Gut 550 Besucher erlebten in der Lohrer Stadthalle mit der Schau „Danceperados of Ireland“ eine hingebungsvolle Hommage an die irische Musik, an den Stepptanz und natürlich an das Nationalgetränk „ischke baha - Wasser des Lebens“, das aber unter dem Namen Whiskey weltweitbekannt ist.
„Ja, wir Iren können einfach das Tanzen, Singen und Spielen nicht sein lassen. Es liegt uns im Blut“, stellte die Moderatorin Geraldine MacGowan gleich nach dem ersten Intro fest und es schien augenblicklich, als ob dieses besondere Gen ansteckend ist und das Publikum von Anfang an nicht nur in Atem hielt, sondern ihm diesen zeitweise fast raubte. Frei aus dem Englischen übersetzt sind die Danceperados schließlich die Tanzwütigen. Schon nach dem ersten Tanz gab es Jubel, frenetischen Beifall und Bravo-Rufe.
Zehn junge, athletische und leidenschaftliche Tänzer, mit perfekter Choreografie und rasantem Tempo, standen natürlich im Mittelpunkt. Doch die musikalische Begleitung mit Perkussion und Drums, mit Keyboard, Akkordeon und Gitarre standen dem in nichts nach.
Ganz besonders begeisterte die junge Joanna Hyde an der irischen Fiddle. Vor allem aber: ob Tanz, Instrumental oder Gesang, es war alles live. Bei den „Danceperados“ gibt es kein Playback.
Durch diese absoluten Livevorführungen sorgen die meist jungen Leute für Authentizität und direkte Nähe zu ihrem Publikum. Da geht auch mal etwas schief, wenn einer der Stepptänzer ausrutscht oder wenn das unglaublich wilde Instrumentalstück der Band „Whiskey you are the Devil“ sogar die Tänzerinnen hinter den Kulissen zum spontanen Mittanzen verleitet, was aufmerksamen Zuschauern nicht verborgen bleibt.
Lebendiges Stück Tradition
Irischer Stepptanz ist in der Tat ein heute noch lebendiges Stück irischer Tradition und entwickelte sich wohl aus keltischen Wurzeln, so die Moderatorin MacGowan. Schon junge Mädchen und Buben vollziehen die typischen Schritte und Figuren nach. Generell gibt es den mit den „Hard shoes“ mit nagelbeschlagenen Schuhen oder die softe Variante mit ballettähnlichen Schuhen. Auf der Grünen Insel werden jährlich Wettbewerbe ausgerichtet.
Für die notwendige Begleitung der Tänze und für die typische irische Musik war die sechsköpfige Band zuständig. Im Wechsel mit einfühlsamen Balladen, von MacGowan ergreifend interpretiert, und aberwitzigen, vor Lebenslust sprühenden Songs rissen sie ihr Publikum mit.
Dass sich in Irland Musik, Tanz und der Whiskey seit Generationen nicht nur ergänzen, sondern geradezu gegenseitig bedingen, erfuhren die Gäste von der Moderatorin MacGowan.
Schon zu Beginn wurde das in einen kurzen Zwiegespräch deutlich, als ein Bauernpaar verzweifelt überlegte, wie viel von der geringen Getreideernte zum Essen oder zum Whiskey-brennen verwendet werden solle. Schließlich musste man hohe Steuern an die englischen Herren entrichten.
So zog sich das Nationalgetränk, „The Water of Life“, durch die irische Geschichte und den Tanzabend in Lohr. Vom Niedergang der einst 400 Destillerien war die Rede, von den „Ablegern“ in Schottland oder USA und von Al Capone während der amerikanischen Prohibition.
Nach über zwei Stunden gelebter und ansteckender Freude am irischen Stepptanz und an der irischen Musik dankte das Publikum mit stehendem Applaus und frenetischen Zugabe-Rufen. Ein kleiner Wermutstropfen aber zum Schluss: Etwas weniger künstlicher Nebel und geringere Lautstärke aus den Boxen hätte noch mehr Freude bereitet.