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Thüngen
Neue Groß-Photovoltaikanlagen geplant: Wird Thüngen zum Sonnendorf?
Auf dem Höhenzug zwischen dem Werntal und dem Affental könnte eine zweite Photovoltaikanlage mit maximal 60 Hektar entstehen. Ausführende Firma wäre hier die Firma 'Südwerk'.
Foto: Günter Roth | Auf dem Höhenzug zwischen dem Werntal und dem Affental könnte eine zweite Photovoltaikanlage mit maximal 60 Hektar entstehen. Ausführende Firma wäre hier die Firma "Südwerk".
Günter Roth
 |  aktualisiert: 11.02.2024 05:19 Uhr

Wenn man die letzte Sitzung des Marktgemeinderats Thüngen miterlebt hat, konnte man den Eindruck gewinnen, dass im Werntal ein echter Hotspot der Energiewende entsteht. Nach der großen Fotovoltaikanlage am Heßlarer Berg mit rund 39 Hektar Fläche soll nun südlich der Buchenhölle bis zur Staatsstraße nach Retzbach eine weitere Großanlage entstehen. Zusätzlich gibt es auch für den Bergrücken am südlichen Höhenweg in Richtung Affental erste Überlegungen für ein weiteres Feld, das im Maximalfall bis zu 60 Hektar umfassen könnte. Vertreter der Planungsfirmen stellten ihre Konzepte in der Werntalhalle vor.

Recht weit fortgeschritten, mit konkreten Vorstellungen ist das Projekt von "Solar-Konzept", das dessen Geschäftsführer Christoph Schmitt und Konrad von Thüngen erläuterten. Auf drei Teilflächen mit insgesamt 17 Hektar plus 5,4 Hektar als Ausgleichsfläche ist ein Solarpark vorgesehen, der im besten Fall 18 Megawatt an Sonnenstrom für rund 5000 Haushalte liefern könnte. Die Flächen seien so ausgewählt, dass zum einen die landwirtschaftlich hochwertigeren Areale ausgespart und daher für den Anbau erhalten bleiben würden und zum anderen genügend Austrittsmöglichkeiten für das Wild böten, erläuterte Konrad von Thüngen.

Auf dem Höhenzug zwischen dem Werntal und dem Affental könnte eine zweite Fotovoltaikanlage mit maximal 60 Hektar entstehen. Ausführende Firma wäre hier die Firma 'Südwerk'.
Foto: Fotomontage Südwerk | Auf dem Höhenzug zwischen dem Werntal und dem Affental könnte eine zweite Fotovoltaikanlage mit maximal 60 Hektar entstehen. Ausführende Firma wäre hier die Firma "Südwerk".

Neues Standbein neben Landwirtschaft und Brauerei

Die Familie von Thüngen sieht hier als Grundstückeigner ein neues Standbein neben der Landwirtschaft und der Brauerei, zumal die dort gelegenen wenig ertragreichen Böden geringe Bodenwerte von durchschnittlich 35 Punkten haben. Die landwirtschaftlich besseren Areale wurden dabei bewusst ausgespart.

Der vorgeschriebene Flächenausgleich soll nach Vorstellungen der Planer intern, also innerhalb des Geländes erfolgen. Dazu sind auf 5,4 Hektar extensives Grünland mit Obstbäumen und Heckenpflanzungen, ein Wiesensaum als Bienenweide und ein Wildkorridor zum benachbarten Waldstück Buchenhölle vorgesehen. Auch wird gegenwärtig ein Pilotprojekt mit ausgesetzten Fasanen erarbeitet.

Aufgrund des natürlichen Bodenreliefs und geeigneter Maßnahmen soll auch der Sichtschutz optimiert werden. Zu klären sind allerdings noch mögliche vorgeschichtliche Voraussetzungen im Boden, denn das Gelände wird vom Denkmalschutz als Freilandstation des Mittelpaläolithikums aufgeführt.

Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde

Sowohl der Geschäftsführer von Solar-Konzept als auch Konrad von Thüngen wiesen darauf hin, dass die Firma die Anlage entwickeln, bauen und betreiben werde. Für die Gemeinde würden gemäß des üblichen Splittings entsprechende Gewerbesteuereinnahmen abfallen und für die Bürger sollte die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung an der Maßnahme sein. Als besonderes Schmankerl bot Schmitt die finanzielle Unterstützung seiner Firma bei der Umsetzung eines gewünschten Fahrradweges nach Retzbach an.

Aufgrund des fortgeschrittenen Planungsstadiums könnte das Projekt nach Zusage der Marktgemeinde Thüngen und nach Durchführung der vorgeschriebenen Schritte vom Aufstellungsbeschluss bis zur Baufreigabe im Lauf des nächsten Jahres erfolgen.

