10.04 Uhr am Dienstag in der Woche vor Weihnachten 2014 ist ein historischer Augenblick für den kleinen Weiler Sachserhof. Mit einem Dreh am Schalter nahm Lukas Balling (Büchold) vom Bayernwerk das erste Windrad Unterfrankens vom Netz. Zuvor hatte er die Freigabe für diesen Schritt bei der Netzagentur in Aurich erbeten.
Der Umgang mit Hochspannung erfordert große Vorsicht. Um sich zu schützen, trägt der Elektriker Gummihandschuhe und einen Gesichtsschutz. Nicht auszumalen, wenn es in den Schränken zu einer technischen Panne käme. Bei 20 000 Volt wäre ein lebensgefährlicher Lichtbogen die Folge.
Nach dem Dreh am Schalter trudeln die Rotoren nur noch leicht im Wind. Für Norbert Eder, den Vorsitzenden der Bürgerwindpark Sachserhof GbR, ist das ein bewegender Augenblick. Mit dabei auch seine Weggefährten Helmuth Rüth und Gunter Häckner.
Sie waren mit der Errichtung 1998 Vorreiter der Windkraft in der Region. Helmuth Rüth hatte aus dem Weiler Sachserhof mit seinen gut 60 Bewohnern immer einen Blick auf das Windrad. Für ihn ist der Betrieb Beweis dafür, dass es aus 500 Metern auf der windabgewandten Seite zu keinerlei Beeinträchtigungen gekommen sei.
103 Anteilseigner
Franz Eder ist als Vertreter von 103 Anteilseignern froh über die Abschaltung (wir berichteten). Vor allem im Hinblick darauf, dass die Typprüfung für das Rad in vier Jahren abläuft. Es wäre demnächst mit dem Austausch der 20 Meter langen Rotorblätter zu rechnen gewesen. Nun wird die Einspeisevergütung im Rahmen des vom Gesetzgeber sogenannten Repowerings an ein Windrad am Langen Schiff bei Münnerstadt übertragen. Dort hat man den Wettlauf mit der Zeit wohl gewonnen.
Alles bei dem Handel ist auf das Jahresende fixiert. Davor muss laut Förderspielregeln das alte Windrad abgeschaltet werden. Erst nach Ablauf einer Wartezeit, aber noch vor Silvester, muss das neue Windrad ans Netz gehen. So sichert es den Betreibern zusätzlich auf weitere 20 Jahre jene Einspeisevergütung, die bisher für Sachserhof gezahlt wurde.
Entsprechend gut gelaunt verfolgte Norbert Schmäling als Co-Geschäftsfüher der Bürgerwindpark Langes Schiff Münnerstadt GmbH & Co KG die Abschaltung. Sie trägt zur Rentabilität in Münnerstadt bei. Restlos wird das Windrad am Sachserhof innerhalb der kommenden sechs Monate abgebaut. Auf Hammelburger Gemarkung wird es außer den drei bestehenden Windrädern nordöstlich von Gauaschach so schnell wohl keine weiteren mehr geben. Schon recht weit waren in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken drei Rotoren bei Feuerthal projektiert. Dagegen spricht die neue Zehn-H-Regelung des Freistaates Bayern mit einem Abstandsgebot von 2,5 Kilometern von besiedeltem Gebiet.
Lokale Wertschöpfung
Gunter Häckner (Oberwerrn) rechnet damit, dass das nicht so bleiben muss. Der Sachserhof-Windrad-Pionier ist inzwischen auch Geschäftsführer bei der Projektierung der Rotoren am Langen Schiff. Die lokale Wertschöpfung regenerativer Energien gelte es auszubauen, davon ist er überzeugt.