Die Kindertagesstätten in Marktheidenfeld bewegen sich laut Stadtverwaltung an der Auslastungsgrenze. Deshalb soll ein zusätzlicher sechsgruppiger Kindergarten mit 75 Regel- und 40 Krippenplätzen gebaut werden. Aktuell gibt es in den fünf bestehenden Kitas insgesamt 301 Regelplätze und 117 Krippenplätze.
In seiner Sitzung am Donnerstag sollte der Stadtrat eigentlich beschließen, dass der neue Kindergarten auf einem 6300 Quadratmeter großen städtischen Grundstück an der Ludwigstraße neben der Grundschule errichtet werden soll. Doch dazu kam es nicht. Auf Antrag von Richard Oswald (CSU) wurde der vorgesehene Beschluss mit den Stimmen der Stadtratsmehrheit vertagt. Nun soll zunächst ein Ortstermin stattfinden, bei dem weitere in Betracht kommende Grundstücke in Augenschein genommen werden sollen.
Mehrere Standorte zur Auswahl
Architektin Corinna Lang (Birkenfeld) hatte diese Grundstücke im Auftrag der Stadt bereits untersucht und war zu folgenden Ergebnissen gekommen:
- Würzburger Straße: Der dort ins Auge gefasste 1300 Quadratmeter große Parkplatz sei nicht geeignet, da zu klein.
- Gründelwiese 1: Eine 3600 Quadratmeter große Fläche in diesem Gebiet sei geeignet, allerdings bestehe dort aktuell nur teilweise Baurecht.
- Gründelwiese 2: Eine 2400 Quadratmeter große Fläche in diesem Bereich sei geeignet, aber es bestehe aktuell kein Baurecht.
- Lohgraben: Eine 2300 Quadratmeter große Fläche in diesem Bereich sei weniger geeignet, es sei auch kein Baurecht vorhanden.
- Ludwigstraße: Eine 6300 Quadratmeter große Fläche an der Grundschule sei geeignet und schnell verfügbar.
Mit Blick auf die Fläche an der Grundschule sagte Architektin Lang, dort könne ein zweigeschossiges Kindergartengebäude mit Innenhof entstehen, wobei die vorhandenen Bäume weitestgehend erhalten blieben. Die Kosten für den Kindergarten einschließlich Außenanlagen schätzte sie auf rund 4,8 Millionen Euro brutto. Nicht enthalten in dieser Summe seien die Kosten für den Abriss vorhandener Bestandsgebäude auf dem Grundstück. Baubeginn könnte laut Lang im Sommer oder Herbst 2023 sein, Fertigstellung 2025.
Zweifel an prognostizierten Baukosten
Die Architektin hatte sich auf Wunsch von Bürgermeister Thomas Stamm (CSU) auch mit der Frage der Bauweise befasst. Ob der Kindergarten in klassischer Bauweise oder in Modulbauweise mit Fertigteilen gebaut werde, mache kostenmäßig keinen Unterschied, sagte sie.
Zwar biete die Modulbauweise bautechnisch Qualitätsvorteile, habe aber den Nachteil, dass ein späterer Umbau nicht möglich sei.
Dass in Sachen Kindertagesstätten Handlungsbedarf besteht, stand für die Ratsmitglieder außer Frage. Dennoch plädierten viele auf Vertagung des Beschlusses. Einige zweifelten auch daran, dass die genannten Baukosten von rund 4,8 Millionen eingehalten werden können. Helmut Adam (CSU) beispielsweise ging eher von sechs Millionen aus.
Ruth Haag (Grüne) wunderte sich darüber, dass man nicht im Norden der Stadt nach einem Kindergartenstandort gesucht habe, denn gerade in diesem Gebiet habe man dringenden Bedarf. Vom Grundsatz her sah dies auch Ludwig Keller (proMAR) so, allerdings falle ihm dort keine geeignete Fläche ein. Für ihn sei der Standort Ludwigstraße immer noch die Nummer 1.
Stadtrat erkennt Notwendigkeit des neuen Kindergartens an
Heinz Richter (proMAR) brachte mit Blick auf in der Vergangenheit häufig aus dem Ruder gelaufene Baukosten eine bei Modulbauweise mögliche Festpreisvereinbarung ins Spiel. Das hielt auch Dirk Hartwig (Grüne) für einen guten Weg.
Theoretisch wäre dies schon möglich, sagte dazu Architektin Lang, allerdings warnte sie vor der dann notwendigen europaweiten Ausschreibung und ihren Tücken.
Nach einigem Hin und Her und einer kurzen Sitzungsunterbrechung, in der sich die Fraktionen berieten, beschloss der Stadtrat mit 15:8 Stimmen, die Standortentscheidung zu vertagen und zeitnah einen Ortstermin zu machen.
Einstimmig hingegen fasste das Gremium den Beschluss, dass für den geplanten Kindergartenneubau weitere 25 Regelplätze, 28 Krippenplätze und fünf integrative Krippenplätze als bedarfsnotwendig anerkannt werden.