Die Freude zur Öffnung der Außengastronomie auf der Bayerischen Schanz ist dem Wirtspaar Michaela Münch und Marcel Jähnsch anzumerken. Das Landratsamt Main-Spessart hatte am Freitag – für viele Gastronomen überraschend – die Bewirtung unter strengen Hygieneauflagen genehmigt. "Vor Juni hätten wir nie mit einer Öffnung gerechnet", zeigen sich die beiden Gastronomen des bekannten Ausflugslokals, das zum Lohrer Stadtteil Ruppertshütten gehört, jedoch verwundert.
Viel Arbeit steht den Inhabern in den kommenden Tagen bevor. Vor allem heißt es für die beiden Wirtsleute, erst einmal kurzfristig die Verfügbarkeit der Mitarbeiter festzustellen. "Das wird jetzt die große Herausforderung", sagt Münch, die den idyllisch gelegenen Gasthof seit 2005 führt.
Um die nach den Hygieneauflagen etwa 100 Sitzplätze im Hof mit Gästen bedienen zu dürfen – normalerweise stehen im Außenbereich 300 Plätze und im Haus 100 Plätze zur Verfügung – braucht sie Personal. Personal, das nach der Corona-bedingten Schließung aller Gastronomiebetriebe über den Winter anderweitig eine Beschäftigung fand und jetzt nicht mehr aushelfen kann.
Großes Problem: der Personalmangel
"Früher hieß es, dass immer gegessen und getrunken wird – das sind sichere Arbeitsplätze", sagt die Wirtin. "Heute gilt die Gastronomie als unsicherer Arbeitsplatz." Die Hälfte ihrer sonst 30 Bediensteten stünde nicht mehr zur Verfügung. Dabei würde für die Wiedereröffnung mehr Personal benötigt als in normalen Zeiten, führt Münch aus: Zuweisung der Gäste an die Tische, Kontrolle der Testergebnisse und Kontrolle, ob die vorgeschriebene Maske außer am Sitzplatz selbst beim Herumlaufen getragen wird.
Münch zeigt sich ratlos: "Das kann doch nicht meine Aufgabe sein, unsere Gäste auf die Maskenpflicht hinzuweisen." Jähnsch und Münch sprechen von einer großen logistischen Aufgabe, die es jetzt zu bewältigen gilt. Nicht nur der Personalmangel bringt das Wirtspaar zum Grübeln. Auch die von der Regierung geforderte Reservierungspflicht für Speiselokale sei in einem Ausflugslokal nicht umzusetzen, erklärt Münch.
Nächstes Problem: Viele Gäste kommen spontan
"90 Prozent unserer Gäste kommen spontan." Damit meint sie Wanderer, Motorradfahrer und Radler, die teilweise als Gruppe erscheinen. "Da ist ein Tisch reserviert und die Gruppe verläuft sich", ergänzt ihr Partner. "Soll ich dann einen Tisch frei lassen und auf die Leute warten, während wiederum andere für diesen Zeitraum reserviert haben?"
Auch spiele bei den Reservierungen in der Bayerischen Schanz das Wetter eine große Rolle. Bei Regen finden kaum Besucher den Weg in den Gasthof. Bei Sonnenschein stehen die Ausflügler dagegen Schlange. Münch und Jähnsch zeigen sich dennoch zuversichtlich. "Wir wären bestraft, wenn wir nicht öffnen dürften", sagt Münch.
Seit dem Winter erprobten die Wirte einen To Go-Betrieb mit Kuchen, belegten Brötchen und Heißgetränken. Dieser soll auch weiterhin neben der anstehenden Öffnung am kommenden Samstag weitergeführt werden. Münch möchte damit ihren spontanen Besuchern auch die Möglichkeit zu einem Getränk und einer Vesper ermöglichen. Die Speisekarte wird sich für einen unkomplizierteren Betrieb in dieser Saison auf etwa fünf Gerichte verkleinern. Selbstbedienung besteht bereits seit Längerem.
Kurzfristiges Handeln bestimmt den Arbeitsalltag der Gastronomen seit jeher. In fünf Stunden kann Marcel Jähnsch seinen Außenbereich mit Bänken und Tischen bestücken – viele Plätze sind überdacht. "Jetzt hoffen wir auf ausreichend Personal, gutes Wetter und einen Betrieb durch den ganzen Sommer", erhofft sich der Wirt mit seiner Partnerin.