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Lohr
Nach Besitzerwechsel: Herrscht wieder Stillstand am Bahnhof Lohr?
Die neue Eigentümerin des Lohrer Bahnhofs, die Firma Acos Bergmann aus Veitshöchheim, hat im Januar große Pläne mit dem Gebäude verkündet. Passiert ist seither allerdings wenig. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Die neue Eigentümerin des Lohrer Bahnhofs, die Firma Acos Bergmann aus Veitshöchheim, hat im Januar große Pläne mit dem Gebäude verkündet. Passiert ist seither allerdings wenig. 
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 10.02.2024 04:12 Uhr

Wenn man vor dem Lohrer Bahnhof steht, drängt sich die Frage auf, was sich seit dem Besitzerwechsel eigentlich getan hat. Mitte Januar kündigte die Baufirma Acos Bergmann aus Veitshöchheim bei einem Pressetermin mit Bürgermeister Mario Paul hochfliegende Pläne mit der Immobilie an, die sie nach eigenen Angaben für knapp 570.000 Euro erworben hat. Mit der Bauaufsichtsbehörde im Landratsamt Main-Spessart hatte sie nach deren Auskunft allerdings seit März keinen Kontakt mehr.

Rund drei Millionen Euro möchte Christian Bergmann nach eigenen Angaben beim Pressetermin mit dem Lohrer Bürgermeister investieren. Das Gebäude soll komplett umgebaut und energetisch saniert werden. Im Erdgeschoss soll im derzeitigen Klubraum eines Lohrer Motorsportklubs eine Gaststätte eingerichtet werden. Ferner plant Bergmann die Aufstockung des Bahnhofs um ein Stockwerk für ein Hostel im ersten und zweiten Obergeschoss mit zwölf bis 14 Zimmern pro Stockwerk. Eine Außentreppe soll einen zweiten Fluchtweg ermöglichen. Zudem stellte Bergmann einen Wintergarten auf dem hinteren Anbau des Bahnhofsgebäudes in Aussicht.

Antwort in Briefform

Die Kontaktaufnahme mit Acos Bergmann erwies sich als sehr zäh. Mehrere E-Mails und Telefonanrufe unseres Medienhauses binnen einiger Wochen ließ das Unternehmen unbeantwortet. Gesellschafter Simon Zschau reagierte Anfang August skurrilerweise mit einem Brief.

Darin heißt es, bedauerlicherweise könne er der Redaktion keine neuen Auskünfte zukommen lassen. Die Planungen am Bahnhof Lohr gingen voran, "wir befinden uns in enger Abstimmung mit den Behörden". Auf der Homepage des Unternehmens ist dagegen zu lesen: "Die Pläne sind nun abgeschlossen, das Gebäude wird saniert und umgebaut."

Nach Angaben des Lohrer Rathaussprechers Dieter Daus gab es im November 2022 eine Bauvoranfrage zum Bahnhofsgebäude. Der Stadtrat habe hierfür sein gemeindliches Einvernehmen erteilt. Seitdem sei die Bauvoranfrage beim Landratsamt anhängig. Dessen Pressesprecher Markus Rill teilte auf Anfrage mit, zu den von Bergmann beim Pressetermin mit Bürgermeister Paul genannten Vorhaben sei 2022 bei der unteren Bauaufsichtsbehörde am Landratsamt ein Antrag auf Vorbescheid eingereicht worden. Immissionsschutzrechtlich bestehe für die Wohnungen beziehungsweise Schlafräume (sogenannte Handwerkerwohnungen) ein "erhöhtes Schutzbedürfnis", vor allem zur Nachtzeit.

Aufgrund des laufenden Betriebes an der Bahnstrecke Lohr bestünden Bedenken gegen das Vorhaben, besonders gegen die Anordnung von Schlafräumen zur Bahnlinie hin. "Gesunde Wohnverhältnisse können aufgrund der zu erwartenden Belastung durch den starken Verkehrslärm sowie Erschütterungen nicht gewährleistet werden", erklärte Rill.

