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Im Frühsommer 1982 war Dan Chirdon einer der neun US-amerikanischen Soldaten, die ungefähr zweieinhalb Wochen lang mit schweren Planierraupen beim Bau des neuen Steinfelder Sportplatzes halfen. Jetzt, 37 Jahre später, kehrte er für zwei Wochen nach Steinfeld zurück, wo er Gast der Familien von Altbürgermeister Matthias Loschert und dessen Schwester Eva Loschert war.
Wir blicken rund vier Jahrzehnte zurück: Als damaliger Vorsitzender des Sportvereins Steinfeld überlegte Matthias Loschert, wie er für den Bau des neuen Sportplatzes in den Krautäckern kostengünstig an Maschinen herankommen kann. Ihm ist bekannt, dass die US-Armee gelegentlich dem Gemeinwohl dienende Projekte unterstützt, um so die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu festigen. Also schaltet Loschert den damaligen Bundestagsabgeordneten Alfred Biehle ein, der den Kontakt zu den US-Pionieren in Kitzingen herstellt. Diese erklären sich bereit, das künftige Sportgelände im Rahmen einer Übung mit ihren Maschinen einzuebnen. Der Sportverein müsse lediglich den Dieselkraftstoff stellen und die Soldaten verköstigen.
Schöne Erinnerungen an die Tage in Steinfeld
Der heute 62-jährige Dan Chirdon erinnert sich, dass das Essen, das in der damaligen Milchanlieferungsstelle neben dem Rathaus ausgegeben wurde, sehr gut gewesen sei. Besonders habe ihm gefallen, dass es von jungen Frauen serviert wurde. Schöne Erinnerungen haben Chirdon und Loschert auch an die Feierabende, als man in einem alten Reisebus der Firma Hock zusammensaß, redete und auch mal Whiskey gegen Asbach tauschte.
Dan Chirdon, der nach einem kurzen Aufenthalt in den USA von 1983 bis 1987 erneut in Deutschland stationiert war, hatte immer wieder Kontakt zur Familie Loschert, vor allem zu Peter Loschert, dem mittlerweile verstorbenen Bruder von Matthias und Eva Loschert. Nach 22 Jahren in der US-Armee war er die letzten 20 Jahre bei einer Baufirma als Bauleiter tätig gewesen.
Nun ist Chirdon Rentner und sein Haus abbezahlt, so dass einem Besuch in Steinfeld nichts entgegenstand. Neben schönen Erinnerungen an den Sportplatzbau in Steinfeld und die dort entstandenen Freundschaften kam dabei aber auch ein anderes Erlebnis in den Blickpunkt.
Ungebremst den Berg hinab gerollt
Nach Abschluss der Bauarbeiten in Steinfeld steuerte Dan Chirdon einen der Sattelschlepper, auf denen die Planierraupen nach Kitzingen zurückgebracht werden sollen. Als er den Berg runter nach Mühlbach fährt, versagen die heißgelaufenen Bremsen, so dass das schwere Fahrzeug schneller und schneller wird. Geistesgegenwärtig lenkt Chirdon den Sattelschlepper abwechselnd gegen die links und rechts der Straße stehenden Bruchsteinmauern, um ihn auf diese Weise abzubremsen. Kurz vor der Kreuzung reißt er schließlich das Steuer herum, was zur Folge hat, dass sich Führerhaus und Sattelauflieger ineinander verkeilen – und das Fahrzeug zum Stehen kommt.
Hätte er das nicht getan, hätte er möglicherweise den mit Kindern besetzten Schulbus gerammt, der wenig später die Kreuzung passierte, oder er wäre in das Gasthaus Rüb hineingefahren.
Während durch das spektakuläre Manöver sowohl am Sattelschlepper als auch an der Planierraupe großer Schaden entstand, blieben Dan Chirdon und sein Beifahrer glücklicherweise weitgehend unverletzt; allerdings machte die US-Armee Chirdon zunächst für das Versagen der Bremsen verantwortlich.
Mit Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet
Das konnte beim Sportverein Steinfeld keiner verstehen. Also verfasste man einen Bericht, aus dem hervorging, dass Chirdon das Bremsversagen unmöglich angelastet werden könne und ließ ihn über Biehle an die US-Armee weiterleiten. Das Ergebnis war positiv, Chirdon wurde letztendlich mit der kleinen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.
Neben verschiedenen Ausflügen in die Region (Bamberg, Baumwipfelpfad Ebrach) besichtigte Dan Chirdon, der in Munc (Pennsylvania) zuhause ist, einer waldreichen, ländlich geprägten Region, auch den Betrieb des Steinfelder Landwirts Hubert Handel. Und natürlich den Steinfelder Sportplatz und das Sportheim.
Dort wird jetzt eine Erinnerungstafel an die Aktion der US-Armee im Jahr 1982 angebracht, womit sich ein Wunsch Chirdons erfüllt. Beim Einebnen des Geländes habe man damals keine Hilfsmittel wie Navigationsgeräte gehabt, sagt er; man habe nach Augenmaß arbeiten müssen. Matthias Loschert lacht; er habe auch einmal kurz die Planierraupe fahren dürfen, bei ihm seien allerdings "Donauwellen" entstanden. Noch heute spricht Loschert von einer "tollen Sache", wenn er sich an die Hilfe der US-Armee erinnert; der Sportverein habe dadurch viel Geld gespart, 120 000 bis 150 000 Mark.
An Fronleichnam fliegt Dan Chirdon mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck von Frankfurt aus in seine Heimat Pennsylvania zurück.