Abriss und Neubau oder eine einfache Sanierung? Diese Optionen stehen für die von verschiedenen Vereinen als Lagerraum genutzte alte Schule in der Wombacher Dorfmitte im Raum. Im Bauausschuss des Stadtrats gab es jetzt Zahlen zu den beiden Varianten sowie eine kontroverse Diskussion, allerdings noch keine Entscheidung.
Die Frage der Zukunft des Fachwerkgebäudes direkt neben Feuerwehrhaus und Musikerheim steht schon länger im Raum. Die Stadt möchte die Immobilie abstoßen, um sich von Ballast und Kosten zu trennen. Doch ein Verkauf scheidet aus, weil die drei Gebäude auf einem Grundstück stehen und sich dieses nicht sinnvoll teilen lässt.
Bei einem Ortstermin hatten sich die Räte vor einigen Wochen mit Vertretern von Feuerwehr, Musikverein und Carnevalsclub ein Bild von Zustand und Nutzung des Gebäudes gemacht. Erkenntnis: Zu mehr als Lagerräumen taugt der Bau nicht. Die sanitären Anlagen sind wegen eines Kanalschadens außer Betrieb, die meisten Räume stehen leer. Die Technik ist auf dem Stand der 1960er Jahre.
Den Vereinen, das wurde damals deutlich, wäre ein Abriss und Neubau am liebsten. So könnte der in Musikerheim und Feuerwehrhaus fehlende Platz geschaffen werden, so ihr Argument. Doch im Rat gab es jetzt auch andere Stimmen.
Zahlen zum Raumbedarf
Zunächst hatte der stellvertretende Bauamtsleiter dort Zahlen präsentiert. Demnach bietet die alte Schule eine Nutzfläche von rund 210 Quadratmetern. Die das Gebäude nutzenden Vereine hätten bei einer Abfrage einen Raumbedarf von gut 150 Quadratmetern gemeldet, wobei alleine rund 90 Quadratmeter auf die Feuerwehr entfielen, unter anderem für Spinde. Außerdem wünsche die Feuerwehr sechs Alarmparkplätze für ausrückende Feuerwehrleute, so Kempf.
Für einen Abriss des Gebäudes nannte er Kosten von 75.000 Euro. Den Neubau eines eingeschossigen Lagergebäudes bezifferte er auf 190.000 Euro, die Kosten für die Außenanlage auf 65.000 Euro. Macht zusammen: 330.000 Euro.
Da die Bausubstanz der alten Schule "eigentlich ganz gut sei", erschien Kempf jedoch eine einfache Sanierung als die "vielleicht sinnvollste Lösung". Dabei wäre ausschließlich frostfreier Lagerraum ohne Toiletten zu schaffen. Die Kosten schätzte Kempf auf 156.000 Euro, die für einen außen anzubauenden Aufzug auf weitere 100.000 Euro. Macht zusammen knapp 260.000 Euro.
Als dritte, eher theoretische Option nannte Kempf, die alte Schule abzureißen und lediglich Alarmparkplätze für die Feuerwehr zu schaffen. Kosten hierfür: insgesamt rund 155.000 Euro. Neubau und Parkplätze auf der Fläche unterzubringen, sei nicht möglich.
Mit Blick auf einen Abriss sagte Bürgermeister Mario Paul, dass die Kosten hierfür die Stadt tragen müsste. Der Neubau wäre hingegen "eher Sache der Vereine mit einem größeren Zuschuss der Stadt".
Unterschiedliche Positionen
In der Diskussion zeigten sich zwei unterschiedliche Positionen. Auf der einen Seite standen die Befürworter von Abriss und Neubau: Dirk Rieb (CSU), Peter Sander (FDP), Eric Schürr (Bürgerverein), Thomas Nischalke (SPD) und Brigitte Kuhn (CSU) verwiesen unter anderem darauf, dass der Wunsch der Vereine Gewicht haben müsse, da diese das Gebäude mit Leben füllen und sich um dieses kümmern sollten. Der Zustand des Gebäudes sowie die ungewissen Kosten einer Sanierung waren weitere Argumente.
Ruth Steger (SPD) erklärte, "im Prinzip für eine Sanierung" zu sein, sich jedoch "der Meinung der Allgemeinheit anschließen" zu wollen. Eine solch allgemeine Meinung ergab sich aus der Diskussion freilich nicht. So sprach sich Mathilde Lembach (Grüne) gegen den Abriss eines "intakten Gebäudes" aus. Das jetzige Gebäude biete so viel Platz, dass man neben den Vereinen eventuell auch die derzeit im Fischerhaus am Kirchplatz lagernde Sammlung von Schulwandbildern des Schulmuseums unterbringen könnte. Überdies, so Lembach, müsse man bei allem Respekt vor dem Engagement der Wombacher Vereine auf eine Gleichbehandlung aller Lohrer Vereine achten.
Auch Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sprach davon, dass der Wunsch der Vereine nicht allein ausschlaggebend sein dürfe. Eine Sanierung sei ressourcenschonender und billiger als Abriss und Neubau. Riedmann sagte, dass man den Vereinen eine größere finanzielle Beteiligung auch an einer Sanierung abverlangen könne – "sonst kommt jeder Verein". Dazu erklärte Bürgermeister Paul, dass man "niemanden zwingen", das Thema aber mit den Vereinen besprechen könne.
Gespräch mit Vereinen
Eine Entscheidung war in der Sitzung am Montag nicht vorgesehen. Stattdessen, so Paul, wolle man im Zuge der nahenden Haushaltsberatungen mit den Vereinen sprechen. Auch die finanziellen Möglichkeiten der Stadt müsse man beleuchten. Dazu zeichneten sich unerfreuliche Entwicklungen ab, so Paul mit Blick etwa auf eine sich anbahnende Erhöhung der Kreisumlage.
Man werde die Vereine "wie immer" zu weiteren Gesprächen einladen, so Paul. In der Sitzung waren etliche Vereinsvertreter anwesend. Sie hatten sich im Vorfeld allerdings etwas geärgert: Wie schon zum Ortstermin vor einigen Wochen seien sie auch über den Termin der Beratung im Bauausschuss vom Rathaus nicht informiert worden, sagten mehrere Vereinsvertreter gegenüber der Redaktion.