Erst kommt der Schlag, dann der Schreck: Wer schon einmal mehr oder weniger unbeabsichtigt durch ein Schlagloch gerumpelt ist, kennt die Situation. Schlaglöcher entstehen vor allem in der Winterszeit, wenn die Temperaturen, so wie in dieser Woche, mal wieder von Plusgraden tief ins Minus rutschen. Auch in Main-Spessart sind die Straßen betroffen – je nach Witterung und Lage mehr oder weniger. Schadhafte Stellen im Landkreis möglichst schnell zu lokalisieren und auszubessern, das beschert vor allem den Verantwortlichen in Bauhöfen und Straßenmeistereien derzeit Arbeit.
Matthias Ebert vom Bauamt Würzburg leitet die Straßenmeisterei in Lohr, zu der auch die Stützpunkte in Karlstadt, Gemünden und Marktheidenfeld gehören. Zusammen mit seinem 42-köpfigen Team betreut er rund 400 Kilometer Bundes- und Staatsstraßen im Landkreis.
Mindestens einmal pro Woche werden von seinem Team alle Strecken abgefahren und auf neue Schlaglöcher kontrolliert. Wie aber entstehen diese? Wie gefährlich ist ein Schlagloch für Verkehrsteilnehmer? Wer haftet bei Schäden? Und wo sind die schlimmsten Schlagloch-Strecken im Landkreis? Eine Übersicht.
Generell gilt: Bei altem, sprödem Asphalt dringt Wasser bis in die Schotterschicht unter der Fahrbahndecke. Im Winter gefriert dieses zu Eis, das sich ausdehnt und den Asphalt nach oben hebt. Taut das Eis, bleiben unter der Fahrbahndecke Wasserlachen zurück, erläutert der Leiter der Straßenmeisterei. Über dem aufgeweichten Untergrund bricht die Decke unter dem Gewicht des Verkehrs und zerbröselt. Begünstigt wird die Schlagloch-Bildung durch häufigen Frost-Tau-Wechsel, also abwechselnd warmes und kaltes Wetter. Vor allem im Dezember schwankten die Temperaturen von frostigen minus zehn Grad bis zu 18 Grad plus an Silvester.
In Main-Spessart spielen da vor allem die Lage und das Alter der Straße eine Rolle, also wann ist der Belag zuletzt erneuert worden, so Matthias Ebert. Einfluss hat auch die Beanspruchung der Fahrbahn, sprich wie viel Schwerlastverkehr passiert hier. Meist sind auch höher gelegene Strecken, die durch Waldgebiete oder an Bachläufen entlang führen, eher betroffen als Strecken im Maintal. Als Beispiel nennt Ebert die Staatsstraße 2317 zwischen Partenstein und Wiesthal-Krommenthal. Erstmals auffällig in diesem Winter ist auch die Staatsstraße 2299 bei Billingshausen. Sind "Schlagloch-Kandidaten" bekannt, wird versucht bereits im Sommer möglichst viel auszubessern, um hier vorzubeugen.
Insbesondere Motorrad- und Fahrradfahrer können schwer verunglücken, wenn sie ein Schlagloch übersehen. Beim Auto kommt es eher zu Sachschäden, warnt der Automobilclub ADAC. Vor allem Felgen, Stoßdämpfern und Reifen sind gefährdet. Wer einmal durchgerumpelt ist, sollte aufmerksam sein, um mögliche Schäden zu erkennen und reparieren zu lassen. Empfohlen wird auch, auf schlaglochreichen Straßen Abstand zum vorherfahrenden Fahrzeug zu halten, falls dieses plötzlich abbremst. Um Verkehrsteilnehmer zu warnen, stehen an besonders betroffenen Strecken entsprechende Warnschilder, die auf Schleudergefahr, unebene Fahrbahn oder eben Straßenschäden hinweisen.
Ist beim Durchfahren eines Schlaglochs ein Schaden am Fahrzeug entstanden, zahlt das in der Regel die Vollkaskoversicherung. Besteht nur eine Teilkaskoversicherung, muss die Reparatur aus der eigenen Tasche gezahlt werden.
"Alle Straßen, für die wir verantwortlich sind, werden wöchentlich von einem Streckenwart kontrolliert", erläutert Ebert. Hier gilt die Verkehrssicherungspflicht. Die Kontrolle erfolgt meist direkt nach dem Wochenende montags, damit zu Beginn der Woche die Schäden gleich ausgebessert werden können. "Wir versuchen, die Löcher schnellstmöglichst im Laufe des Tages zu beheben", so Ebert. In seltenen Fällen kämen auch Hinweise aus der Bevölkerung. Die meisten Schäden werden aber vom Streckenteam registriert.
Fridolin Bils ist Streckenwart in Lohr. An diesem Montag ist er auf der Staatsstraße 2317 zwischen Partenstein und Wiesthal-Krommenthal unterwegs, um Schäden auszubessern. Im ersten Schritt entfernt er alle losen Teile und Asphalt-Brocken aus der kaputten Stelle. Anschließend wird das Schlagloch noch ausgeblasen. Danach wird es mit sogenanntem Kalt-Asphalt wieder aufgefüllt. Dieser besteht aus einer Mischung aus Gesteinskörnern, Bitumen und sogenannten Additiven. Sein Vorteil: Die Masse härtet innerhalb kürzester Zeit von alleine aus und ist auch bei Minusgraden verwendbar. Fridolin Bils muss die Füllung nur noch glatt streichen und mit einer Rüttelplatte oder einem Handstampfer verdichten. Der Verkehr kann sofort wieder darüber fahren. Komplett ausgehärtet ist das Material nach zwei Stunden.
Bevor es für Fridolin Bils zur nächsten Schlagloch-Ausbesserung geht, hat er aber noch eine große Bitte an alle Verkehrsteilnehmer: Wer an Schlagloch-Ausbesserungsarbeiten vorbeikommt, den bittet er darum, langsam zu fahren. Das sei nicht immer der Fall und einfach gefährlich für die Arbeiter.