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Marktheidenfeld
"Wir müssen nicht jedes Land der Welt bereisen": Vortrag propagiert Genügsamkeit als Schlüssel zur Nachhaltigkeit
Professor Michael Rosenberger hielt in Marktheidenfeld einen Vortrag zum Thema Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung.
Foto: Gerhard Schmitt | Professor Michael Rosenberger hielt in Marktheidenfeld einen Vortrag zum Thema Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung.
Gerhard Schmitt
 |  aktualisiert: 27.09.2024 02:38 Uhr

Im Rahmen der Vortragsreihe "Stadt - Land – Zukunft" fand im voll besetzten Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde in Marktheidenfeld ein Vortrag zum Thema "Nachhaltig gut leben. Ökologische Umkehr und Schöpfungsspiritualität" statt. Organisiert hatten die Vortragsreihe die Evangelische Kirchengemeinde Marktheidenfeld, die Ortsgruppe Marktheidenfeld des Bund Naturschutz, der Ortsvorstand Marktheidenfeld von Bündnis 90/Die Grünen und die Freien Wähler Ortsverband Marktheidenfeld.

Als Referent konnte Professor Michael Rosenberger gewonnen werden. Der Theologe war Anfang der 90er Jahre Kaplan in Marktheidenfeld. Seit 2002 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie an der Katholischen Privatuniversität Linz und seit 2004 Mitglied der Gentechnik-Kommission beim österreichischen Bundesministerium für Gesundheit.

Klimakrise als Ursache der Flüchtlingsströme

In seinem Vortrag ging Rosenberger zunächst auf die neun planetarischen Grenzen ein. Dazu zählen unter anderem der Klimawandel, die Süßwasserproblematik, die Versauerung der Ozeane, die Integrität der Biosphäre, die atmosphärische Aerosolbelastung oder der Abbau des stratosphärischen Ozons

Laut Rosenberger zeigt sich anhand von Temperaturaufzeichnungen, dass das Klimaproblem ein deutliches Zeichen der Zeit ist, denn in den letzten Jahren wurden die Jahre wärmer und trockener. Die Ursachen für die zunehmenden Starkregenereignisse und die Überschwemmungen sind ein aufgeheiztes Mittelmeer, so Rosenberger. Auch die Flüchtlingsströme im Jahr 2015 sind unter anderem dem Klimaproblem durch Missernten und Dürre geschuldet. Denn deswegen haben sich viele Geflüchtete auf den Weg gemacht.

Menschheit lebt immer mehr über ihre Verhältnisse

Im Wohnungsbau hat die Energieeffizienz deutlich zugenommen, die Energiesuffizienz jedoch deutlich abgenommen, da sich die Wohnfläche vergrößert hat. Autos seien um sechs Prozent sparsamer geworden, der Autoverkehr jedoch zugenommen. So wurden immer mehr SUVs gekauft und es gibt mehr Alleinfahrer anstatt Fahrgemeinschaften. 50 Prozent der Fahrten finden zudem im Freizeitbereich statt.

Rosenberger schloss daraus, dass wir dringend unseren Lebensstil ändern müssen und sprach sich für eine nachhaltige Entwicklung aus, "um auch den zukünftigen Generationen zu ermöglichen, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen". Bereits vor mehr als fünfzig Jahren, als die Welt am Rand eines Nuklearkrieges stand, habe sich Papst Johannes XXII in seiner Enzyklika an die gesamte "katholische Welt und an alle Menschen guten Willens" gewandt, um so einen Friedensvorschlag zu machen und auf die Umweltbelastungen hinzuweisen, so Rosenberger.

Wer weniger konsumiert kann mehr genießen

Papst Johannes Paul II rief in seiner Enzyklika "Laudato Si" zu einer weltweiten ökologischen Umkehr auf. Diese These unterstrich auch Michael Rosenberger. Eine ökologische Umkehr basiert auf Großherzigkeit und Zärtlichkeit. Sie muss von innen heraus und gemeinschaftlich und ganzheitlich als "große Transformation" erfolgen. Genügsamkeit ist dabei der Schlüssel zur Nachhaltigkeit. "Wir müssen nicht jedes Land der Welt bereisen", so Rosenberger.

Dabei zitierte Rosenberger Papst Franziskus: "Wenn du weniger konsumierst, kannst du mehr genießen!" Rosenberger resümierte am Ende seines Vortrags: "Der Weg der ökologischen Umkehr ist ein Weg, der unser Herz braucht. Umweltschutz muss über das Gefühl gehen und jede oder jeder Einzelne kann vor Ort damit beginnen!"

Aufgrund des großen Interesses an der Vortragsreihe laden die Organisatoren zu einem Workshop am 19. November um 18 Uhr in das Evangelische Gemeindehaus in Marktheidenfeld ein.

 
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  • Gerhard Duczek
    Lehrstuhl für Moraltheologie
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  • Josef Oestreicher
    Die Enzyklika „Laudato Si“ ist aus der Feder von Papst Franziskus, nicht J.P.II, wie im Artikel fälschlich benannt.
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  • Werner Müller
    Sehr guter Artikel!
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  • Paul Sauer
    "Organisiert hatten die Vortragsreihe die Evangelische Kirchengemeinde Marktheidenfeld, die Ortsgruppe Marktheidenfeld des Bund Naturschutz, der Ortsvorstand Marktheidenfeld von Bündnis 90/Die Grünen und die Freien Wähler Ortsverband Marktheidenfeld."

    Wahrscheinlich bekommt der Ortsverband der Freien Wähler in Marktheidenfeld jetzt eine Abmahnung vom Anführer dieser Partei, Hubert Aiwanger, für den ja der Umwelt-/Naturschutz ein "rotes Tuch" ist.
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  • Gerhard Duczek
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