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Karlstadt
Wie war mein Amt? Scheidende Bürgermeister aus MSP ziehen Bilanz
Wie fällt die persönliche Bilanz ihrer Amtszeit aus? Das hat die Redaktion alle Bürgermeister in Main-Spessart, die am 15. März aufhören, gefragt - und Antworten bekommen.
Am 15. März werden neue Bürgermeister gewählt. In einigen Gemeinden sind die Wechsel garantiert. Denn die bisherigen Amtsträger gehen in den Ruhestand.
Foto: Bildmontage MP/ Glöckner, Foto Lenzen | Am 15. März werden neue Bürgermeister gewählt. In einigen Gemeinden sind die Wechsel garantiert. Denn die bisherigen Amtsträger gehen in den Ruhestand.
Bearbeitet von Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 11.03.2020 02:10 Uhr

Bürgermeister sein. Das ist längst kein Amt mehr, auf das viele Menschen scharf sind. Abschreckend sind Arbeitszeiten am Abend und an den Wochenenden oder auch zunehmend Anfeindungen, mit denen die Rathaus-Chefs konfrontiert werden. Dagegen stehen aber auch viele gute Erlebnisse, die Nähe zu den Bürgern einer Gemeinde. Erfolgreiche Projekte, die mit angestoßen und umgesetzt werden. Und und und.

Die gute Nachricht: Am 15. März stehen in allen Gemeinden Bayerns mindestens eine Kandidatin oder ein Kandidat zur Wahl, so auch in Main-Spessart. Dabei gibt es neue Gesichter und alte. In elf Kommunen ist dabei der Amtswechsel garantiert. Denn hier hören die bisherigen Bürgermeister auf. Sei es, weil sie in Ruhestand gehen wollen. Oder, weil sie sich neu orientieren wollen. 

Was bleibt in Erinnerung? Die Redaktion hat alle "Aufhörer" gebeten, kurz persönliche Bilanz zu ziehen. Die meisten sind der Bitte nachgekommen. 

Helga Schmidt-Neder, Bürgermeisterin von Marktheidenfeld 2008 bis 2020:

Helga Schmidt-Neder, Bürgermeisterin von Marktheidenfeld. 
Foto: Ralf Thees | Helga Schmidt-Neder, Bürgermeisterin von Marktheidenfeld. 

"Die guten Grundlagen der Stadt Marktheidenfeld waren mir bei meiner Wahl 2008 klar. Nicht nur die anstehenden Großprojekte Maradies und "Rathaus-Center" ließen mich sehr schnell erkennen, wie viel Kraft dieses Amt erfordert. Diese Kraft wächst, weil die Aufgaben und die Begegnungen mit den beteiligten Menschen so unglaublich vielfältig und interessant sind. Und weil direkt zu erleben ist, wie jede Entscheidung so viele andere beeinflusst und deshalb auch vermeintliche "Kleinigkeiten" wichtig sind. Solche Zusammenhänge zu vermitteln, ist nicht leichter geworden. Zunehmend belasten mich die spürbaren Veränderungen. Das Verkünden von Zielen, die nach geltenden Gesetzen nicht erreichbar sind und das Ignorieren von Tatsachen, die einfach nicht ins persönliche Weltbild passen: Das gibt es leider nicht nur "draußen". . . Für das Ziel, in Marktheidenfeld allen Familien ein gutes Umfeld zum Leben, Lernen und Arbeiten zu ermöglichen, habe ich mit ganzem Herzen und aller Kraft jeden Tag gern gearbeitet."

Edmund Wirzberger, Bürgermeister von Neuhütten 1996 – 2020:

Edmund Wirzberger, Bürgermeister von Neuhütten. 
Foto: Kreistagskandidaten MSP | Edmund Wirzberger, Bürgermeister von Neuhütten. 

