"Wenn ich Salat esse – merkt der Salat, dass ich dabei an Kuchen denke?" Auf welche Gedanken man kommen kann, wenn das neue Programm im Corona-Lockdown entsteht, demonstrierte Comedian Johann König am Sonntag gut 730 Besucherinnen und Besuchern in der ausverkauften Stadthalle. Die Karten gingen laut Werkleiter Thomas Funck praktisch ohne Werbung weg.
Im dritten Anlauf hat es jetzt geklappt: Der aus Soest in NRW stammende 50 Jahre alte Komiker wollte eigentlich schon im März 2021 beziehungsweise März 2022 nach Lohr kommen, wurde aber jeweils durch die Pandemie ausgebremst. "Wir könnten das also schon längst hinter uns haben", sagt König im gewohnten Bühnenoutfit mit blauem Hemd und brauner Cordhose und nennt die Stadthalle eine "vollholzvertäfelte Eventarena".
In Lohr sei er noch nie aufgetreten, "ich hätte nicht gedacht, dass das einmal nötig, äh ... möglich sein wird". Wahrscheinlich sei der halbe Ort da, "wie viele Leute seid ihr hier?" Für das Publikum hatten die Verzögerungen den Vorteil, nun in den Genuss des brandneuen, mittlerweile achten Solo-Programms "Wer Pläne macht, wird ausgelacht" zu kommen. Nach eigenen Angaben spielte er es erst zum 13. Mal öffentlich.
Fan der Gleichberechtigung
Die "depressive Stimmungskanone", wie er sich selbst bezeichnet, geht darin immer wieder auf seine Familie ein. König lebt mit Frau und drei Kindern in Köln. Er sei für die Gleichberechtigung, auch im Haushalt, wo er viel helfe, "jedenfalls mehr als mein Vater". Damit wolle er auch Vorbild für seinen Sohn sein, damit dieser zur Einsicht komme: "Wie mein Vater möchte ich nicht werden." Ein Brettspiel für eine Person ist laut König Bügeln.
Ein bisschen politisch wird es dann doch. Warum die meisten Gleichstellungsbeauftragten Frauen seien, will er vom Publikum in gewohnt trockener und lakonischer Manier wissen. Klare Sache: "Weil es billiger ist." Als er seiner Frau eine Fahrradreparatur erklärt, wirft diese ihm Mansplaining vor, also die herablassende Belehrung eines alten, weißen Mannes. König kontert: Das sei kein Mansplaining, sondern "Fahrradflicken für Leute mit Assistenzbedarf".
Seine Frau lasse kein gutes Haar an ihm, beklagt er sich. Wenn er früher aus der Dusche gesprungen sei und das Handtuch habe fallen lassen, sei sie begeistert gewesen. Heute herrsche sie ihn an, er solle es gefälligst aufheben.
Augen auf beim Windelkauf
Auch beim Windelkauf könne er nichts richtig machen. Als er mit Windeln der Größe 6 nach Hause gekommen sei, habe seine Frau ihn informiert, es seien keine Kinder mehr im Haus, die Windeln bräuchten. Die jüngste Tochter sei neun. "Woher soll ich das denn wissen?"
Die letzten zwei, drei Jahre seien hart gewesen, so König, Er habe viel nachgedacht und wenig verdient. Glücklicherweise habe er Mails von Leuten bekommen, die ihm finanziell unter die Arme greifen wollten, berichtet er – und liest Spammails aus seinem Posteingang vor, in denen ihm in gebrochenem Deutsch zwielichtige Angebote gemacht werden wie die Übernahme eines Erbschaftsfonds mit 7,9 Millionen Euro, "an den ich gar nicht mehr gedacht habe".
Nicht mit auf die Seychellen, sondern ins Sauerland
Die Folgen der Digitalisierung lernt der Komiker im Supermarkt an Kassen kennen, an denen der Kunde selbst die gekauften Waren einscannen kann. Regelmäßig vergisst er, welche, das sei "ärgerlich, aber auch billiger, an diesen Kassen kann man wirklich Zeit und Geld sparen". Allerdings wüchsen dadurch Misstrauen und Versuchung, die in eine Ehe gehörten und nicht in den Supermarkt. Beim Thema Klimaschutz achtet er vor allem darauf, dass der CO2-Ausstoß der Kinder niedrig bleibt, "es ist schließlich ihre Zukunft". Das hat zur Folge, "dass sie über Ostern nicht mit auf die Seychellen fliegen, sondern mit dem Fahrrad ins Sauerland fahren".
So blödelt sich der "Meister des ausschweifenden Minimalismus" mit überraschenden Wendungen und sinnfreien Sprechpausen durch mehr als eineinhalb Stunden Programm. Das Publikum hat seinen Spaß und bekommt als Zugabe einige Witze aus einer Kladde, in die Besucher in der Pause ihre Gags hineinschreiben konnten.