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Lohr
"Wir sind noch weit entfernt"
'Frauen 2023' lautete das Thema einer Podiumsdiskussion der Grünen am Mittwochabend in der Alten Turnhalle mit (von links) Angelika Rütz-Holst, Bärbel Imhof, Katharina Schulze, Kerstin Celina, Anja Baier und Armin Beck.
Foto: Monika Büdel | "Frauen 2023" lautete das Thema einer Podiumsdiskussion der Grünen am Mittwochabend in der Alten Turnhalle mit (von links) Angelika Rütz-Holst, Bärbel Imhof, Katharina Schulze, Kerstin Celina, Anja Baier und Armin Beck.
Monika Büdel
 |  aktualisiert: 15.06.2023 02:26 Uhr

"Ich möchte Bayern zum ersten gleichberechtigten Bundesland machen." So hat Katharina Schulze, Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl in Bayern, ihr politisches Ziel am Mittwochabend in Lohr benannt. Über "Frauen 2023" diskutierten Kandidierende für den Bezirks- und Landtag.

Neben Katharina Schulze, die derzeit auch Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag ist, stellten sich Anja Baier, Direktkandidatin für den Landtag aus Karlstadt, der Karlstadter Listenkandidat Armin Beck, Bezirkstagsdirektkandidatin Bärbel Imhof (Lohr) und Listenkandidatin Angelika Rütz-Holst (Zellingen) der Debatte. Die unterfränkische Spitzenkandidatin für den Landtag, Kerstin Celina, moderierte das Gespräch in der gut gefüllten Alten Turnhalle.

"Wir sind noch weit entfernt", sagte Kathrin Hartmann, Kreisvorsitzende der Grünen, eingangs zum Thema Gleichberechtigung. Dafür lieferten die Teilnehmenden Beispiele aus verschiedenen Bereichen. Dabei spielten auch die Eindrücke eine Rolle, die sie zuvor bei ihren Stationen durch den Landkreis gesammelt hatten.

Geben Frauen ganz oder teilweise den Beruf auf, droht Altersarmut

Der Besuch bei der Caritas-Sozialstation St. Rochus in Lohr und des Kinderhauses "Zur heiligen Familie" in Karlstadt lieferte den Aufhänger zum Thema Sorge-Arbeit, oft vom Englischen her auch als Care-Arbeit bezeichnet. "Im Zweifel sind es die Frauen", sagte Schulze, die einspringen, wenn die Kita wegen eines Personalengpasses um 11.30 Uhr schließt oder wenn die alten Eltern Hilfe brauchen. "Sorge-Arbeit und Beruf muss für alle vereinbar sein und auf mehr Schultern verteilt werden", sagte Schulze. Geben Frauen dafür ganz oder teilweise ihren Beruf auf, führe das mitunter zu Altersarmut.

Als Beitrag zur Verbesserung der Lage von Pflegenden sehen die Grünen das gerade verabschiedete Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz. Laut Rütz-Holst gibt es fünf Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland. 84 Prozent würden von Angehörigen, vor allem von Frauen, gepflegt. Celina kritisierte, dass dort, wo vor allem Frauen arbeiteten, ob in der Kinderbetreuung oder in der Kranken- und Altenpflege, schlechtere Löhne gezahlt würden als in Berufen, in denen hauptsächlich Männer arbeiteten.

Kritik am Rollenverhalten von Männern und Frauen

Armin Beck griff das Thema Frauen in Führungspositionen auf. Praktisches Beispiel war der vorangegangene Besuch bei der Müller Feinblechbautechnik GmbH in Frammersbach. Das Unternehmen mit 120 Mitarbeitenden werde von zwei Frauen geführt. Beck kritisierte die immer noch starke Zuordnung in Rollen. Davon seien auch Männer betroffen. Es gehe um gleiche Freiheiten und Chancen für Frauen und Männer.

Zu Beginn seines Berufslebens habe er die Frauenquote abgelehnt, weil er dachte, Qualität setze sich durch. So hätten auch gute Frauen zum Zug kommen müssen. Die Zahlen ließen ihn jedoch zweifeln: Laut Statistischem Bundesamt lag der Anteil der Frauen in Führungspositionen 1992 bei 25,8 Prozent und 2021 bei 29,2 Prozent. "Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, dauert es bis 2080, bis wir bei 40 Prozent sind", rechnete Beck hoch.

Bessere Arbeitsbedingungen und Wertschätzung

Um die Situation in den Pflegeberufen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, zu verbessern, forderte Anja Baier aus Karlstadt unter anderem, den Personalschlüssel anzuheben, die Bezahlung für unbeliebte Schichten am Wochenende und in der Nacht zu verbessern, mehr Urlaubstage und Bonuszahlungen beim Einspringen aufgrund von Krankheitsausfällen. Baier ist Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin und mahnt, das Personaluntergrenzen-Gesetz beizubehalten. Wertschätzung und Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen hält Baier für elementar, damit Pflegekräfte in ihrem Beruf bleiben oder dorthin zurückkehren.

 
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  • H. S.
    ...die Grünen und ihre erfundenen Probleme werden wieder in der Versenkung verschwinden
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