Selten hat eine Kreistagssitzung so viel öffentliche Aufmerksamkeit gefunden wie die an diesem Freitagmorgen in Karlstadt, in der es um die Neustrukturierung des Klinikums Main-Spessart geht. Für Aufsehen sorgen wird schon die von der Bürgerinitiative für 8.30 Uhr angekündigte Demonstration für den weitgehenden Erhalt des Krankenhauses in Karlstadt und das Belassen der Chirurgie auch in Marktheidenfeld. Die öffentliche Kreistagssitzung beginnt um 9 Uhr im Landratsamt.
Der Karlstadter Internist und Belegarzt am Krankenhaus, Dr. Hans-Udo Heynen, hat am Donnerstag gegenüber der Main-Post seine Meinung bekräftigt, dass ein Beschluss, das Krankenhaus Karlstadt in ein rein internistisches „Rest-Krankenhaus“ mit 35 Betten umzuwandeln, das baldige Ende des Hauses bedeute. Der Kreistag habe sich offenbar für ein scheibchenweises Aufgeben des Standortes entschieden, wohl weil man glaube, so öffentlich nicht so sehr in der Kritik zu stehen.
In der Kreisausschusssitzung vom 5. Oktober war der Erhalts des Krankenhauses Karlstadt als reines Beleghaus mit 35 Planbetten vorgeschlagen worden. Die Kostenverantwortung und Organisation des ärztlichen Dienstes solle durch die Belegärzte erfolgen, erinnert Heynen. Doch decke der avisierte Zuschuss zu den Arztkosten in Höhe von 390 000 Euro „nicht im entferntesten die tatsächlichen Kosten“. Auch frage er sich, wie die angestrebte „Reduzierung der Kosten“ ohne Mitspracherecht der Belegärzte bewerkstelligt werden sollte.
Belegarzt: Nicht abgesprochen
In einer Stellungnahme schreibt der Karlstadter Mediziner: „Es heißt weiter: ,dabei ist die medizinische Notfallversorgung zu gewährleisten‘. Das ist für uns wie für das Fachgebiet Innere selbstverständlich, nicht aber für chirurgische Probleme. Eine 24-Stunden-Notfallversorgung wie bisher wird es nicht mehr geben, da die Inanspruchnahme der Ambulanz zu rund 90 Prozent durch chirurgische Fälle, wofür wir nicht die erforderliche Erfahrung haben, erfolgt. Außerdem sind die weiter oben genannten Punkte nicht mit uns abgesprochen und werden in der genannten Form auch nicht mitgetragen. Darüber sollten sich sowohl die verantwortlichen Politiker als auch die Bevölkerung im Klaren sein.“
Derweil hat die Kreistagsfraktion der Grünen sich in einer Besprechung vorab für den Erhalt der medizinischen Grundversorgung an allen drei Häusern ausgesprochen. „Es wird keine leichte Entscheidung geben“, stellt Fraktionsvorsitzender Gerhard Kraft (Laudenbach) dazu fest. Alle bisherigen Lösungsansätze gingen langfristig von einem Standort aus.
Der Weg dahin sei mehr oder weniger gangbar und führe, laut Verwaltung, nur über die vorläufige Zweihäusigkeit. Die gutachterliche Stellungnahme des externen Beraters, Dr. Schilling, weise jedoch bis zum Jahr 2025 ein Potenzial von bis zu 30 000 Pflegetagen (vor allem durch die Altersentwicklung) zusätzlich aus. Dem könne man mit einem oder zwei Standorten gar nicht gerecht werden, sind die Grünen überzeugt. „Den von Klinikverwaltung und Landrat vorgeschlagenen und mit Mehrheit im Werk- und Kreisausschuss verabschiedeten Grundsatzbeschluss kann die grüne Fraktion so in keinem Fall mit tragen“, sagte Kraft am Donnerstag.
In einer ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung erklärte der KAB-Kreisverband Main-Spessart, die Forderungen der „Bürgerinitiative Klinikum Main-Spessart“ zu unterstützen.