Das Lohrer Stattkino war auch 2019 wieder gut besucht und startete gerade mit einer französischen Komödie in die nächste Staffel. Das ist fast schon ein Ritual und der Blick auf das neue Programm lässt erkennen, dass Themenvielfalt weiterhin ein Markenzeichen des ungewöhnlichen kleinen Programmkinos im Kulturkeller des Weinhauses Mehling bleibt.
Hier gibt Richard Winter wie gewohnt mittwochs die Einführung für die von ihm und seiner Lebensgefährtin Renate ausgewählten ganz besonderen Filme. Über die Erfahrungen des vergangenes Jahres und die Planung für 2020 spricht der Cineast Richard Winter im Interview mit unserer Zeitung.
Nach inzwischen fast vier Jahren überrascht es nicht mehr. Wir lieben unser treues Publikum, das unserer Auswahl vertraut. Obwohl wir ihm manchmal schwierige Kost zumuten, konnten wir 2019 fast 20 Prozent mehr Besucher verzeichnen. Das ist schon erstaunlich. Deutlich über 8000 Besucher in den ersten dreieinhalb Jahren sind ein schöner Erfolg.
Wie bei kommerziellen Arthouse-Kinos haben es natürlich auch bei uns so manche Meisterwerke schwer und man ist sozusagen unter sich im Keller. Doch auch wenn eher weniger Besucher kommen, die zum Beispiel bei "Birds of Passage" oder "Dogman" unsere Begeisterung teilen, sind wir zufrieden. Da das Stattkino im Durchschnitt schwarze Zahlen schreibt und als Non-Profit-Projekt niemand davon leben muss, finden wir es wichtig, auch schwierige Filme anzubieten, die neue Perspektiven öffnen können.
François Ozons Film "Gelobt sei Gott" basiert auf dem "Wirken" eines pädophilen Priesters in Lyon. Ein aktueller Fall, dessen gerichtliche Aufarbeitung noch nicht abgeschlossen ist. Wie auch der zweite Film der kleinen Reihe "Spotlight" – die Aufdeckung von massivem Kindesmissbrauch in der amerikanischen Kirche – zeigt, ist dies ein globales Thema und bei Weitem nicht auf die Kirche beschränkt. Wir verstehen uns auch als Ort der Kommunikation und da wir hoffen, dass nach dem Film von Ozon Gesprächsbedarf besteht, bieten wir nach der ersten Vorstellung im "Oberstübchen" eine von einem katholischen Theologen moderierte Gesprächsrunde an.
Bei der Veranstaltung mit dem LBV ging es vordergründig erst mal darum, wieder einen Teil der Überschüsse "loszuwerden". Dass sich das mit dem Start des Dokumentarfilms "Die Wiese" getroffen hat und wir auch noch vom Verleih vorab eine Blu-ray-Version bekamen, war ein Glücksfall. Wir werden sicher auch in diesem Jahr nach geeigneten "Opfern" für Spenden suchen. Mit wem dies sein wird und ob es sich mit einem passenden Film verbindet, daran arbeiten wir noch.
Die Kooperation mit der Vhs hat sich als sehr fruchtbar erwiesen und wir sind ständig in Kontakt. Die VHS hat die wunderbare Alte Turnhalle und sehr gute Referenten, und wir können die passenden Filme beschaffen. Als nächstes zeigen wir am Dienstag, 28. Januar, 19 Uhr den Dokumentarfilm "Mantra – Sounds Into Silence". Die Yoga-Lehrerin Gupreet Zagel wird in das Phänomen der Mantras einführen und mit dem Publikum zusammen auch Mantras singen.
Ich denke, ein Nachwuchstalent. Tobias wird seinen Abschlussfilm "ZIMA" zeigen und er wird aus seinem Erstlingsroman "Weißer Asphalt" lesen, der im Hanser Verlag in der Reihe hanserblau für junge Autoren erschienen ist.
Da wir die Filme nur von Blu-ray zeigen können, müssen wir normalerweise die Sperrfrist von sechs Monaten abwarten, bis er in den Handel kommt. Bei vielen kleinen Verleihern bekommen wir aber inzwischen vorab eine Blu-ray leihweise vom Verleih, wie zum Beispiel bei "Systemsprenger", der erst im März dieses Jahres als DVD in den Handel kommt.
Das Wunder dieses Films ist, dass aus der Geschichte eines traumatisierten Mädchens ein spannender und bewegender – nach der SZ auch ungewöhnlich schöner – Film geworden ist, der sich nicht in die Reihe der "Problemfilme" zu diesem Thema einreiht. Er ist vergleichbar mit dem wunderbaren Film "Das Spinnwebhaus", den wir 2017 gezeigt haben. Im Gegensatz zu diesem – noch ein Wunder – hat "Systemsprenger" bis heute fast 600 000 Besucher in die Kinos gebracht.