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Arnstein
Windpark in Arnstein: Bürgermeister Sauer sagt, wie alle Bürger vom gewonnenen Strom profitieren können
Bürgermeister Franz-Josef Sauer entwickelt Konzepte, wie sich der eigene Strom am besten nutzen lässt. Seine Überlegungen können ein Modell für den ganzen Landkreis sein.
Die Höhenzüge um das Werntal sind bestens geeignet für Windkraftanlagen. Hier der Blick von einem Windrad bei Binsfeld. Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer ist ein Vordenker bei der Nutzung des Stroms aus Windkraft.
Foto: Günter Roth (Archivfoto) | Die Höhenzüge um das Werntal sind bestens geeignet für Windkraftanlagen. Hier der Blick von einem Windrad bei Binsfeld.
Klaus Gimmler
 |  aktualisiert: 14.11.2024 02:43 Uhr

Zusammen mit dem Markt Werneck plant die Stadt Arnstein einen Windpark südöstlich von Schwebenried und östlich von Gänheim. Bis zu zwölf Windräder der neuesten Generation werden sich dort vermutlich ab 2027/28 drehen und große Mengen Strom produzieren. Der Windpark wird im Besitz der Kommunen sein, eine Investorengemeinschaft wird gegründet, an der sich die Bürgerinnen und Bürger beteiligen können. Aber was dann? Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer denkt schon weiter und entwickelt für seine Stadt Konzepte für eine sinnvolle Nutzung dieser gewonnenen Energie. 

Frage: Herr Sauer, was haben Sie vor mit dem Strom, den die Windräder liefern? 
Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer
Foto: Elisabeth Eichinger-Fuchs | Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer

Franz-Josef Sauer: Es ist nicht wirtschaftlich, den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen und ihn dann wieder teuer einzukaufen. Viel besser ist es, wir nutzen den Strom gleich selbst, bauen damit unsere Nahwärmeversorgung in den Dörfern auf, laden damit unsere E-Autos und versorgen unsere Betriebe mit günstiger Energie. 

Das klingt einleuchtend. Sicher gibt es aber auch Bürgerinnen und Bürger, die dem skeptisch gegenüberstehen . . .

Sauer: Wir müssen weg von Öl, Kohle und Gas, das ist Konsens, aber ich bin der festen Überzeugung, die Energiewende kann nur gelingen, wenn diese wirtschaftlich machbar, ökologisch vertretbar und auch sozial ist. Zur sozialen Frage gehört, dass von den Windparks nicht nur die profitieren, die ihren Anteil in der Investorengemeinschaft haben, sondern jeder Bürger. Nicht jeder mag rotierende Windräder. Aber auch Windkraftgegner sollen einen Nutzen von ihnen haben.

Wie wollen sie das machen?

Sauer: Nehmen wir als Beispiel unseren Stadtteil Schwebenried. Dort sind wir schon weit. Es wurde eine Energiegenossenschaft gegründet. Mit ihr bauen wir ein Nahwärmenetz auf. Das wird, ähnlich wie schon seit vielen Jahren in Binsfeld, von einer Hackschnitzelanlage betrieben. Aber auch Holz ist ein endlicher Rohstoff. Also brauchen wir große Wärmepumpen, die mit dem Strom unserer Windräder die Wärme produzieren. Das rechnet sich. Mit den Wärmepumpen und dem Einsatz von Strom bekommen wir ein Vielfaches an Wärme zurück.

Die Bürger machen dabei mit?

Sauer: Die Genossenschaft hat 110 Mitglieder, ihr Anteil ist mehr als die Hälfte des Dorfes. Manche sind noch zurückhaltend, sind aber möglicherweise später dabei. Der Appetit kommt beim Essen. Die Genossenschaft kümmert sich auch um einen Handwerkerhof. Acht Betriebe haben sich zu einer neuen Betriebsstätte zusammengeschlossen, die dann mit günstigem Strom versorgt werden. Es ist auch daran gedacht worden, Schnellladeportale für E-Autos aufzubauen. Dort können die Mitglieder dann sehr günstig ihr Auto aufladen. 

Wo sehen Sie die größten Probleme?

Sauer: Naja, das geht nicht von heute auf morgen, die Transformation ist eine Generationen-Aufgabe. Aber die Energiewende zwingt uns, vollkommen anders zu denken. Früher haben große Kraftwerke den Strom geliefert. Er wurde von oben nach unten verteilt. Die Energiewende hat dieses Prinzip auf den Kopf gestellt. Ein Hausbesitzer, der eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat, überlegt sich, wie er den selbst produzierten Strom nutzt. Er kauft sich möglicherweise ein E-Auto, stellt die Heizung um. Diese Überlegungen müssen wir auf das Dorf, auf die Stadt, auf den Landkreis übertragen. In einem großen Hochhaus werden 500 Menschen von einem Heizungssystem versorgt. Ein Dorf kann man auch als ein waagerechtes Hochhaus sehen.

