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GEMÜNDEN
Wieder Leerstand am Marktplatz
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Fillies
 |  aktualisiert: 12.11.2010 17:42 Uhr

Kaum schließt sich mit dem für Januar geplanten Einzug von Deter-Optik in das verwaiste Geschäftshaus Marktplatz 10 eine große Lücke, da tut sich nebenan eine neue auf: Michael Keller-May aus Karlstadt gibt seine Gemündener Filiale im Februar auf. Vor 25 Jahren war er mit seinem Foto- und Parfümeriesortiment in die ehemalige Bavaria-Drogerie eingezogen und hatte auch die Neuform-Produkte weitergeführt. Jetzt verliert Gemünden seine einzige Parfümerie.

Das schmucke Fachwerkhaus ist zentral gelegen. „Gemünden war ein schöner Standort“, sagt Michael Keller-May. Der engagierte Geschäftsmann führt neben dem von den Eltern übernommenen Stammhaus in Karlstadt und der Gemündener Filiale seit fünf Jahren auch eine Filiale in der ehemaligen Drogerie Hellinger in Arnstein.

Mietvertrag läuft aus

Zu dem Entschluss, sich von Gemünden zu trennen, hätten mehrere Faktoren geführt, erklärt der 55-Jährige. Zum einen läuft der bisherige Mietvertrag im Februar aus, und zum zweiten möchte seine langjährige Mitarbeiterin Theresia Knoblach in Rente gehen. „Die Resi ist eine Institution.“ Sie hatte die Filiale vor 25 Jahren mit ihm zusammen aufgebaut. Mit allen vier Gemündener Mitarbeiterinnen ist der Chef hoch zufrieden: Sie führen den Laden quasi in Eigenregie. Ein dritter Faktor sind die hohen Nebenkosten, bedingt durch einige Einbrüche in den vergangenen Jahren. Sie haben die Versicherungsprämien für das Gemündener Geschäft hoch getrieben und machten aufwändige Sicherheitseinrichtungen nötig.

Als Hauptgrund für die Aufgabe der Filiale aber nennt Michael Keller-May die nachlassende Kundenfrequenz, den Umsatzrückgang. „Der Laufumsatz fällt weg“, die Stammkunden allein tragen das Geschäft nicht. Dieses Problem zeige sich in allen Kleinstädten, so der Karlstadter Geschäftsmann: „Im Konkurrenzkampf mit den Märkten vor den Stadttoren verlieren die Innenstädte.“

Das sei das „große Problem“ des Einzelhandels: Auf der grünen Wiese werde die Ansiedlung von Märkten erlaubt, wenn sie keine so genannten innenstadtrelevanten Sortimente anbieten. Genau diese Artikel aber kommen dann schleichend oder zeitlich befristet doch ins Verkaufsprogramm. Als Beispiel nennt Michael Keller-May den Schreibwarenhandel. Discounter und andere Märkte bieten zum Schulanfang – und nur dann – den Schulbedarf billig an. Dieses Geschäft geht dem Fachhandel verloren. Geben die Fachgeschäfte schließlich auf, sind aber unterm Jahr auch keine Schulhefte oder andere Lernmaterialien mehr am Ort zu kaufen.

Die drei Standbeine der Gemündener Keller-May-Filiale sind allesamt geschwächt: der Parfümerie-Bereich vor allem durch den Internet-Handel, der Fotobereich seit Aufkommen der Digitaltechnik durch die schwindende Zahl der Papierabzüge, das ohnehin geschrumpfte Neuform-Angebot (Reformhaus) durch die „Bio-Ecken“ in den Märkten. Das zusätzlich aufgenommene Angebot an Sofort- und Passbildern konnte die Rückgänge nicht wettmachen.

Bei den Parfümerieartikeln „waren wir für Gemünden überdimensioniert“, gesteht Keller-May ein. Dieses Angebot sei nur im Verbund mit seinen Läden in Karlstadt und Arnstein zu halten gewesen. Dort sind die Bilanzen besser, führt der Geschäftsmann aus, denn im eigenen Haus in Karlstadt spart er die Miete und ist auch die Kundenfrequenz besser, und in Arnstein macht sich der Vorteil von Parkplätzen vor der Tür bemerkbar. In Gemünden hingegen sei trotz der guten Lage sogar das oft bemängelte grobe Pflaster ein Nachteil.

Der Kunde entscheidet

Grundsätzlich aber gilt: Über den Bestand ihrer Geschäfte vor Ort entscheiden die Kunden durch ihr Kaufverhalten. Was die Parfümerie-Branche merkt: Immer häufiger probieren Besucher in den Fachgeschäften Düfte, lassen sich kundig beraten und erfragen die Preise – um dann im Internet zu bestellen oder im Duty-Free-Shop am Flughafen zu kaufen. Dabei gelte für Markendüfte die Preisbindung auch im Internet und würden die Versandkosten oftmals übersehen. Zum begrenzten Duty-Free-Angebot sagt Michael Keller-May: „Auch wir haben 30-Prozent-Rabattaktionen.“

Michael Keller-May weist darauf hin, dass auch nach Schließung der Gemündener Filiale die Kundenkarten und Warengutscheine ihre Gültigkeit behalten werden und die Kunden sich an das Stammhaus in Karlstadt wenden können.

Michael Keller-May in seinem Hauptgeschäft in Karlstadt.
Foto: ArchivMichaela Moldenhauer | Michael Keller-May in seinem Hauptgeschäft in Karlstadt.
 
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