
Florian Lang, Projektmanager von "KomBi" und die Stadt Lohr luden zum "Praxistag Kommunalwald – wirtschaftlich, ökologisch, gemeinwohlorientiert" ein. Mehr als 35 Vertreterinnen und Vertreter bayerischer Kommunen, Forstbetriebsgemeinschaften und Behörden kamen. Der Tag bestand aus einem theoretischen Teil am Vormittag und einer Busexkursion in den Stadtwald am Nachmittag. Florian Lang und Michael Neuner, Leiter des Lohrer Forstbetriebs, führten durch den Tag, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt, der folgende Informationen entnommen wurden.
Am Vormittag führte Bürgermeister Mario Paul in die Veranstaltung ein: Zunächst zeichnete er den jahrzehntelangen Entwicklungspfad der nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Lohrer Stadtwald nach. Dabei würdigte er Bernhard Rückert, der von 1988 bis 2021 die Bewirtschaftung zukunftsfähig ausrichtete und sukzessive Politik und Stadtgesellschaft von seinem Weg überzeugen konnte. "Es braucht Menschen, die vorausgehen und mitreißen können. In Zeiten der Biodiversitätskrise und des Klimawandels sind sie wichtiger denn je", so Pauls motivierender Appell an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Michael Neuner übernahm 2021 die Leitung des städtischen Forstbetriebes und entwickelt seither die Bewirtschaftungskonzepte konsequent weiter. "Er zeigt in bester Weise, dass sich Natur- und Trinkwasserschutz mit Wirtschaftlichkeit vereinen lassen und die Stadt gibt ihre Erkenntnisse dazu gerne weiter", leitete der Bürgermeister in den fachpraktischen Teil über.
Moderne Bewirtschaftungsansätze
Michael Neuner präsentierte beeindruckende Zeitreihen und Kennzahlen, die verdeutlichen, warum der Lohrer Stadtwald bei den Bayerischen Wäldern ganz vorne mit dabei ist: 42 Vorratsfestmeter Totholz je Hektar, das zahlreichen Insekten und Pilzen Lebensräume und Nahrung bietet, 15 Biotopbäume je Hektar, die Höhlen für Vögel, Fledermäuse und Käfer aufweisen, dauerhafte Stilllegung von fünf Prozent der Stadtwaldfläche.
Zudem berichtete Neuner von bodenschonenden Rückeverfahren, einem absoluten Pestizidverzicht sowie dem ausschließlichen Einsatz biologisch abbaubarer Öle und Treibstoffe, um den Waldboden und das Trinkwasser bestmöglich zu schützen. Der Forstbetriebsleiter verheimlichte nicht, dass nachhaltige Waldbewirtschaftung in dieser Form die Kostenseite der Bilanz erhöhte. Mit qualifiziertem und motiviertem Personal, zielgerichteter Holzaufbereitung und -vermarktung sowie der konsequenten Nutzung von Förderinstrumenten übertreffe die Steigerung der Erlöse die Mehrkosten allerdings deutlich.
Von der Theorie zur Praxis
Beispiele und Anleitungen zur praktischen Umsetzung zeigte Michael Neuner am Nachmittag bei einer Busexkursion durch die Lohrer Wälder. Am ersten Halt wurde der hohe ökologische Wert von Totholz thematisiert. Im weiteren Verlauf der Fahrt erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer praxiserprobte Hinweise zur Verjüngung von Tanne, Buche und Eiche. Eine zielgerichtete Schalenwildbejagung sei hier ein wichtiges Instrument. "Unser Ziel sind lebensraumangepasste Schalenwildbestände, die das Aufwachsen einer gesunden Naturverjüngung zulassen", bekräftigte Neuner die Lohrer Strategie.
Diese hat nicht nur das Holz im Blick. Wasserrückhaltung und Speicherung als Beiträge zum Hochwasserschutz und zur Trinkwasserbildung sind ebenfalls von zentraler Bedeutung. Mit der Anlage von Teichen und Tümpeln wird die Kapazität, Wasser im Wald zurückzuhalten, erhöht und nebenbei entstehen neue Lebensräume für Amphibien und Libellen.