Je eher Jugendliche mit Suchtmitteln anfangen, desto schlechter kommen sie davon wieder los, sagt Dr. Thomas Polak im Karlstadter Johann-Schöner-Gymnasium (JSG). In letzter Zeit habe das Komatrinken bei Jugendlichen abgenommen, der Konsum von Cannabis leider zugenommen. Die Droge wirke erst einmal positiv, rufe aber Schädigungen hervor.
Etwa 30 Zuhörer lauschten den Ausführungen des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Polak, der als Oberarzt am Uniklinikum Würzburg arbeitet. Zu seinen Spezialgebieten gehören auch die Abhängigkeitserkrankungen. Der Förderverein "Freunde des JSG" mit der Vorsitzenden Sylvia Schubart-Arand hatte Polak zu dem Vortrag über Alkohol, Nikotin und andere legale Drogen eingeladen. Der Vortrag wurde bewusst in die Faschingszeit gelegt, in der ja bekanntlich immer etwas mehr Alkohol fließt und der Griff zur Zigarette meist auch dazugehört.
Viel mehr Tote durch legale Drogen
Dass der Konsum illegaler Drogen problematisch sein kann, ist den meisten Menschen wohl bewusst. Dass aber Todesfälle durch Suchtstoffe, die es völlig legal in den meisten Geschäften und an vielen öffentlichen Automaten gibt, um ein Vielfaches häufiger sind, ist den wenigsten klar. Aber nicht jeder werde abhängig, sagte Polak.
Pro Jahr werden 74 000 Todesfälle durch Alkohol registriert. Als Krankheitskosten wurden 20,6 Milliarden Euro pro Jahr errechnet, die durch Organschädigung oder Unfälle verursacht werden. Hinzu kommen Gewaltdelikte und Suizidversuche. Zum Vergleich: Laut Statistik liegt das Sterberisiko pro 100 000 Personen durch Rauchen bei 520, Alkohol bei 50, Seefahrt bei 7, Haushalt bei 7, Autoverkehr bei 5, Verbrechen bei 1, AIDS bei 0,2, Medikamente bei 0,05 und Fliegen bei 0,03 Personen.
Beim Rauchen ist demnach das Risiko am höchsten. Der Verbrennungsprozess erzeugt Radioaktivität und verkürzt die Lebenserwartung um 10 bis 15 Jahre. Über 40 Jahre gerechnet wären es pro Zigarette etwa 28,6 Minuten. Ein starker Raucher (20 bis 40 Zigaretten täglich) verpasst seinen Bronchien die gleiche Strahlenmenge, die bei 250 Röntgenaufnahmen der Lunge entstehen würden. Wasserpfeife rauchen ist nicht viel besser. Nur E-Zigaretten sind 95 Prozent weniger schädlich.
Probleme ergeben sich bei Kräuter- und Räuchermischungen, Badesalzen, Raumlufterfrischern und Reinigern, die inhaliert werden. Dazu kommen Ecstasy, Explosion und Poppers. Sie enthalten synthetische Substanzen, die viel stärker als getrocknete Pflanzenteile wirken. Die Verpackungen suggerieren Harmlosigkeit, die Inhalte machen aber abhängig.
Nicht jeder wird abhängig
Auch krankhafte Glücks- und Internetspiele können süchtig machen. Bei fortgesetztem, zwanghaftem Konsum hat die Person Entzugssymptome und vernachlässigt wichtige Interessen. Die Suchtstoffe zerstören das Gleichgewicht im Gehirn und im Körper. Ob jemand abhängig wird, wird in tiefen Hirnzentren reguliert. Ob jemand süchtig wird, hängt mit der Persönlichkeit des Menschen, dem Suchtmittel und dessen Verfügbarkeit und dem sozialen Umfeld und Freundeskreis zusammen. Eine Abhängigkeit hängt laut Polak nicht von unserer Willensstärke ab.
Fällt ein Kollege durch Drogen und Alkohol auf, soll man ihn ansprechen und nicht beim Vertuschen helfen. Sinnvoll ist der Verzicht auf Genussmittel an einigen Tagen in der Woche. Auch die jährliche Fastenzeit kann man dafür nutzen.
Der Vortrag fand in Zusammenarbeit mit dem Universitätsbund Würzburg und der Vhs Karlstadt statt.