Knapp 40 Zuschauer, kleine und große, hatte Friedel Liedhegener, als er am Donnerstagnachmittag im Alten Rathaus mit seiner Puppenbühne das von ihm verfasste Märchen „Himgaury“ spielte. „Himgaury“ entstammt der in Nord- und Zentralindien gesprochenen Sprache Hindi und heißt ins Deutsche übersetzt nichts anderes als Schneewittchen.
So wundert es nicht, dass „Himgaury“ stark an das deutsche Märchen Schneewittchen angelehnt ist, aber zusätzlich noch das „Lohrer Schneewittchen“ auf die Schippe nimmt. In „Himgaury“ geht es kurz zusammengefasst um Folgendes: Einem indischen Königspaar wird ein Kind geboren: die schöne Himgaury. Als die Mutter stirbt, sucht sich der König eine neue Frau, findet gleich zwei, und weil er Muslim ist, kann er sie beide heiraten.
Shampoo macht Zwerge
Den beiden Stiefmüttern passt Himgaury ganz und gar nicht in den Kram, so dass sie einen am Hof lebenden amerikanischen Sanjassin damit beauftragen, das schöne Kind um die Ecke zu bringen. Der versucht sich mit der urkomischen Aussage, „Ich bin Amerikaner – wir töten nicht!“ aus der Affäre zu ziehen, aber da hat er die Rechnung ohne seine Auftraggeberinnen gemacht.
Schließlich geht es so aus, dass der Sanjassin von einem Krokodil gefressen wird und Himgaury bei zwei bengalischen Bergleuten landet. Per Zauberspiegel erfahren die Stiefmütter, davon, dass Himgaury lebt und schicken einen Apotheker zu ihr, der ihr vergiftetes Shampoo bringen soll. Doch damit wäscht das schöne Mädel die Haare der Bergleute – und die sterben nicht, sondern schrumpfen nur zu Zwergen. Weil der Apotheker in Himgaury verliebt ist, nimmt er sie und zwangsläufig auch die beiden Zwerge mit nach Lohr, seine ursprüngliche Heimat.
Dort stößt Himgaury den Apotheker irgendwann ab und heiratet stattdessen einen Adeligen aus dem Hause Erthal, mit dem sie im Lohrer Stadtschloss lebt.
Und was passiert mit den Zwergen? Beide konvertierten: einer wird katholisch und gründet Frammersbach, der andere wird evangelisch und gründet Partenstein.
Den Spiegel findet man Jahre später auf dem Sperrmüll; heute aber steht er im Lohrer Schloss und sagt jedem, der sie hören will, die Wahrheit. Der Andrang am Wahrheitsspiegel soll sich allerdings in Grenzen halten.