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Eußenheim
Will Eußenheim gar keinen eigenen Supermarkt?
Frieda Wecklein
 |  aktualisiert: 16.04.2025 02:41 Uhr

Seit ein paar Wochen ginge in Eußenheim das Gerücht um, man wolle einen Supermarkt in die Ortschaft setzen, berichtet Bürgermeister Achim Höfling. Genauer gesagt, seit den ersten Vermessungen auf einem Feld am Ortseingang gegenüber der Kläranlage. Die Firma Ratisbona führte dort im März Baugrunduntersuchungen durch, um die Eignung für einen möglichen Supermarktbau festzustellen. Die Angelegenheit wurde bislang nicht öffentlich behandelt, doch verbreitete sich offensichtlich schnell in der Bevölkerung. Dabei hätte es auch kritische Stimmen gegeben, so Höfling. Nun soll eine Grundsatzentscheidung im Gemeinderat her: Ein eigener Supermarkt in Eußenheim, vorstellbar oder nicht? Die Debatte war schnell, teilweise emotional, teilweise rational begründet und schließlich wurde ein Beschluss vertagt. Das Thema ist brisant.

Gemeinderat Thomas Obert sieht in dem Vorhaben "eine große Bereicherung, die wir den Bürgern nicht vorenthalten können". Er erinnert an das kollektive Bedauern nach der Schließung des letzten Eußenheimer Supermarkts vor vielen Jahren. Auch Kunden außerhalb der Gemeindegrenzen, vor allem aus dem Bachgrund, würden profitieren, so Obert.

Thomas Reitz entgegnet, dass in Karlstadt ausreichend große Supermärkte in unmittelbarer Nähe stehen. Ein ortsansässiger Lebensmittelladen mit rund 800 Quadratmetern Verkaufsfläche wäre da nicht attraktiv, so seine Befürchtung. Bürgermeister Höfling erinnert daran, dass die Frage nach Rentabilität nicht Gemeindesache sei, das finanzielle Risiko trage allein der Supermarktbetreiber. Auch Markus Bähr zweifelt an der Notwendigkeit, schließlich wäre für größere Einkäufe auch im eigenen Dorf ein Auto notwendig. "Und wenn man schon mal im Auto sitzt, kann man auch eine Ortschaft weiter nach Karlstadt fahren", schätzt der Zweite Bürgermeister.

In den Kinderschuhen

Die Planungen für ein Lebensmittelgeschäft am Eußenheimer Ortsrand stehen noch in den Kinderschuhen. Bis Mitte Mai will Ratisbona ein digitales Geländemodell vom vermessenen Standort am Eußenheimer Ortsrand erstellen. Die Firma ist auf Erschließung, Bau und Vermietung von Supermarktgebäuden spezialisiert. Auf Basis des Geländemodells sollen anschließend Tief- und Erdbaukosten abgeschätzt werden. Diese Zahlen sind wiederum ausschlaggebend für die Entscheidung des interessierten Mieters: Die Discounterkette Netto. Abgesehen vom Gemeinderat hängt das Gelingen oder Scheitern des Supermarktprojekts auch von Netto ab.

Ein weiterer Kritikpunkt kam von gleich mehreren Gemeinderäten: Der neue Discounter könnte regionalen Läden die Kundschaft wegnehmen. Susanne Keller stört sich am Image der Marke Netto und plädiert mit Verweis auf ihre Arbeit als ILE-Managerin für eine Stärkung der örtlichen Direktvermarkter. Bürgermeister Höfling hält spürbare Konkurrenz zu Eußenheimer Betrieben für unwahrscheinlich. Schließlich sei der Eußenheim-Netto ohne Bäcker geplant, und die Kunden von Selbstvermarkterhöfen würden trotz neuer Nähe kaum auf Discounterwaren umsteigen.

Höfling fügt hinzu, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Bürgerinnen und Bürger auf ihn zugekommen seien, mit der Anmerkung, ein Supermarkt fehle der 3000-Einwohner-Gemeinde noch. "Das wäre eine passende Ergänzung zum Obersfelder Dorfladen", so der Bürgermeister. Einige Gemeinderäte äußerten Kritik auch an der Location. Daniel Lambrecht lehnt eine Bodenversiegelung an der Stelle ab, es handle sich um "bestes Ackerland". Ludwig Keller schlägt einen alternativen Standort am Kreisel in Richtung Karlstadt als "Tor zu den Weinbergen" vor, einige Räte schlossen sich ihm an. Die Grundsatzentscheidung wird nun in der nächsten Sitzung getroffen.

 
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