Uwe Stodte, leidenschaftlicher Vogel-Fotograf, lebt bei der Christusträger-Bruderschaft im Kloster Triefenstein nahezu in einem Vogelparadies. Zahlreiche Vögel hat er von seiner eigens gebauten Fotografenhütte am Tümpel seines Biotops am Petersberg aus schon fotografiert. Aber auch im Klostergebäude selbst wird er bei seiner Motivsuche fündig.
Die Dohlen haben die alten Gemäuer vor etwa acht Jahren als Heimat entdeckt, berichtet der 75-Jährige. Damals habe sich ein Pärchen in einem Mauerloch einquartiert. Die fünf Jungen aus dem Gelege wuchsen störungsfrei auf, wurden flügge und verließen das Revier, erzählt Bruder Uwe.
Im nächsten Jahr waren es bereits drei Pärchen, die eine Nistmöglichkeit fanden und brüteten. Nach und nach wurden es immer mehr. Bruder Uwe baute noch einige Bruthöhlen, in die er hineinsehen und -fotografieren kann. „So kann ich seit mehreren Jahren den Lebenszyklus dieser schönen Tiere fotografisch begleiten“, schwärmt er und gibt gleich noch mehr preis aus seinem mittlerweile unerschöpflichen Wissensschatz, den er sich über Vögel angeeignet hat.
Dohlen sind Höhlenbrüter und werden immer seltener, holt Bruder Uwe aus. Etwa 100 000 Paare gebe es noch in Deutschland. Im Jahr 2012 war die Dohle „Vogel des Jahres“. Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) küren mit dieser Ernennung seit 1971 einen Vogel nach bestimmten Kriterien, zum Beispiel, wie gefährdet die Art ist und wie es um ihren Lebensraum bestellt ist – um für dessen Schutz zu werben.
Bruder Uwe bezieht sich auf den bekannten Verhaltensforscher Konrad Lorenz wenn er sagt, dass sich Dohlen, wie alle Rabenvögel, gleich im ersten Jahr „verloben“, wenn sie noch gar nicht geschlechtsreif sind. Sie bleiben dann ein Leben lang zusammen. Im zweiten Jahr ihrer Beziehung suchen sie sich einen geeigneten Nistplatz. Da sie Höhlenbrüter sind, kommen in erster Linie alte Bäume mit verlassenen Spechthöhlen oder alte Gebäude mit entsprechendem Mauerwerk in Betracht.
Ist die Höhle gefunden und sind die Kämpfe mit konkurrierenden Dohlenpärchen beendet, wird Nistmaterial herbeigeschafft. Das sind zunächst mal kleine Zweige, die von den Bäumen gezwickt werden. Bruder Uwe: „Danach kommt Lehm zum Einsatz und zum Schluss, aber nur ganz spartanisch, etwas weicheres Material.“ Da diese Tiere einen Sinn für glitzernde Schönheit haben, landen im Nest auch schon mal seltsames Baumaterial, hat Bruder Uwe beobachtet: ein paar Plastikfetzen, Silberpapier, eine Fahrradspeiche oder sogar Zigarettenkippen.
In der Regel legen Dohlen vier bis sechs Eier. Nach etwa zwei Wochen Brutzeit schlüpfen die Jungen. Dohlen sind Allesfresser. „Ich kann gut beobachten, was sie alles an Nahrung für ihren Nachwuchs heranholen. Insekten stehen ganz vorne auf dem Speiseplan“, erzählt der 75-Jährige.
Die Triefensteiner Kloster-Dohlen sind vor einer Woche ausgeflogen, nachdem die Eltern sie drei Wochen im Nest versorgt hatten. „In diesem Jahr finden sie ein reichhaltiges Nahrungsangebot vor und können problemlos ihren Nachwuchs großziehen.“ Dies gelte auch für andere Vögel wie die Turmfalken, die ihr Zuhause im Kloster Triefenstein haben. Die sechs Küken werden in gut zwei Wochen ausfliegen, schätzt Bruder Uwe, der seiner Faszination für die Natur vollkommen erlegen ist.
„Vögel zu beobachten, sich für die Natur zu interessieren, die Natur zu schützen, ist nicht nur etwas Schönes und Aufregendes,“ sagt er, „sondern auch etwas sehr Wichtiges.“