Wenn Menschen im Dienstagstreff der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lohr zusammenkommen, dann sind sie immer persönlich gefragt – mit ihren Gedanken, Gewohnheiten, Vorlieben. "Ich will dem Herrn danken mit meinem Lied" - gemeinsam mit Interessierten ging Dekan Till Roth kürzlich dem Singen und Glauben nach.
Der Anlass – ein Geburtstag: 500 Jahre wird das evangelische Gesangbuch in diesem Jahr. Wie kam es, dass der Reformator Martin Luther Lieder in deutscher Sprache im Gottesdienst forderte? Bewusst glauben – der neue Blick auf mündige Menschen gab sich nicht mehr mit dem Singen der Priester zufrieden.
Doch nicht alle Reformatoren sahen es wie Luther: Zwingli war strikt gegen Gemeindegesang, Calvin schwankte. Aufzuhalten war der Gemeindegesang nicht.
Ein Streifzug durch die Geschichte wechselte sich mit kräftigem Gesang und lebhaften Gesprächen über eigene Präferenzen ab.
Lieder und Glaube? Da ist man mit "Macht hoch die Tür" schnell bei stimmungsvollen Adventsliedern oder bei Bonhoeffers "Von guten Mächten wunderbar geborgen". Letzteres wird nicht nur von Christen geschätzt. Entstanden im Gefängnis zur Zeit des Dritten Reichs, gibt das vertonte Gedicht auch heute noch Menschen Hoffnung und Trost in schweren Zeiten.
Gott loben? Das geht am besten mit Liedern, war im Dienstagstreff zu hören. Lieder in der Bibel? Da kommen die Psalmen in den Blick – das Gebetbuch der Bibel. Über die Hälfte dieser besonderen Bibeltexte im Alten Testament sind zum Gesang empfohlen. Hier drücken sich Menschen in ihrer ganzen Menschlichkeit aus: von Freude bis zu Trauer, von Jubel bis zu Rachegedanken – die singenden Psalmbeter lassen nichts aus. "Mit den Psalmen schaust du dem glaubenden Menschen ins Herz", so fasste Dekan Roth Gedanken Martin Luthers zusammen, der die Psalmen überaus schätzte. Luther selbst brachte und bringt mit "Vom Himmel hoch, da komm’ ich her" gesungene Weihnachtsfreude in viele Häuser.
Modernere Lieder wie "Ins Wasser fällt ein Stein" des zeitgenössischen Liedermachers Manfred Siebald bis zu vertrauten Klassikern wie Paul Gerhardts "Die güldne Sonne voll Freud und Wonne" – die Lieblingslieder ließen die ganze Bandbreite der Stilrichtungen leuchten. Ob auf Deutsch oder Englisch, aus dem greifbaren Liederbuch oder von der Leinwand gesungen: Vollkommen einig war man sich im Dienstagstreff, dass Singen den Gottesdienst und das ganze Leben bereichert.
Von: Carolin Esgen