Die Stadt Lohr spielt mit dem Gedanken, ihr Freibad organisatorisch neu aufzustellen. Konkret gibt es die Überlegung, ob das Main-Spessart-Bad weiter im Rathaus verwaltet oder einem der beiden Eigenbetriebe zugeschlagen werden soll, etwa den Stadtwerken. Ein solcher Schritt könnte womöglich steuerliche Einsparungen bewirken.
Zur Klärung möglicher Effekte hat die Stadt nun eine Beraterfirma hinzugezogen. Den entsprechenden Beschluss fasste der Stadtrat im nichtöffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung.
Auf Anfrage dieser Redaktion erklärte der städtische Pressesprecher Dieter Daus, es gehe darum, "mögliche Synergien zu heben". Konkret sollen mögliche organisatorische Verbesserungen im Bereich der zwei Eigenbetriebe Stadthalle und Stadtwerke sowie des Freibades untersucht werden. "Im Endeffekt geht es um mögliche Steuerersparnisse", so Daus, insbesondere um das Verringern von Defiziten. Ob und in welchem Umfang das gelingen werde, sei noch nicht vorhersehbar.
Die Stadtwerke könnten durch den Freibad-Verlust Steuern sparen
Am wahrscheinlichsten wäre wohl, das Freibad den Stadtwerke zuzuschlagen. Bei den finanziellen Überlegungen könnte dabei der sogenannte steuerliche Querverbund im Fokus stehen. Hinter dem Begriff verbirgt sich grob vereinfacht, dass die Stadtwerke den Überschuss, den sie alljährlich in Millionenhöhe aus der Beteiligung an der Energieversorgung Lohr-Karlstadt einnehmen, mit dem Defizit von Stadtbus, Parkeinrichtungen oder Nahwärmenetz gegenrechnen. Dadurch sparen die Stadtwerke Steuerzahlungen ein.
Auch beim Main-Spessart-Bad schlägt alljährlich ein hohes Defizit zu Buche. Für 2021 war es auf rund 650¼000 Euro veranschlagt. Das Freibad-Defizit böte sich also ebenfalls zur steuerlichen Querverrechnung an. Ob sich dadurch allerdings in größerem Stil Steuern sparen ließen, hängt davon ab, wie sich die Defizite der jetzigen Stadtwerkssparten und im Gegenzug die Höhe des Überschusses aus der Energie-Beteiligung entwickeln.
Energieerzeugung oder E-Ladestationen als neues Geschäftsfeld?
Eine kurze Diskussion dazu gab es auch in der jüngsten Sitzung des Werkausschusses am vorvergangenen Montag. Dort hatte Clemens Kracht (Grüne) gefragt, ob es nicht Sinn mache, den Stadtwerken neue Geschäftsfelder zu verschaffen. Er begründete dies damit, dass die Stadtwerke 2022 nach kräftigen Gebührenerhöhungen im Bereich Abwasser voraussichtlich einen größeren Überschuss von rund einer halben Million Euro einfahren werden. Diesen Überschuss müssten die Stadtwerke versteuern, sofern man dies nicht mit einem entgegenstehenden Defizit verrechnen könnte. Als mögliche neue Geschäftsfelder für die Stadtwerke brachte Kracht die Energieerzeugung oder den Betrieb von Ladestationen ins Gespräch.
Stadtwerkechef Otto Mergler sagte dazu, dass es unter bestimmten Voraussetzungen am ehesten möglich wäre, den Stadtwerken einen Bäderbetrieb zuzuschlagen. Allerdings ließ er erkennen, dass er mögliche steuerliche Effekte wohl für eher überschaubar hält.
Blick nach Karlstadt: Dort gehört das Bad bereits den Stadtweken
Uli Heck (Freie Wähler) sprach sich indes mit Nachdruck dafür aus, den Betrieb des Freibads den Stadtwerken zuzuordnen. Er wisse aus Erfahrung, dass dies bei anderen Kommunen sehr gut laufe. Heck könnte dabei die Stadt Karlstadt im Blick gehabt haben, wo er beruflich der geschäftsleitende Beamte im Rathaus ist. In Karlstadt ist das Freibad in die Stadtwerke integriert.
Bis klar ist, ob es auch in Lohr so kommt, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Nach Aussage von Daus soll die Beraterfirma bis Ende des Jahres ihre Untersuchung abgeschlossen haben.