Nachrüstung zweifelhaft

Nach wie vor trostlos sieht die mit Schlaglöchern übersäte Zufahrt zum Wendehammer für Busse aus. Diese müssen auf den benachbarten Parkplatz (rechts) ausweichen, um den Wendehammer zu erreichen. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Nach wie vor trostlos sieht die mit Schlaglöchern übersäte Zufahrt zum Wendehammer für Busse aus. Diese müssen auf den benachbarten Parkplatz (rechts) ausweichen, um den Wendehammer zu erreichen. 

Sie könnten eventuell mit passiven Schallschutzmaßnahmen erreicht werden. Allerdings sei zweifelhaft, "ob das Gebäude für die benötigte Nachrüstung geeignet ist". Die Bedenken beziehungsweise Anforderungen aus immissionsschutztechnischer Sicht seien dem Bauherrn mitgeteilt worden, ebenso die Möglichkeit zur Vorlage eines Gutachtens.

Im März 2023 wurden dem Planer laut Rill die Anforderungen an das vorzulegende Gutachten genauer erläutert. "Seitdem gab es keinen weiteren Kontakt mit dem Planer oder Antragsteller", so der Behördensprecher. Nach wie vor trostlos sieht die mit Schlaglöchern übersäte Zufahrt zum Wendehammer für Busse aus. Diese müssen auf den benachbarten Parkplatz ausweichen, um den Wendehammer zu erreichen. Der Parkplatz ist deshalb fürs Parken gesperrt.

Zu den Aussichten, dass sich der Zustand bessert, sagte Markus Rill: "Bei Gesprächen mit dem Eigentümer hat dieser geäußert, dass er vorhabe, die Zufahrt künftig zu sanieren. Das größte Schlagloch des Wendehammers, welches den Busverkehr dort stark belastete, wurde bereits aufgefüllt und somit wieder befahrbar gemacht."

Nicht vorangekommen ist auch die Absicht der Stadt Lohr, für Fahrräder die Abstellsituation am Bahnhof zu verbessern. Dazu soll die alte Güterhalle neben dem Bahnhofsgebäude zu einem Fahrradparkhaus umgebaut werden. Die Kosten werden auf 308.000 Euro geschätzt. Drei Viertel der Summe soll es als Zuschuss aus einem neuen bundesweiten Förderprogramm geben. Zum aktuellen Sachstand erklärte Dieter Daus auf Nachfrage, es gebe keine Neuigkeiten, die Stadt habe vom Fördergeber noch keine Rückmeldung erhalten.

Kapelle im Aloysianum

Die Firma Acos Bergmann aus Veitshöchheim hat nicht nur den Lohrer Bahnhof gekauft, sondern auch die Kapelle im früheren Studienseminar Aloysianum der Mariannhiller Missionare an der Rodenbacher Straße. Mitten in der Corona-Krise blätterte Christian Bergmann dafür im Juni 2021 nach Angaben von Sotheby's in Würzburg 295.000 Euro hin. Die Immobilienfirma, eine Niederlassung des bekannten Londoner Auktionshauses Sotheby's, organisierte den Verkauf für den damaligen Besitzer des Aloysianums, die Top Bau aus Villingen. In der Kapelle soll laut Bergmann ein Kompetenzzentrum mit Schulungs- und Veranstaltungsräumen für die eigene Firma eingerichtet werden. Im September 2021 kündigte er an, eine halbe Million Euro in die Renovierung und den Umbau zu stecken. Der besondere Charakter des denkmalgeschützten Gebäudes solle dabei erhalten bleiben. Zum aktuellen Sachstand erklärte Simon Zschau, Gesellschafter von Acos Bergmann, auf Anfrage dieser Redaktion, die internen Planungen schritten voran. (metjm)
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    wenn das eine Autobahnraststätte wäre, würde sie niemand so herunterkommen lassen. Aber was kümmert Herrn Wissing schon die Bahn!
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  • Helga Scherendorn
    @Hartmut, Autobahnraststätten sind Sache des Bundes?
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Bahnhöfe zumindest waren es mal, bis der Privatisierungswahn fast jede vernünftige Einrichtung des ÖPNV plattgemacht hat.
    Und Autobahnen sind natürlich das Idol der AfD, wie vor 90 Jahren das ihrer Vorgänger.
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  • Helga Scherendorn
    dann verstehe ich ihre Aussage nicht
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