Ein Jahr hat er in seinem Heimatland Marokko Deutsch gelernt. Dann kam er zur Ausbildung ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus am Bezirkskrankenhaus Lohr. Trotz seiner zuerst geringen Deutsch-Kenntnisse hat Ismail El Maataoui jetzt die Prüfung zum examinierten Altenpfleger mit Bravour bestanden.
"Nach Ismail El Maataoui kamen noch mehr Bewerbungen aus Marokko, aber ich habe nach einem Gespräch über Skype sofort auf ihn gesetzt und es nie bereut", berichtet Heimleiter Werner Hartmann. Bewerbungen aus Marokko deswegen, weil dort ein Programm läuft, wodurch Mitarbeiter in Pflegeberufen für Deutschland gesucht werden.
Beruf mit Zukunft
Auch der 26-jährige Ismail El Maataoui, der nach dem Abitur eigentlich Informatik studieren wollte, ist in seinem Heimatland dadurch auf diese Laufbahn aufmerksam geworden. "Ich habe eine Liste mit den verschiedenen Kooperationsschulen in Deutschland bekommen und mich im Klinikum Marktheidenfeld beworben. Ich habe mich informiert: Das ist wirklich ein Beruf mit Zukunft. Und Deutschland ist auf jeden Fall besser als Marokko", berichtet er in fehlerfreiem Deutsch.
"Ismail El Maataoui gehört jetzt zum letzten spezialisierten Jahrgang, das heißt, es wurde früher nach Alten-, Kranken- und Kinderpflege getrennt. Das ist heute nicht mehr so", erläutert Hartmann. So ist Ismail El Maataoui in Marktheidenfeld zur Schule gegangen, während sein Ausbildungsplatz im Dietrich-Bonhoeffer-Haus war. Dass er in die Altenpflege wollte, sei für ihn sofort klar gewesen: "Es gefällt mir, alten Menschen zu helfen. Es macht Spaß, und man kriegt viel Dankbarkeit", so El Maataoui.
Nicht leicht gewesen
Leicht sei es nicht gewesen – für die Ausbilder wie für den jungen Mann. "Wir haben uns am Anfang mit Händen und Füßen, Mimik und Gestik verständigt", berichtet seine Mentorin, die Praxisanleiterin Franziska Hauer, die schon seit 16 Jahren im Dietrich-Bonhoeffer-Haus arbeitet. Sie hat schon "sehr viele" Schüler begleitet, aber noch nie jemanden aus Marokko. "Ja, es war sehr schwer am Anfang", sagt auch der Marokkaner, der muttersprachlich Arabisch und Französisch spricht.
Auf Basis seiner einjährigen Sprachkenntnisse haben sich die Partner verständigt, wie Heimleiter Hartmann berichtet. "Aber Ismail ist ein blitzgescheiter Kerl, der im ersten Gespräch einen schüchternen, aber intelligenten Eindruck gemacht hat. Als er kam, tat er mir von Herzen leid. Sitzt ganz alleine hier fern der Heimat." Hartmann habe versucht, ihn privat ein wenig zu führen, aber El Maataoui sei "sehr schnell selbstständig" gewesen und habe "unglaublich schnell gelernt". Als gläubiger Muslim habe er auch gefragt, ob es eine Moschee in Lohr gibt.
Ob er "blitzgescheiter Kerl" verstanden habe, fragt Hartmann, das sei nämlich Dialekt. El Maataoui hatte es nicht verstanden, aber sofort gemerkt, dass es "etwas Gutes" sei. "Es war am Anfang schon eine spannende Zeit. Aber im letzten Jahr hat er schon so selbstständig gearbeitet. Er managt, denkt mit und bedenkt die Situationen. Fachlich hat er sofort alles umgesetzt. Wir sind richtig froh, dass wir ihn bekommen haben", ergänzt Hauer.
"Ihr habt mir so viel geholfen", zeigt sich Ismail El Maataoui dankbar. Auch die Heimsekretärin, Renate Bald, möchte er erwähnt wissen: "Sie ist mit mir zu den Ämtern gegangen und hat mit mir alles Schriftliche erledigt." Auch dass er gleich eine Wohnung im Wohnheim des BKH bekommen hat, habe ihm sehr geholfen.
Mit Note 2,6 bestanden
So war es durch die mehr als kollegiale Zusammenarbeit aller möglich, dass er nun die drei Teile seiner Prüfung (praktisch, schriftlich und mündlich) mit der Note 2,6 bestanden hat. Auch dass er jetzt übernommen werde, sei keine Frage gewesen, so der Heimleiter Werner Hartmann. "Es wurde mir immer sehr deutlich zurückgemeldet, dass man mit ihm etwas anfangen kann. Und das schon sehr bald", sagt er. Und für Ismail El Maataoui ist es keine Frage gewesen, das anzunehmen: "Ich bin hier gut ausgebildet worden und möchte gerne bleiben. Es gefällt mir sehr hier."