Nach 19 Jahren in der Kommunalpolitik, davon zwölf Jahre als erster Bürgermeister von Zellingen, hat Wieland Gsell seine politischen Ämter niedergelegt. Der Gemeinderat stimmte am Dienstag seinem Rücktrittsersuchen zu, das keine Begründung enthielt. Sein Ehrenamt als Gemeinderat übernahm nahtlos Günther Krönert aus Duttenbrunn.
"Herzlichen Dank für fast 20 Jahre haupt- und ehrenamtliches Engagement", sagte Bürgermeister Stefan Wohlfart vor der Abstimmung. Die erneute Kandidatur für den Gemeinderat nach der Amtszeit als Bürgermeister habe ihn gefreut und zudem habe Gsell in der fast einjährigen Übergangszeit gut mitgewirkt.
Die Freien Bürger hatten sogar Blumen und eine Geschenk vorbereitet. "Wir waren überrascht vom Rücktrittswunsch", sagte Stefan Hermann. Das Rücktrittsersuchen hatte Wieland Gsell erst am 23. Februar eingereicht. Auch seine Fraktion sage Dank insbesondere für die Jahre als Bürgermeister, in denen viel passiert sei uns wünsche einen schönen "politischen Ruhestand".
Sanierung der alten Mainbrücke vorangebracht
Die Amtszeit als Bürgermeister von Wieland Gsell wird wohl immer mit der Sanierung der alten Mainbrücke in Zellingen verbunden bleiben. Zudem kümmerte er sich neben den vielen Pflichtaufgaben insbesondere um die Sicherung der Kalkfelsen des Benediktusberges. Der kürzliche Abgang eines massiven Felsbrockens in der Nachbargemeinde Thüngersheim macht deutlich, wie weitblickend und sinnvoll das war. Neubaugebiete stellte er dagegen etwas hinten an, wichtiger war ihm als Grüner die Nutzung von Baulücken und bestehender Häuser in den Altorten.
"Ein herzliches Dankeschön" sagte Jürgen Keller für die SPD-Fraktion. "Es ist toll, dass Du so lange im Gemeinderat bliebst, und vielen Dank für deine Zeit als Bürgermeister", lobt Philipp Kromczynski für die CSU-Fraktion. Auch wenn er sich manchmal mit dem Bürgermeister Gsell "gekappelt" habe, es gelte "wir mögen uns." Gsell zeigte sich bescheiden: "Nach knapp 19 Jahren danke ich für die Zusammenarbeit." Eigentlich hatte er gar nichts sagen wollen. In der Zeit seien auch viele Freundschaften entstanden.
Günther Krönert rückt nach
Auf Nachfrage erklärte Gsell, die Sorgen von Bürgern, dass er krank sein könnte, seien unbegründet. Er habe nach der langen Zeit, in der seine Ämter mit viel Herzblut und Empathie für alle Bürger und Mitarbeiter ausgeführte, schon Sorge um seine Gesundheit. Diese habe er oft vernachlässigt, zu wenig auf seine körperliche, geistige und psychische Gesundheit geachtet und auch mein soziales Umfeld mit Familie und Freundschaften zu Gunsten des Amtes zu kurz kommen lassen. Dazu kämen offensichtliche Lügen wie in 12 Jahren sei nichts passiert oder wie im letzten Jahr Vorwürfe in sozialen Netzwerken wovon "undemokratische Verhalten" noch der harmloseste sei.
Künftig will sich Wieland Gsell wieder stärker der Familie widmen, die um zwei Enkeltöchter gewachsen ist, seinen biologischen Wurzeln mit Spaziergängen, Beobachtungen und dem fotografischen Dokumentieren in der Natur, der Kultur, dem Reisen, wenn es wieder möglich ist und dem Lesen. Dennoch will er sich weiterhin ehrenamtlich in der Gemeinde einbringen, im Seniorenbeirat, im Gesundheitsgarten bei Führungen, im Gespring bei der biologischen Kartierung und in Vereinen.
Formell gesehen zog Günther Krönert wieder in den Gemeinderat ein, weil der direkte Listennachfolger von Gsell, Wolfgang Rupp, die Wahl zum Gemeinderatsmitglied nicht annahm. Weil Günther Krönert schon in der Wahlzeit 2014 bis 2020 Gemeinderat war, musste er nicht neu vereidigt werden. Der übernahm auch vier Ausschussposten seines Vorgängers, das sind Vertreter von Volker Wingenfeld im Ausschuss für gesellschaftliche Entwicklung und im Rechnungsprüfungsausschuss sowie ordentliche Mitgliedsschaften im der VG-Versammlung umd im Zweckverband "Abwasserbeseitigung Zellinger Becken".