"Ich bekam 1996 von den Wählerinnen und Wählern das Vertrauen, die Nachfolge meines Vorgängers Franz Kunkel zu übernehmen. Keine leichte Aufgabe, denn er war 30 Jahre Bürgermeister. Dass ich mit seinen Leistungen der letzten 30 Jahre gemessen werde, war meine größte Herausforderung; doch ich hab mich dieser Sache gestellt. Ich habe es bis heute nicht bereut, dass ich das damals gemacht habe. Ich habe es mit Leidenschaft, mit vollem Engagement, mit Freude gemacht. Dass der Bürger mit seinen Anliegen zur Gemeinde kommt, ist verständlich. Ihn anzuhören, ihm eine zufriedenstellende Antwort zu geben, nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen, waren das eine; aber auch eine für ihn nicht zufriedenstellende Antwort, waren das andere. Standhaft, ehrlich und für Lösungsansätze bereit, das ist in einem solchen Amt die Voraussetzung. Bedauern muss ich den Wegfall der Strabs; dadurch fehlt den Gemeinden das Geld für den Straßenausbau. Gerne hätte ich noch die Sanierung der Wasserversorgung und den im Jahre 2015 beschlossenen Straßenausbau der Pfalzwiesen zu Ende gebracht. Ich bin aber zuversichtlich, dass dies auch mein Nachfolger kann. Nach 24 Jahren als Erster Bürgermeister und einem Lebensalter von 70 Jahren sollte man auch das Ehrenamt in jüngere Hände geben. Ich habe es gerne für meine Gemeinde, aber auch für meine Mitbürgerinnen und Mitbürger gemacht."

Dieter Schneider, Bürgermeister von Eußenheim 2008 - 2020:

Eußenheims Bürgermeister Dieter Schneider auf dem Dorfplatz. 
Foto: Markus Rill | Eußenheims Bürgermeister Dieter Schneider auf dem Dorfplatz. 

"Meine Tätigkeit bei der Gemeinde Eußenheim begann bereits am 1. Dezember 1978, als Mitarbeiter in der Finanzverwaltung. Im Laufe der Jahre habe ich dann den Angestelltenlehrgang I (Mittlerer Dienst) und später den Angestelltenlehrgang II (gehobenen Dienst) absolviert. In den darauffolgenden Jahren wurde ich dann Kämmerer und habe das Amt des Geschäftsleiters bei der Gemeinde Eußenheim übernommen. Im Jahre 2005 habe ich meinen Dienst bei der Gemeinde Eußenheim aufgekündigt und war bis zum 30. April 2008 bei einem Kommunalberatungsunternehmen als Geschäftsführer tätig. Bei den Kommunalwahlen 2008 wurde ich dann zum Ersten Bürgermeister der Gemeinde Eußenheim gewählt und trat dieses Amt zum 1. Mai 2008 an. Ich durfte dieses Amt also zwölf Jahre ausführen. Ich kannte die Gemeinde Eußenheim von Beginn der Einheitsgemeinde beziehungsweise der Gemeindegebietsreform 1978 an. Ich habe als Mitarbeiter, Kämmerer, Geschäftsleiter viele Entwicklungen mitgemacht und begleitet. So war es mir ein relativ Leichtes, das Amt des Ersten Bürgermeisters zu übernehmen. Während meiner Amtszeit durfte ich sehr viel positives erfahren. Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht für die Menschen in unseren Dörfern etwas zu bewegen. Wir konnten zusammen mit dem Gemeinderat viele Dinge verbessern. Ich denke hier an große Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität, die wir umgesetzt haben. Aber, alles im Leben hat seine Zeit. Ich werde die Umstellung verkraften, da bin ich mir sicher. Aber das Arbeitsumfeld werde ich sicherlich vermissen, das ist auch klar. Ich freue mich aber auch auf die Zeit danach, die ich dann selbstbestimmt genießen kann."

Wieland Gsell, Bürgermeister von Zellingen 2008 - 2020:

Wieland Gsell, Bürgermeister von Zellingen. 
Foto: Günter Roth | Wieland Gsell, Bürgermeister von Zellingen. 

"An Hermann Hesse 'Was war mein Leben?' angelehnt habe ich in Gedichtform 'Was war mein Amt?' verfasst:

Was war mein Amt? Was wird mir in Erinnerung bleiben?
Ist's das Schöne? Oder ist's das Hässliche, das überwiegt?
Ist's der Mitmenschen Zuwendung? Oder die, die Abneigung zeigen?
Ist's die Zahl der Bauwerke, die sich nach zwölf Jahren im Amt ergibt?

Bauwerke heute haben einen kurzen Bestand.
Die Sanierung, der Neubau muss nach 50 bis 70 Jahren erfolgen.
Geschuldet einer Anpassung in Nutzung oder Zustand. 
Wichtig, Altorte und Alte Mainbrücke in Struktur und Begegnungsfunktion erhalten.

Es ist nicht die große Zahl der Bauprojekte, wo mir kommt Stolz in den Sinn,
es sind die besonderen Werke, die Qualität in die Gemeinde bringen.
Ob Gesundheitsgarten, Marktplatz der Generationen oder Gspring,
von innen und auch von außen bringt's Besucher unter allen Dingen.

