
Der Wirtschaftsstandort Lohr wird auch in Zukunft stark, wettbewerbsfähig und weltoffen sein. Doch wie geht das? Mit dieser Fragestellung besuchte eine Gruppe von Bündnis 90/Die Grünen das Familienunternehmen Walter Hunger GmbH & Co. KG Hydraulikzylinderwerk, heißt es in einer Pressemitteilung.
Das seit 1958 in Lohr ansässige international agierende mittelständische Unternehmen fertigt mit insgesamt 140 Mitarbeitern kundenspezifische Hydraulikkomponenten und Systemlösungen. In ihrem einleitenden Vortrag stellte die Vorsitzende der Geschäftsführung Ingrid Hunger anhand von Projekten und Forschungsaufträgen die hohe Qualität der eigenen Produkte dar, die unter anderem auf dem über Jahrzehnte gesammelten Knowhow beruht. Geschäftsführer Dr. Jan Hunger informierte die Besuchergruppe über zum Teil selbst entwickelte, hoch spezialisierte Oberflächenbeschichtungen, die für jeden Einsatz die technisch und wirtschaftlich optimale Lösung garantieren.
Im anschließenden intensiven Dialog zwischen den beiden Geschäftsführern und der grünen Delegation wurden Probleme aus Sicht der Wirtschaft und mögliche Lösungen auf kommunaler und höherer politischer Ebene diskutiert. Gregor Münch, Direktkandidat für die bayerische Landtagswahl und selbst Pädagoge, nahm die Kritik am heutigen Ausbildungssystem mit. Ingrid Hunger wünscht sich Mitarbeiter, „die teamfähig sind und Begeisterung für die Arbeit mitbringen, die gut auf das digitale Zeitalter vorbereitet sind, aber auch grundlegende technische Fähigkeiten erworben haben“. Auch als Vorsitzende des Arbeitgeberverbands der Region Main-Spessart setzt sich die Firmenchefin dafür ein, dass Betrieben mehr Freiheiten bei der individuellen Umsetzung der Ausbildungsinhalte eingeräumt werden. Kritik übte sie an der Möglichkeit, die Ausbildung zum Meister oder Techniker direkt nach Abschluss der Facharbeiterausbildung anhängen zu können, da die Absolventen für die vorgesehenen Tätigkeiten ohne nennenswerte Berufserfahrung nicht qualifiziert sind.
Alle Diskussionsteilnehmer stimmten darin überein, dass im Hinblick auf zukünftig benötigte Berufsqualifikationen gute soziale und nachhaltige Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. „Unser derzeit im Aufbau befindliches Gründerzentrum für digitale Startups könnte auch die Entwicklung hin zu Wirtschaft 4.0 mit dem Ausbau innovativer grüner Technologien in Lohr anschieben“, so der stellvertretende Vorsitzende des Lohrer Ortsverbands der Grünen, Dr.-Ing. Björn Janetzky. „Ein Gründerzentrum sollte einen Schwerpunkt auf die Hydraulik legen, um einerseits an Profil zu gewinnen und andererseits Lohr als Hydraulik-Cluster fit für die Zukunft zu machen“, ergänzte Dr. Jan Hunger.
Viel ökologisches Potential wird vom Lohrer Unternehmen bei der Mobilität gesehen. Durch eine flächendeckende Schienenanbindung und Reaktivierung stillgelegter Strecken könnten Gütertransporte konsequent von der Straße auf die viel umweltschonendere Schiene verlagert werden; „allein mit Blick auf die derzeit hochfrequentierten B26 würde das eine spürbare Entlastung für den Kreis Main-Spessart bei Abgasemission und Lärmbelastung bedeuten“, so Gerhard Kraft, Vorsitzender des Kreisverbandes der Grünen.
Beide Geschäftsführer ließen es sich trotz fortgeschrittener Zeit nicht nehmen, die interessierten Besucher durch die Betriebshallen zu führen. Stadträtin Ulrike Röder thematisierte die Reserveflächen der Firma im Zusammenhang mit der Knappheit von Gewerbeflächen in Lohr. Ingrid Hunger verwies auf den immensen Platzbedarf beim Bearbeiten und Verladen der riesigen Zylinder, so dass man froh ist, auch für mögliche Veränderungen über große Flächen zu verfügen.
Man war sich abschließend einig, einen solchen Austausch in regelmäßiger Folge fortzusetzen, um den Blick auf die Probleme der ortsansässigen Unternehmen zu erweitern.