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Thüngen
Wieso Thüngen fast drei Millionen Euro für zwei halbe Straßen bezahlen muss.
Die Augasse in Thüngen ist in äußerst schlechtem Zustand. Ihre Sanierung wird wohl über eine Million Euro kosten, obwohl die Straße fast nur einseitig bebaut ist.
Foto: Günter Roth | Die Augasse in Thüngen ist in äußerst schlechtem Zustand. Ihre Sanierung wird wohl über eine Million Euro kosten, obwohl die Straße fast nur einseitig bebaut ist.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 17.10.2024 10:00 Uhr

Für die Marktgemeinde Thüngen besteht augenblicklich ein hoher Investitionsbedarf. Nach der Belastung für die Generalsanierung der Grundschule mit einem Gesamtvolumen von fast sieben Millionen Euro, kommen mittelfristig Ausgaben für die Kläranlage, ein neues Feuerwehrhaus und jetzt kurzfristig für die Augasse an der Wern und die Untere Buchenhölle entlang der Bahnlinie auf die Kommune zu. Besonders prekär ist die Tatsache, dass seit drei Jahren keine Anwohnerbeiträge mehr erhoben werden dürfen.

Beide Straßen haben neben dem Sanierungsbedarf gemeinsam, dass sie jeweils fast ausschließlich auf der Südseite bebaut sind und eigentlich dort nur wenige Häuser stehen. Während die Untere Buchenhölle schon kurz vor dem Bauende steht und fast zwei Millionen Euro kosten wird, musste sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit der Frage beschäftigen, ob die Sanierung der Augasse jetzt oder später durchgeführt werden solle. Christian Dehmer, der Projektleiter des Beratungsbüros Köhl in Würzburg, stellte dem Rat die Situation vor.

Hier eine weitere Aufnahme der Augasse in Thüngen, die in äußerst schlechtem Zustand ist
Foto: Günter Roth | Hier eine weitere Aufnahme der Augasse in Thüngen, die in äußerst schlechtem Zustand ist

Die schmale Straße am nördlichen Ortsende wurde vor vielen Jahrzehnten unter Bedingungen gebaut, die heute nicht mehr nachzuvollziehen sind. Die Fahrbahn ist bei der Einmündung in die Hauptstraße kaum 3,5 Meter breit, Begegnungsverkehr ist an manchen Stellen kaum möglich. Einen durchgehenden Fußweg gibt es nicht, auch fehlen Straßeneinläufe und Rinnen. Der schadhafte Straßenbelag hat eine geringes Längsneigung, was die Entwässerung erschwert, außerdem liegen die Trinkwasserleitungen unter dem Abwasserkanal.

Als notwendige Maßnahmen für die knapp 200 Meter lange, wenig befahrende Straße schlug Dehmer zunächst die Verbreiterung der Einmündungssituation in die Hauptstraße vor, besonders um die Zufahrt zum Gewerbebetrieb Birnbaum zu verbessern. Nach dem Willen des Marktgemeinderats sollen die historischen Mauerreste der ehemaligen Dorfbefestigung erhalten bleiben. Im letzten Drittel der Straße könnte auf einem gemeindeeigenen Weg eine Wendemöglichkeit für größere Fahrzeuge entstehen. Zur Ertüchtigung des Asphaltweges sollte die Deckschicht abgefräst und durch den Einbau einer acht Zentimeter starken Asphalttragedeckschicht ertüchtigt werden. Arbeitsaufwändig wird der Anschluss einiger Anwesen sein, die tiefer als die Straße liegen.

Das anfallende Niederschlagswasser soll künftig über einen eigenen Regenwasserkanal in die Wern abgeleitet werden. Dazu wird der Neubau von Hausanschlussleitungen und der Anschluss vorhandener Dachentwässerung nötig sein. Zudem ist ein wasserrechtlicher Antrag beim Landratsamt erforderlich. Der vorhandene Mischwasserkanal wird durch Bodenaustausch der Straße freigelegt und erneuert. Auch hier müssen neue Hausanschlüsse erfolgen.

Zu den Kosten äußerte sich Dehmer ebenfalls. Straßenbau (340.000 Euro), Mischwasserkanal (115.000 Euro), Regenwasserkanal (200.000 Euro) und Wasserleitung (148.000 Euro) summieren sich einschließlich der Baunebenkosten auf 1,1 Millionen Euro. Staatliche Förderung steht nur in beschränktem Rahmen zur Verfügung.

Am westlichen Ende läuft die Augasse in einen geschotterten Feldweg aus. Der soll so bleiben
Foto: Günter Roth | Am westlichen Ende läuft die Augasse in einen geschotterten Feldweg aus. Der soll so bleiben

In der folgenden Diskussion standen die Ratsmitglieder vor der Frage: Jetzt bauen oder verschieben? Allerdings befürchtete man, dass man die Maßnahme durch Zuwarten noch verteuern würde. Bürgermeister Lorenz Strifsky fasste die Erkenntnis zusammen: "Wir kommen nicht drumherum." Um Kosten zu sparen, entschied man sich, auf Gehwege zu verzichten und diese stattdessen durch eine seitliche Ablaufrinne von der Fahrbahn optisch zu trennen.

Möglichst sollen nun die Ausschreibungen bald erfolgen, sodass man um Ostern 2025 mit dem Bau starten kann, denn die Maßnahme muss wegen der Förderung bis März 2026 abgerechnet sein.

 
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