Mehrere Nachfragen beantwortete Eußenheims Bürgermeister Achim Höfling seinem Gemeinderat geduldig: Der Entscheidung über die Teilnahme am Regionalwerk Main-Spessart standen zunächst einige Verständnisfragen im Weg. Immer wieder ging es vor allem darum: Was bedeutet das konkret für Eußenheim?
Die Beitrittsdebatte zum neu entstehenden Regionalwerk wird zur Zeit nicht nur in Eußenheim, sondern in allen 40 Kommunen des Landkreises Main-Spessart intensiv geführt. Als eine Art eigene Stadtwerke wie in Würzburg oder Lohr soll das Regionalwerk funktionieren und erneuerbare Energien attraktiver machen. Eine Grundidee: Kommunen können sich durch Projektgesellschaften an Vorhaben der Partnerkommunen finanziell beteiligen. "So könnte unsere Gemeinde beispielsweise mit zuvor beschlossenem Prozentsatz Gesellschafter für einen Windpark in Arnstein werden", erklärt Bürgermeister Höfling. Im Gegensatz zu Würzburg und Lohr legt das Regionalwerk seinen Schwerpunkt zunächst auf die Zusammenarbeit in Solar- und Windkraft. Höfling war persönlich an der Ausgestaltung der nun vorliegenden zwei Gründungsverträge beteiligt und erklärt: "Die Verträge sind offen formuliert, sodass später weitere Versorgungsaspekte, wie beispielsweise Wärmenetze, aufgenommen werden könnten."
Die Organe des Gremiums werden in Gesellschafterversammlung, fakultativen Aufsichtsrat und Geschäftsführung aufgeteilt. Außerdem ist in den Verträgen festgelegt, wer und wie stimmmächtig ein Mitglied werden darf. So bilden Städte und Gemeinden paritätisch 59 Prozent, der Landkreis Main-Spessart 15 Prozent und die Energieversorgungsunternehmen 26 Prozent der Regionalwerk Main-Spessart GmbH. Diese drei Akteure sowie Bürgerbeteiligungen, Projektentwickler oder auch regionale Investoren können künftig durch Projektgesellschaften zu jedem neuen Windpark und zu jeder neuen Photovoltaikanlage Beteiligungen erwerben. Aufgaben des Regionalwerks umfassen federführend Akquise, Flächensicherung und Vorprüfung der Erneuerbaren Energieprojekte. Achim Höfling betont: "Entscheidung über Vorhaben und deren Entwicklung bleibt Macht der Kommunen."
Welche Vorteile, Kosten und Risiken eröffnen sich bei Teilnahme für die Gemeinde Eußenheim konkret? Am einmalig zu zahlenden Stammkapital von 25.000 Euro beträgt ihr Anteil maximal 500 Euro, in den ersten zehn Jahren kommen rund 3000 Euro jährlich dazu. "Über diese zwei Investitionen hinaus haben wir keine Verpflichtungen", erklärt Höfling einigen Gemeinderäten, die finanzielle Auswucherungen befürchteten. Gemeinderat Thomas Obert unterstreicht, dass investiertes Geld zudem in der Region bleibe. Sieht der vorgestellte Business-Plan im siebten Jahr erstmals eine Gewinnbilanz vor, könne Eußenheim auf lange Sicht mit seinem Anteil an der Regionalwerk Main-Spessart GmbH von rund 1,5 Prozent und möglichen weiteren Beteiligungen passiv Erträge erzielen. Offene Kritik am Ausbau regenerativer Energieträger generell äußerte Gemeinderat Daniel Lambrecht, mit Verweis auf den Regierungswechsel erhoffe er sich einen anderen Umgang mit "dieser Ideologie".
Der vor einigen Wochen beschlossene Windpark bei Hundsbach wird nicht über das Regionalwerk laufen, weitere Solar- oder Windprojekte seien die nächsten Jahre auf Eußenheimer Grund unwahrscheinlich, stellt Münsters Ortssprecher Michael Sauer fest. Sind die im Basisszenario festgelegten Ziele von 18 neuen Photovoltaik- und sechs Windparkprojekten in den kommenden zehn Jahren also überhaupt realisierbar, der Zusammenschluss wirtschaftlich? Bürgermeister Höfling kann hierbei entwarnen, er kenne genügend Gemeinden, die erneuerbare Energien über das Regionalwerk anvisieren. Mit drei Gegenstimmen wurde der Beitritt der Gemeinde Eußenheim zum Regionalwerk Main-Spessart beschlossen.