Wie fast alle ambulanten Pflegedienste steht auch die Lohrer Caritas-Sozialstation St. Rochus vor einigen Herausforderungen. Das wurde in der Mitgliederversammlung des Trägervereins St. Rochus deutlich.
Die Rahmenbedingungen seien nicht gut, man kämpfe gerade mit den Kassen, "die uns im Regen stehen lassen", sagte Vorsitzender Klaus Becker. Aktuell müsse die Sozialstation mit nicht refinanzierten Kosten zwischen 10.000 und 20.000 Euro pro Monat klarkommen. Die Sozialstation St. Rochus bietet im Altlandkreis Lohr ambulante Pflege, Pflegeberatung, Entlastung für pflegende Angehörige sowie seit einem Jahr eine Tagespflegeeinrichtung in Steinfeld an.
Die Tagespflege Steinfeld betreut laut dessen Leiter Simon Schaub 75 Gäste an fünf Wochentagen. Pro Tag kämen 17 bis 19 Menschen, womit die Einrichtung ausgelastet sei. Einschließlich ihm seien acht feste Mitarbeiter beschäftigt, dazu kämen einige ehrenamtliche Helfer. Eine zweite Tagespflege in Frammersbach soll 2024 hinzukommen.
9000 Hausbesuche weniger
Der St.-Rochus-Verein wird getragen von seinen Mitgliedern, 23 Pfarrgemeinden aus dem Altlandkreis Lohr. Laut Becker stehen bei einigen immer wieder Austrittsüberlegungen im Raum, weil insbesondere kleinere Pfarrgemeinden Schwierigkeiten mit der Beitragszahlung hätten. Vor diesem Hintergrund stehe im nächsten Jahr eine Satzungsänderung an. Laut Geschäftsführer Sebastian Puglisi arbeiteten im Jahr 2022 in der Sozialstation 71 festangestellte Beschäftigte (rund 38 Vollzeitstellen) und 45 ehrenamtliche Helfer. Bei 86.000 Hausbesuchen seien 232 Menschen täglich ambulant versorgt worden; insgesamt habe man 908 Kunden gehabt. Dass die Sozialstation 2022 rund 9000 Hausbesuche weniger machte als im Vorjahr, liegt Puglisi zufolge daran, dass häusliche Pflege vermehrt von Angehörigen übernommen werde, unter anderem aus Kostengründen.
Mit Blick auf den Fuhrpark der Sozialstation (23 Autos, darunter acht E-Autos, zwei E-Bikes und sieben E-Bike-Jobräder) sprach Puglisi von immer teurer werdenden Leasingraten. Der Umzug der Verwaltung der Sozialstation vom Caritashaus ins neue Gebäude an der Rechtenbacher Straße neben der Raiffeisenbank sei reibungslos verlaufen. Die Tagespflege Frammersbach, ausgelegt auf 18 Gäste pro Tag, soll laut Puglisi im ersten Quartal 2024 eröffnet werden. Voranmeldung sei möglich, es gebe auch schon zahlreiche Anmeldungen.
Mit Blick auf fehlende Refinanzierung, Pflegenotstand sowie gestiegene Personal- und Sachkosten sagte Puglisi: "Wir legen bei jedem Hausbesuch drauf." Seine Stellvertreterin und Pflegedienstleiterin Julia Zachrau ergänzte, auf lange Sicht könne das nicht gutgehen. Sie hoffe auf einen baldigen Abschluss des Schiedsverfahrens und eine adäquate Vergütung der Leistungen der Sozialstation. Laut Steuerberater Matthias Meidhof erwirtschaftete die Sozialstation St. Rochus 2022 bei einem Haushaltsvolumen von 2,6 Millionen Euro ein Defizit von rund 12.000 Euro. Das sei unter den gegebenen Rahmenbedingungen "eigentlich ein recht ordentliches Ergebnis". Der laut Meidhof "vorsichtig geplante" Haushaltsentwurf für 2023 mit einem Volumen von rund drei Millionen Euro sieht ihm zufolge einen Überschuss von knapp 11.000 Euro vor.
Nur vier Vertreter da
Johannes Ritter (Waldzell) kritisierte, dass von 23 Mitglieds-Pfarrgemeinden lediglich vier Vertreter an der Versammlung teilnahmen. Das sei "für uns auch enttäuschend", sagte dazu Vorsitzender Klaus Becker. Die Solidarität breche weg, bedauerte sein Stellvertreter Joachim Salzmann und schob nach: "Unsere Klientel sind die alten Menschen – die kann man nicht einfach sterben lassen, bloß weil das Geld fehlt."