Kaum hatte die Stadt Lohr am Donnerstag ihr erstmaliges Kapitel »Kinder- und Jugendliteraturfestival« aufgeschlagen, nahm es Tempo auf und lief rund. Im schulischen Bereich füllten am Freitag drei Bestsellerautoren Stadthalle und Nägelsee-Aula.
Die Lohrer Preisträgerin Alice Pantermüller las für die 3. bis 5. Klassen, wozu 600 Kinder angemeldet worden waren. Für die Klassen neun bis elf bestritt Monika Feth das Programm.
Unter den gut 300 Jugendlichen in der Aula waren Mädchen und Jungen der 6. bis 8. Klassen der Lohrer Georg-Ludwig-Rexroth-Realschule, der Gustav-Woehrnitz-Mittelschule, des Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums und der Pater-Alois-Grimm-Schule Kühlsheim. Zum Teil eifrig Notizen machend, folgten sie den Erzählungen des in Stuttgart lebenden Autors Thomas Thiemeyer (56) über seinen Werdegang zum Schriftsteller, Maler und Illustrator.
Harry Potter und Pinocchio
Unter anderem skizzierte er, wie man sich als Schreibender an einem Gerüst von Notizen entlang hangelt. »Der Anfang einer Geschichte muss funktionieren, sonst wird das nichts.« Danach las er aus dem ersten Band seiner Trilogie »Evolution – Die Quellen des Lebens«. Seine Hauptfiguren Jerome (»Jem«), dunkelhäutig und somit der »schwarze Peter«, und Lucie seien nicht »Mainstream«, sagte er. Ob sich im Lesen noch der kulturelle Geschmack der Jugend widerspiegelt? In oder out?
Wir fragten nach. Tabea Rose (12) aus Steinfeld geht in die 7. Klasse Realschule. Sie erinnert sich an ihr erstes Buch »Zauberkätzchen – ein magischer Sommer.« Mit sechs Jahren hatte sie es verschlungen. Wann immer etwas Zeit sei, lese sie – Fantasiegeschichten, Romane ihrer Mutter und vor allem Harry Potter: »Da ist man in Harrys eigener Welt.« Mit den Bänden ist sie fast durch. Daneben schreibt sie Geschichten über ihre Träume oder Begebenheiten, die ihr spontan einfallen.
Harry Potter hat es auch Sara Killian (13) aus Sackenbach angetan. »Die Charaktere kann ich nach meiner eigenen Fantasie ausschmücken, das gefällt mir.« Derzeit beschäftigt sie sich mit »Level 4 – die Stadt der Kinder«. Das Buch aus der Computerkrimireihe von Andreas Schlüter wird sie im Deutschunterricht vorstellen.
Zeitschriften und Fachbücher
»Ich lese nicht mehr so viel wie früher«, gesteht Kayra Akgün (12) aus Lohr. Als Achtjährige hätte sie bei den Geschichten von Pinocchio von Carlo Collodi mitgefiebert.
Ondine Renschler aus Kühlsheim war unmittelbar vor der Autorenlesung in Lohr noch in den Fantasy-Roman »Woodwalkers 6 – Tag der Rache« von Katja Brandis vertieft. Sie lese seit frühester Kindheit. »Viel, gerne und quer Beet.«
Meist leiht sich die Achtklässlerin Bücher in der Bibliothek aus. Sie interessieren vor allem Geschichten mit nicht vorhersehbarem Ausgang wie im Fall des Woodwalkers Pumajungen Carag.
Die beiden 13-Jährigen Hendrik Gaußenwein und Jason Zegowitz aus Kühlsheim erinnern sich an die Gute-Nacht-Geschichten, die ihre Eltern ihnen vorgelesen hatten.
Später waren ihre Favoriten die Detektivgeschichten »Drei Fragezeichen« von Justus Jonas. »Mittlerweile lese ich vor allem Fachzeitschriften über Autos«, sagt Hendrik. Jason hat es Traktoren-Fachlektüre angetan.