Die Anlieger bekommen kein Geld zurück, müssen aber für den Ausbau der Billingshäuser Straße auch nichts nachbezahlen. So lässt sich die Antwort der Gemeindeverwaltung auf eine zur Bürgerversammlung für Zellingen und Retzbach vorab eingereichte Anfrage von Kornelia Gehret zusammenfassen.
Für den Ausbau der Billingshäuser Straße hatten die anliegenden Grundstückseigentümer am 27. März 2012 Bescheide für Vorausleistungen auf ihren Straßenausbaubeitrag erhalten. Unter anderem weil die Schlussrechnung fehlte, konnte bis zum 31. Dezember 2018 keine Endabrechnung erfolgen. Bekanntlich wurde im vergangenem Jahr, am 26. Juni 2018, das Bayerische Kommunalabgabengesetz derart geändert, dass rückwirkend bis zum 1. Januar keine Straßenausbaubeiträge mehr erhoben werden durften. Die neue Regelung gilt aber nicht für Bescheide (inklusive Vorausleistungsbescheide), die vor dem Stichtag erlassen wurden. Bürgermeister Wieland Gsell erklärte in der Bürgerversammlung, sofern die vor dem Stichtag erlassenen Bescheide bestandskräftig sind, erfolge keine Rückerstattung der gezahlten Vorausleistungen. Auch wäre der endgültig ermittelte Beitrag höher ausgefallen.
Maßnahmenpaket der Gemeinde
In der zweiten vorab eingereichten Anfrage ging es um die Grundschule "An der Hecke" in Retzbach, das zweite Schulhaus der Grundschule Zellingen, in dem die ersten beiden Jahrgangsstufen unterrichtet werden. Bürgermeister Wieland Gsell erklärte, dass die Erneuerung eines Teils der Außentreppe und die Reparatur des Plasters auf dem Weg zum Pausenhof abgeschlossen sind. Beauftragt seien die Erneuerung von Fußböden in Klassenzimmern, die Brandschutz-Alarmierung und die Reparatur einer Türe (Wassereintritt). Letzteres könne erst ab einer dauerhaften Außentemperatur von über zehn Grad Celsius erfolgen. Die Eingangstüre werde nun nach drei erfolglosen Reparaturversuchen durch eine neue ersetzt.
Weiter erklärte der Bürgermeister, die Schulleitung wünsche schon lang zur Vereinfachung es Betriebs den Verzicht auf das zweite Gebäude, zumal die Schülerzahlen sinken. Denkbar seien ein Anbau an die Zellinger Grundschule auf dem Spielplatz Mathildenweg oder grundsätzlich auch ein Neubau. Darüber werde es bald ein Gespräch an der Regierung von Unterfranken geben.
Ängste von Eltern
Mit diesen Auskünften waren Vertreter des Elternbeirats nicht zufrieden. Eine Mutter warf dem Bürgermeister vor, auf zwei Schreiben hin habe es nicht einmal eine Empfangsbestätigung gegeben. Sie sprach von gefährlichen Mängeln im Brandschutz und von Feuchtigkeit nebst Schimmel. Es gehe um die Gesundheit der Kinder, sie habe Angst um ihre Tochter. Ein Vater verdeutlichte, für einen Feueralarm müsse im Lehrerzimmer jemand den Knopf für die Pausenklingel eine Minute gedrückt halten und es fehle ein zweiter Fluchtweg. In Kellerräumen müssten der Lehrer oder die Lehrerin im Brandfall jedes Kind einzeln aus dem Fenster heben, was vermutlich nicht für alle zu schaffen sei.
Der Bürgermeister sagte dazu, dass die Schreiben an die Gemeinderäte weiter geleitet wurden, was Andrea Heßdörfer (Freie Bürger) auch bestätigte. Im Übrigen male der Elternbeirat Katastrophenszenarien, die Verwaltung beurteile die Lage anders. Er gab zu bedenken, auch privat würde niemand in ein Haus mit ungewisser Zukunft groß investieren. Für das Schulgebäude habe es ein Sanierungskonzept gegeben, aber angesichts rund fünf Millionen Euro Kosten sei es nicht weiter verfolgt worden. Die derzeitige Maxime laute, den gefahrlosen Betrieb aufrecht zu erhalten. Über die Zukunft des Schulgebäudes werde der Gemeinderat entscheiden - nach dem Gespräch mit den Vertretern der Regierung.
Rektorin: kein Kommentar
Rektorin Evelyn Nickel wollte auf Anfrage unserer Redaktion zum Zustand des Schulgebäudes in Retzbach und zu den Aussagen des Elternbeirates darüber keine Stellungnahme abgeben.
Der Elternbeirat teilte in der Bürgerversammlung mit, dass vermutlich die Lotsenstellen in der Vorstadt und am Zellinger Rathaus aufgegeben werden müssen, weil sich keine neue Elternlotsen mehr fänden. Dann gäbe es in Zellingen keine gesicherte Übergänge für Schüler mehr. Mit einem Aufruf im Mitteilungsblatt hofft man, dies zu verhindern.
Die Frage, ob der Brunnen am Zellinger Spätzplatz irgendwann einmal wieder "sprudeln" werde, verneinte der Bürgermeister, da sich mit der Zeit am Brunnen ein schleimiger Biofilm bilden würde. Daraufhin meinte Alfred Günther, dann könne man den Brunnen auch abbauen.
Verschlammter Weg
Ein Bürger klagte, bei Regen verwandle sich der Weg zwischen dem Mähderweg und dem Gewerbegebiet in eine Schlammlandschaft. Der Grund dafür seien Schäden durch die Befahrung mit Autos, insbesondere führen dort Pferdehalter zu ihren Weiden. Bürgermeister Wieland Gsell versprach Abhilfe im Rahmen des Straßenunterhalts, für den 150.000 Euro im Haushalt eingeplant sind, 30.000 Euro mehr als im Vorjahr. Allerdings wurden da laut dem vorläufigen Ergebnis nur knapp 31.000 Euro ausgegeben.
Bewirtet wurde die Versammlung in der Zellinger Friedrich-Günther-Halle wieder von den Turedancern. Besucht war sie von 40 Bürgern (0,7 Prozent der Einwohner von Zellingen und Retzbach). Das waren schon fast traditionell deutlich weniger als in Duttenbrunn. Dort hatte der CSU-Ortsverband die Bewirtung übernommen und der Saal im Haus der Bürger war mit 68 Besuchern (fast 14 Prozent) gefüllt.