagt, dass "wir im Tal alle zusammen helfen", dann klingt dies fast wie eine Schicksalsgemeinschaft. Wenn er vom Tal spricht, dann meint er die Nachbarn talaufwärts in der Nickelsmühle, in der Schreckenmühle, in der Zwieselmühle und in der seitlich im Schleifbach liegende Schleifmühle. Immer wieder gab es, auch mitten in der Nacht, Ereignisse in der Nähe der Fechermühle, bei denen sogar Erste Hilfe geleistet werden musste. Einmal war eine Frau mit ihrem Sächsle, einem Kleinmotorrad, von der Fahrbahn abgekommen und in den Bach gestürzt, ein anderes mal ereilte einen Autofahrer ein ähnliches Schicksal. Eines nachts klingelte es an der Haustüre, weil einem Autofahrer aus Hessen der Sprit ausgegangen war. Auch hier half der "Fechermüller" mit einem Kanister Treibstoff aus der Patsche. Wo die aus Michelrieth kommende Keisstraße direkt vor Korbs Anwesen eine scharfe Rechtskurve kurz vor der Haselbach-Bücke macht, kommt es bei bei Minustemperaturen immer wieder mal zu Glatteisunfällen. Im Laufe der Zeit ist hier fast ein Unfallschwerpunkt entstanden.
Das Verkehrsaufkommen ist nahe der Fechermühle mitunter beachtlich. Gerade mal einen Steinwurf entfernt trifft die Kreisstraße auf die von Hasloch kommende und in Richtung Schollbrunn führende Staatsstraße 2316, die den Hochspessart bei Rohrbrunn erschließt. Die Gegenrichtung der Staatsstraße erreicht Hasloch und führt weiter bis in den bayerischen Untermain bei Miltenberg. Bis Anfang der siebziger Jahre konnte Dorfprozelten als "letzter Zipfel des Landkreises Marktheidenfeld" erreicht werden.
Zwei Touristenpfade kreuzen sich hier
In direkter Nähe zur Fechermühle kreuzen sich auch zwei Touristenpfade. An der Ruine der Markus-Kapelle, die 1297 zur Wallfahrtskirche geweiht und im Bauernkrieg zerstört worden war, beginnt der Europäische Kulturwanderweg durch das romantische Mühlental. Ein stark frequentiertes Wanderziel ist die Karthause Grünau. Das ehemalige Karthäuserkloster erreicht man nach vierzig Minuten über einen Wanderweg am Rande des Kropfbachtales.
Im Pensionsalter wirft Bernd Korb (64) nur noch dann das Sägegatter an, wenn es seine Gesundheit erlaubt. Ganz zur Freude seiner Enkelkinder hat er sein Talent an der Motorsäge entdeckt. Die Nikolaus-Figuren, die er mit dem Sägeblatt anfertigt und mit den entsprechenden Farben versieht, haben längst auch das Interesse eines kleinen Kundenstamms geweckt.