Was bleibt ist die Freude, vielen Menschen begegnet zu sein,
die gegenseitige Wärme, das Mitfühlen war jedes Mal ein Fest.
Ein breites Spektrum stellte einen weiten Horizont ein,
alle un- und möglichen Lebenslagen machten krisenfest."

Karl-Heinz Schöffer, Bürgermeister von Hasloch 2002 - 2020:

Karl-Heinz Schöffer, Bürgermeister von Hasloch. 
Foto: VG Kreuzwertheim | Karl-Heinz Schöffer, Bürgermeister von Hasloch. 

Meine Amtszeit als Bürgermeister begann am 1. Mai 2002. Im Januar 2020 wurde ich 64 Jahre alt und werde ab Mai dann kürzer treten. Positiv in Erinnerung bleibt mir die 700-Jahrfeier der Gemeinde Hasloch im Jahre 2005. Negativ in Erinnerung bleibt die Beisetzung von meinem Vorgänger Altbürgermeister Robert Stollberger im Januar 2016 in Kitzingen. Der von der Gemeinde eingesetzte Bus war nur zur Hälfte besetzt. Kein einziger aktiver oder ehemaliger CSU-Gemeinderat war anwesend. Ich habe mich in meinem Leben noch nie so geschämt.

Otto Dümig, Bürgermeister von Roden 1990 - 2020:

Otto Dümig, Bürgermeister von Roden.
Foto: Roland Pleier | Otto Dümig, Bürgermeister von Roden.

"Meine Amtszeit begann 1990, der Grund für das Aufhören ist aus Altersgründen nach 30 Jahren Bürgermeister. Die positive Zusammenarbeit im Gemeinderat über viele Jahre hat dazu beigetragen, dass mir die Tätigkeit in positiver Erinnerung bleibt. In meiner Zeit als Bürgermeister habe ich viele Baumaßnahmen begleitet. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir dabei: Der Anschluss beider Ortsteile an die Kläranlage Marktheidenfeld, die Sicherung der Wasserversorgung durch den Anschluss an den Zweckverband Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) mit dem Bau der Anschlussleitungen in Ansbach und in Roden. Der Ausstieg aus der Staatlichen Beförsterung des Gemeindewaldes 1997 und die Umstellung auf private Beförsterung. Die Waldflurbereinigung des Privatwaldes mit Abschluss dieses Jahr. Das Dorferneuerungsprogramm mit einer Laufzeit von über 20 Jahren. Die Ausweisung eines Neubaugebietes "In den Gärten" in Roden mit derzeitiger Erweiterung des Baugebietes."

Paul Kruck, Bürgermeister von Karlstadt 2008 - 2020:

Paul Kruck, Bürgermeister von Karlstadt.
Foto: Fotostudio Müller | Paul Kruck, Bürgermeister von Karlstadt.

"Mit Ablauf der Wahlperiode war ich fast 40 Jahre im Öffentlichen Dienst beschäftigt: Die zwölf Jahre als Erster Bürgermeister der Stadt Karlstadt waren die erfülltesten. Nirgendwo sonst bist du so nah dran an den Problemen der Menschen und ihren Lösungen, aber auch an den Enttäuschungen. Vieles konnten wir in dieser Zeit anpacken. Exemplarisch: die Sanierung des Freibades, beliebt bei jung und alt – aber richtig Bilanz sollen andere ziehen. Aktuell freue ich mich über viel Zuspruch, der mir zeigt, dass viele Bürger mir noch einmal sechs Jahre zugetraut hätten. Es gab aber auch schwierige Situationen mit unpopulären Entscheidungen, wie meine Zustimmung zur Schließung des Karlstadter Krankenhauses. Da musste ich erfahren, dass in unserer Gesellschaft eine Verrohung der Sitten Einzug gehalten hat, die auch vor persönlichen Verunglimpfungen nicht mehr Halt macht. Das macht mir für die Zukunft Sorge und hat meinen Entschluss erleichtert, zum 30. April mit der traditionellen Maibaumaufstellung aufzuhören. Mit dann knapp 66 Jahren – wo ja bekanntlich das Leben erst richtig anfängt – freue ich mich auf einen deutlich selbstbestimmteren Lebensabschnitt.

Alfred Frank, Bürgermeister von Gräfendorf 2008 - 2020:

Alfred Frank, Bürgermeister von Gräfendorf. 
Foto: Michael Fillies | Alfred Frank, Bürgermeister von Gräfendorf. 