Das heißt, das Modell Schwebenried ist für Sie ein Modell für den ganzen Landkreis?

Sauer: Ja, so würde ich das sehen. Mit weiteren Verbesserungen ist zu rechnen, beispielsweise in der Speichertechnologie. Mit ihr überstehen wir die Dunkelflaute, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht. Auch die komplizierten Fragen im heutigen Strommarkt müssen noch gelöst werden. Wir haben ein öffentliches Netz und da darf bei der Einleitung niemand bevorzugt oder diskriminiert werden. Das macht es schwierig, unseren selbst produzierten Strom zu nutzen. Eine Lösung wäre, eigene Kabel zu verlegen. Aber ich bin überzeugt, die Energiewende wird den ländlichen Raum stärken. Sie kann gelingen, aber nur mit uns. Jetzt kommt unsere Zeit.

 
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Kommentare
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  • Emilie Krenner
    Die Netzbetreiber richten die Erzeugung nach dem Bedarf. Das müssen wir umkehren. Nicht durch Zwänge, über den Preis.
    Den Verbrauch zeitgenau erfassen- das können Zähler schon heute.
    Stellt euch vor, die Abrechnung würde sich danach richten, was der Strom gerade kostet. Geräte wie Wasch/Spülmaschinen lassen wir laufen, wenn es günstig ist.
    Stellt euch vor, es wäre rentabel, sich einen Speicher einzubauen, der Spitzen und Täler beim Strompreis „glättet“. Der Strom verkaufen kann, wenn man bei hohem Preis gerade keinen Bedarf hat.
    Stellt euch vor, ihr habt mit eurem Auto bereits einen Speicher von im Schnitt 60 KwH, von denen ihr bis auf wenige Fahrten immer nur 10-20% braucht. Den ihr über alle Zeit 90% gar nicht braucht. Der die meiste Zeit ungenutzt herumsteht.
    Ich hoffe ihr versteht worauf ich hinaus will. Eine intelligente Steuerung, an der man uns so beteiligt, dass wir alle gerne mitmachen. Die mit bereits vorhanden Möglichkeiten schon heute den Großteil der Probleme löst.
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  • Helga Scherendorn
    Wie ökologisch sind eigentlich die Flügel der Windräder? Dass dafür Regenwald geopfert wird, oder wenn kein Basaltholz verwendet wird, diese schlicht nicht recycelbar sind spricht irgendwie niemand?
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  • Jürgen Huller
    https://www.swr.de/wissen/windraeder-recycling-100.html

    Jedenfalls viel ökologischer als Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerke. Oder Autos mit Verbrennungsmotoren.

    Ausgedientes GFK wurde schon immer in Zementwerken verbrannt und die Reste als Sandersatz dem Beton zugemischt.

    Anmerkung: Nur ein Bruchteil des jährlich produzierten GFKs wird für WKAs verwendet. Warum ist das plötzlich für Sie wichtig, während es Sie all die Jahre und bei allen anderen Anwendungen nicht interessiert hat?? Doppelte Moral? Stimmungsmache?
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  • Helga Scherendorn
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (unbelegte Behauptungen). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Helga Scherendorn
    "Jedenfalls viel ökologischer als Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerke. Oder Autos mit Verbrennungsmotoren."

    Danach habe ich nicht gefragt
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  • Jürgen Huller
    2 x 3 macht 4
    Widdewiddewitt und Drei macht Neune !!
    Ich mach' mir die Welt
    Widdewidde wie sie mir gefällt ....
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  • Helga Scherendorn
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  • Helga Scherendorn
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  • Helga Scherendorn
    Da gebe ich ihnen Recht, das kann man schön erkennen
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  • Willi Rößner
    Ohne Wind müssen parallel vorgehaltene Gaskraftwerke (oder Atomstrom) einspringen. Gibts Wind und Sonne zugleich müssen Anlagen mit Abschaltprämien stillgesetzt werden. Beides treibt die Kosten und vertreibt die Industrie.
    Energiespeicher sind notwendig!! Es lässt sich über Wasserstoff leicht reden, aber schwer damit arbeiten. Ist teuer und dauert noch lang. Alternativ, Pumpspeicherwerke im Hochgebirge. Je höher, umso effektiver. Auch teuer und langwierig und wahrscheinlich abgelehnt.
    Aber Vorteil: Sie können zusätzlich auch Trockenheit und Starkregen ausgleichen und Schmelzwasser zur Energiegewinnung nutzen.
    Elektrochemische Batteriespeicher sind eine Umweltsauerei, weil die Gewinnung und Verarbeitung von Lithium extrem umweltschädlich ist.
    Bevor man Bayern mit Windrädern zupflastert, muss man zunächst auch mal die parallele Speicherstrukturen aufbauen.
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  • Steffen Cyran
    Richtig. Pumpspeicherwerke sind eine sinnvolle und funktionierende Speichermöglichkeit.