Noch weit von diesen Planungsschritten entfernt, aber deutlich umfassender in der räumlichen Ausdehnung ist das zweite Solarfeld-Vorhaben der Firma Südwerk in Burkunstadt, deren Geschäftsführer Manuel Zeller Bosse seine Vorstellungen in Zusammenarbeit mit Eric von Thüngen vorstellte. Das Gebiet erstreckt sich auf dem Bergrücken zwischen Thüngen und dem Affental.

Auf drei Teilflächen von insgesamt 17 Hektar soll eine Fotovoltaikanlage mit einem Ertrag von 18 Megawatt zwischen der Staatsstraße nach Retzbach und der Buchenhölle entstehen.
Foto: Fotomontage Solar-Konzept | Auf drei Teilflächen von insgesamt 17 Hektar soll eine Fotovoltaikanlage mit einem Ertrag von 18 Megawatt zwischen der Staatsstraße nach Retzbach und der Buchenhölle entstehen.

35 000 Tonnen Kohlendioxid könnten eingespart werden

Seitens der Vorgaben der Technik und der Raumordnung mit Ausgleichsflächen und Sichtschutz sind die Unterschiede vom Plan im Norden nicht so gravierend, wohl aber in Bezug auf die Flächengröße und der Besitzverhältnisse. Zwar umfasst das gesamte Areal maximal rund 60 Hektar, dabei handele es sich aber nach Aussage von Südwerk um Vorschläge, über deren Auswahl und Umsetzung noch diskutiert werden müsse.

Auch sind hier die Eigentumsverhältnisse differenzierter. So könnten jährlich bis zu 60 Megawatt erzeugt und etwa 35 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Auch hier sollten die Ausgleichsmaßnahmen und nötige Wildpassagen innerhalb der Fläche umgesetzt werden und der Sichtschutz sei mithilfe von Hecken und anderen Bepflanzungen zu gewährleisten, so Zeller Bosse. Der Baubeginn könnte im Herbst nächsten Jahres sein.

Auf drei Teilflächen von insgesamt 17 Hektar soll eine Fotovoltaikanlage mit einem Ertrag von 18 Megawatt zwischen der Staatsstraße nach Retzbach und der Buchenhölle entstehen.
Foto: Günter Roth | Auf drei Teilflächen von insgesamt 17 Hektar soll eine Fotovoltaikanlage mit einem Ertrag von 18 Megawatt zwischen der Staatsstraße nach Retzbach und der Buchenhölle entstehen.

Auch Südwerk verspricht der Gemeinde Thüngen Gewerbesteuereinnahmen, allerdings erst sobald Gewinne fließen sowie die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung.

Gemeinderat befasst sich nach der Sommerpause mit diesem Thema

Beide Solarprojekte würden den erzeugten Strom in das Umspannwerk bei Karlstadt einspeisen, was natürlich einige Zusatzkosten mit sich bringt, die bei zwei Anlagen natürlich geteilt werden könnten.

Während es zum ersten Solarprojekt nahe der Buchenhölle nur wenige Anmerkungen aus dem Gemeinderat gab, wurde zur Höhenanlage gezielter nachgefragt. Dabei ging es um die Akzeptanz bei der Vielzahl von Einzelflächen und um die Eingriffe in die dortige Natur, zumal der Höhenweg gewissermaßen das Naherholungsgebiet der Marktgemeinde sei.

Sebastian Heidenfelder warf auch für beide Maßnahmen die Frage auf, ob es gut sei, für den Strom landwirtschaftliche Flächen zu verbrauchen. Es bestehe letztendlich die Gefahr, dass wir künftig keine Energieträger mehr importieren müssten, stattdessen aber Lebensmittel.

Der Marktgemeinderat wird sich nach Auskunft von Bürgermeister Lorenz Strifsky nach der Sommerpause ausführlich mit diesem Thema befassen.

 
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  • T. N.
    Wann kommt die Unterschriften Liste gegen das Projekt? Die Demo,die Strassenblockaden usw. Rettet die ,egal, Hauptsache gegen was. Also los geht's.
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  • C. D.
    Strom ist Kalorienarm grinsen
    Das gesunde Essen kann man sich alles einsparen , weil es ja im Supermarkt alles
    gibt und anscheinend alles andere nicht mehr benötigt wird.
    Ob jemals Gewerbesteuern fließen wage ich stark zu bezweifeln und die einzigen
    Gewinner sind die Solarpark - Besitzer.
    Was man da alles der jüngeren Generationen für später überlässt !
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  • F. B.
    Der pure Wahnsinn. Wenn uns nichts besseres einfällt als gute Ackerflächen zu verbrauchen, dann gut Nacht schöne Gegend.
    Thüngen ist eh die Gemeinde in MSP mit der kleinsten Gemarkung.
    Also Fläche ist eher das letzte mit der man kleckern sollte.
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