Beim Schleppertreffen des diesjährigen Heimat- und Quätschichfests erfuhr man am Traktor der Achtherrnholz-Gesellschaft einiges über deren lange Geschichte, sowie Holzarten. Der entsprechende Anhänger zog viele Interessierte an. Die Achtherrnholz-Gesellschaft existiert urkundlich belegt seit dem 29. September 1424. In diesem Jahr feiert sie ihr 600-jähriges Bestehen. Laut Marktgemeinde Kreuzwertheim zählt sie zu den ältesten ihrer Art in Deutschland.
Das Achtherrnholz, das ursprünglich von acht Kreuzwertheimer Bürgern erworben worden war, besitzt bis heute eine althergebrachte Einteilung in sogenannte Lauben. Eine Laube entspricht einer Fläche von vier Hektar, 80 Ar und 60 Quadratmetern, also 48.060 Quadratmetern. Im Besitz der Gesellschaft befinden sich insgesamt rund 43 Hektar Wald in den Abteilungen Achternschlag und Reinsteinerholz, die sich nach wie vor in Lauben einteilen.
Waldbesitz wurde größtenteils vererbt
Wolfgang Lutz ist aktuell "Achtherrnborchert" und damit Vorsitzender dieser Waldgenossenschaft. Er ist Teil eines siebenköpfigen Vorstandsteams. Die etwa 80 Mitglieder haben alle Waldbesitz im entsprechenden Gebiet. Das meiste sei vererbt worden, vor allem innerhalb Kreuzwertheimer Familien. Aber auch durch den Ankauf von Waldteilen im Gebiet der Genossenschaft werde man Mitglied und habe damit auch Verpflichtungen, erklärt Lutz.
Der Besitz der Mitglieder teile sich in "Schuh" und "Ruthen" auf, wobei eine "Ruthe" etwa 300 Quadratmeter entspreche. Jeder könne eine oder mehrere Ruthen besitzen und an- und verkaufen, so Lutz weiter. Zu den Aufgaben der Achtherrnholzgesellschaft gehört unter anderem die Pflege ihres Waldes, Neuplanzungen und Verbissschutz zum Beispiel durch Zäune. "Jedes Mitglied soll Arbeitsleistung für unsere Gemeinschaftsprojekte beitragen, unabhängig seiner eigenen Flächen". Das klappe nicht immer, auch da manche Mitglieder weiter weg wohnen – eines gar in Bangkok.
Der Vorstand beschließt, wo Holz geschlagen wird
"Das Achtherrnholz wird gemeinsam bewirtschaftet", betonte der Vorsitzende. Das gilt auch für die Holzernte. Der siebenköpfige Vorstand beschließt, was und wo im Gebiet eingeschlagen wird. "Das Holz wir vor allem für den Eigenbedarf der Mitglieder als Brennholz genutzt." Eigene Entscheidungen über das Fällen von Bäumen auf ihren Flächen dürften die Besitzer nicht treffen. "Die Achtherrnholzgesellschaft ist eigentlich reine Traditionsgeschichte", sagt Lutz und betont, dass es dabei nicht um den großen Gewinn gehe.
Lutz wurde für zwei Jahre in sein Amt als Borchert gewählt. Vor jeder Wahl findet eine Begehung des Gebiets statt. Gleichzeitig mit ihm wurde auch schon sein Nachfolger gewählt. Dies wird Andreas Michel sein, der bereits dem Vorstand angehört. Der Borchert bekommt für seine Amtszeit auch bestimmte Insignien, eine Lade aus dem 18. Jahrhundert und ein "Rechte Beil."
Jubiläumsfeier am 28. September
Ihr 600-jähriges Jubiläum feiert die Achtherrnholz-Gesellschaft Kreuzwertheim am 28. September 2024. Um 14 Uhr trifft man sich am Parkplatz der Bachwiesen und läuft zu den Forellenteichen. Dort wird ein Gedenkstein zum Jubiläum enthüllt. Dort wurden auch Sitzgelegenheiten dauerhaft aufgestellt. Anschließend geht es zum Grenzbegang des Achtherrnholzgebiets. Um 18 Uhr findet dann eine öffentliche Jubiläumsfeier im Fürstin-Wanda-Haus Kreuzwertheim statt.