"Als Erster Bürgermeister trat ich nach 18 Jahren Gemeinderat am 1. Mai 2008 mein Amt an. Nach 30 Jahren Kommunalpolitik und im 71. Lebensjahr wollte ich noch viele gesunde und glückliche Jahre mit meiner Familie und den Enkelkindern erleben. Ich blicke auf eine erfolgreiche Amtszeit zurück. Gemeinsam mit fünf Ortsteilen eine lebenswerte Zukunft zu gestalten, hat mich sehr gefordert. Eines meiner Meisterstücke ist der Radwegebau entlang der Saale. Diese Aufgabe, einen Fluss zu verlegen für einen Radweg, wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Alle Ämter sowie die Grundstückseigentümer konnte ich von diesem Projekt überzeugen. Viele meiner Visionen konnten umgesetzt werden. Gräfendorf behält seinen Landarztsitz, seit acht Jahren gibt es einen Dorfladen mit Metzgerei, Brücken wurden gebaut, ein Rathaus geschaffen, eine Tankstelle wurde eröffnet und vieles mehr. Alle Ortsteile haben einen DSL-Anschluss mit schnellem Internet. Ich bin rundum zufrieden, auch weil mein Nachfolger in die gleiche Richtung steuert."

Norbert Endres, Bürgermeister vom Markt Triefenstein 2008 - 2020:

Norbert Endres, Bürgermeister Markt Triefenstein.
Foto: Laura-Sophie Lang | Norbert Endres, Bürgermeister Markt Triefenstein.

"Nach sechs Jahren als Gemeinderat (2002 bis 2008) wurde ich 2008 zum hauptamtlichen Bürgermeister des Marktes Triefenstein gewählt. Wie in jeder Firma, Familie oder Institution gilt es, überall Projekte und Probleme zu bearbeiten und zu lösen. Dabei waren die positiven Punkte mit Abstand in der Überzahl. Deshalb würde ich meinen Schritt und meine Entscheidung wieder so tätigen. Bereits 2018 im Januar habe ich den Gemeinderat informiert, dass ich aus Altersgründen 2020 nicht wieder für das Amt kandidiere."

Andreas Zuschlag, Bürgermeister von Wiesthal 2001 - 2020:

Andreas Zuschlag, Bürgermeister von Wiesthal.
Foto: Herbert Hausmann | Andreas Zuschlag, Bürgermeister von Wiesthal.

"Als ich 2001 das Amt des Ersten Bürgermeisters antrat, ahnte ich noch nicht, was da alles auf mich zukommen würde. Ich war zwar bereits im Gemeinderat, aber der Umfang und die Vielfältigkeit der Aufgaben sind für einen Bürgermeister etwas ganz anderes. Es erfordert schon einen gewaltigen Spagat, um dem Hauptberuf, der Familie und dem Ehrenamt als Bürgermeister gerecht zu werden. Aber rückblickend war es dennoch eine schöne Zeit mit vielen herzlichen Momenten, mit interessanten Diskussionen und die Erfahrung zu machen, etwas bewegen zu können. Für mich persönlich unvergesslich bleiben die Rathausstürmungen unseres Kindergartens. Jahre später kamen diese Kinder als Fragenstellende Schüler wieder ins Rathaus und heute trifft man im Dorf junge Menschen, die sich noch gut daran erinnern können. Sollte es mir gelungen sein, dass unser Dorf trotz aller unliebsamen Bürokratisierung lebens- und liebenswert geblieben ist, habe ich viel erreicht. Es gibt nie den richtigen Zeitpunkt, um Aufzuhören. Die Vorhaben und Projekte in einer Gemeinde sind endlos. Hat man einen Punkt abgeschlossen, kommen zwei Neue auf den Tisch. Ich freue mich jetzt auf ein zeitlich etwas entspannteres Leben."

 
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  • B. L.
    Frau Schmidt-Neder sorgen Sie doch bitte dafür, dass DAB+ in Marktheidenfeld zu empfangen ist. Marktheidenfeld ist einer der wenigen Orte in Deutschland, wo der Empfang nicht möglich ist.
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  • B. L.
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  • B. L.
    Frau Schmidt- Neder mit so viel Geld, das Ihnen zu Verfügung stand, haben Sie sehr wenig erreicht. Und warum haben Sie sich nicht, für das sehr gut ausgestattete Krankenhaus in Marktheidenfeld eingesetzt, einfach nur traurig.
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