    Aber bitte nennen Sie gleich dazu, welche 1000 -2000 deutsche Täler Sie fluten und wohin Sie die Hunderttausenden Einwohner umsiedeln möchten.
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  • Dietmar Eberth
    "Es lässt sich über Wasserstoff leicht reden, aber schwer damit arbeiten"

    Mit (grauen) Wasserstoff wird in der Industrie schon seit mehr als 10 Jahren gearbeitet. Aktuell wird in Deutschland schon mehr als 55 TWh Wasserstoff verbraucht. Das ist etwa die gesamte Strommenge die letztes Jahr durch PV erzeugt wurde. Weiterer Ausbau der EE ist notwendig.
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  • Willi Rößner
    Dem Projekt fehlen die Speicher. In einer Dunkelflaute im Winter bei Nacht stehen die Räder! Was dann?
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  • Steffen Cyran
    Speicher sind nicht möglich, habe ich unten erklärt.
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  • Georg Ries
    Es werden sich immer "Gegner" finden 👎🏼. In Wunsiedel steht und funktioniert ein großer Stromspeicher seit Jahren 👍.
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  • Markus Weichsel
    Horch Horch...
    "...Bürgermeister Sauer sagt, wie alle Bürger vom gewonnenen Strom profitieren können..."
    Horch Horch...
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  • Steffen Cyran
    "....Mit weiteren Verbesserungen ist zu rechnen, beispielsweise in der Speichertechnologie. Mit ihr überstehen wir die Dunkelflaute, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht....."

    Nein, damit ist nicht zu rechnen. Gar nicht; aus physikalischen Gründen.
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  • Gerlinde Conrad
    Deshalb springt auch der Motor im Auto nicht an, bei "Dunkelflaute", weil die Batterie leer ist! Aber die Lichtmaschine (Windrad und Solar) laden sie wieder auf! Das macht die Physik ganz prima, durch Speichertechnologie! K.- H. Conrad
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  • Steffen Cyran
    Tja, das ist Theorie. Aber die Praxis ist leider anders, kann ich Ihnen als Dipl.-Ing. Energietechnik aber gerne erklären:

    Was bei Ihrer Taschenlampe funktioniert, und gerade noch beim E-Auto, ist eine GANZ andere Größenordnung bei der Energieversorgung.

    Der von @Christoph angesprochene "Großspeicher" wurde neulich in der MP zelebriert: ein wahnwitziges Ungetüm wurde für horrende Summen errichtet.

    Aber wenn man es nachrechnet, kann dieses Ungetüm den Strom speichern, den beispielweise das ein AKW wie Grafenrheinfeld in 7 Minuten (!) erzeugt hat. Was ist mit den anderen 23 Stunden und 53 Minuten? Die Dunkelflaute dauert länger als 7 Minuten.

    Batteriespeicher sind keine Lösung und werden auch nie eine sein, das sind pyhsikalische und chemische Grundsätze, da hilft auch keine grüne Ideologie weiter.
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  • Dietmar Eberth
    Sie haben recht, Batteriespeicher sind nicht DIE Lösung, sondern TEIL der Lösung (kurze Unterbrechungen mit schneller Reaktionszeit)

    In ganz Deutschland und ganz. Offshore auf dem Meer in einer Höhe von 200 Meter Windstille? Unwahrscheinlich. Was ist mit Biogas, Geothermie, Wasserkraft? Was ist mit europäischen Verbundnetz. Alle Länder stromlos?

    Oder vielleicht auch kleine Ideen wie Wasserstoff im Haushalt
    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/solar-wasserstoff-system-so-laesst-sich-ueberschuessiger-sonnenstrom-fuer-den-winter-speichern-art-10981932

    Oder zunehmend Lösungen wie bidirektionales laden
    https://www.mainpost.de/ueberregional/wirtschaft/wirtschaft/stromspeicher-e-auto-laden-in-zwei-richtungen-hat-potenzial-art-11624089

    Es wird nicht die eine Lösung geben, sondern Vielfalt (FDP würde sagen Technologieoffen 😀)

    Die Energiewende hat gerade erst begonnen - obwohl schon 60 Prozent der Stromerzeugung mit EE erfolgt und wird sicherlich nochmal 20-30 Jahre dauern.
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