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Lohr
Wie nachhaltiger Urlaub geht
Tim Ruppert
 |  aktualisiert: 12.08.2024 02:40 Uhr

Die Sommerferien sind Haupt-Urlaubszeit, in der viele mit dem Flugzeug in ferne Länder reisen und dort zum Teil mit dem Schiff eine Kreuzfahrt machen. Dass dies nicht zwingend notwendig ist und man auch möglichst klimafreundlich Urlaub machen kann, haben die Schüler der 7. bis zur 10. Jahrgangsstufe am diesjährigen Schulfest des Franz-Ludwig-von-Erthal Gymnasiums gezeigt. Jede Klasse konnte sich im Vorfeld ein eigenes Reiseziel aussuchen und präsentierte dieses Ziel den Besuchern dann in einem eigenen Klassenzimmer.

Aber worauf sollte man überhaupt achten, wenn man einen möglichst klimafreundlichen Urlaub machen möchte? Laut Thomas Keßelring, der am Gymnasium Mathematik und Physik unterrichtet und sich selbst in Sachen Klimaschutz einsetzt und bei den Bestrebungen des Lohrer Gymnasiums hinsichtlich der Klimaschulen-Auszeichnung im vergangenen Jahr engagiert hat, sollte man auf einen geringen CO2-Ausstoß achten.

Transport erzeugt Emissionen

Aktuell verursacht der weltweite Tourismus etwa acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, wobei drei Viertel dieser Emissionen auf den Transport entfallen. Somit ist es sinnvoll, bei der An- und Abreise auf Fahrzeuge mit Verbrennermotor zu verzichten und stattdessen E-Autos oder öffentliche Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn zu nutzen. Ganz verzichten sollte man auf eine Reise mit dem Flugzeug oder dem Kreuzfahrtschiff. Vor Ort sollte man auch den ÖPNV nutzen und eine Unterkunft oder ein Hotel wählen, das einen regionalen Bezug hat und mit erneuerbaren Energien ausgestattet ist. Des Weiteren sollte man sich fleischarm ernähren und versuchen, auf regionale und saisonale Lebensmittel zurückzugreifen.

Am meisten ins Gewicht fällt Keßelring zufolge die An- und Abfahrt sowie generell energiefressende Aktionen wie Hubschrauberrundflüge, Kreuzfahrtreisen, künstliche Beschneiung oder der Besuch in einem Freizeitpark. Zusätzlich kann man bei der Wahl des Reiseziels auch auf verlässliche Klima-Zertifizierungen des Reisezieles und der Unterkunft achten (siehe Infobox).

Welche Urlaubsziele man konkret anvisieren kann, wenn man die Gebote für einen nachhaltigen Urlaub beachten möchte, haben die Schüler in ihrem jeweiligen Klassenraum präsentiert: Die Klasse 9b hat sich Amsterdam herausgesucht und auf einem Plakat verschiedene Anreisemöglichkeiten miteinander verglichen. Dabei fällt auf, dass die Anreise mit dem Zug nicht nur billiger als mit dem Auto ist, sondern dabei auch noch bedeutend weniger CO2 pro Person ausgestoßen wird.

Wie man nach Oberstdorf mit dem Zug kommt, konnten Besucher im Raum der Klasse 7b begutachten. Mit nur einem Umstieg in Würzburg erreicht man das beliebte Reiseziel am Rande der Alpen in ungefähr fünf Stunden und tut dabei noch etwas Gutes für die Umwelt. Die Klasse 8c hat die schnellste Zugverbindung nach Wien herausgesucht, wodurch man rund eine Stunde schneller ist als mit dem Auto. Neben diesen Reisezielen wurden Interessierte bei anderen Klassen beispielsweise noch über das Urlaubsziel Paris, München und Umgebung, Sylt oder eine Zugreise nach London informiert.

Generell haben die musikalische Umrahmung, das angenehme Sommerwetter sowie die vielen interessierten Besucher dafür gesorgt, dass das Schulfest ein voller Erfolg war. Was die Besucher dann im nächsten Jahr am Schulfest erwarten wird, steht noch nicht fest. Festgelegt wird das erst am Schüler-mit-Verantwortung(SMV)-Tag, der am Beginn des neuen Schuljahres stattfindet und wo alljährlich das Schuljahr durch die SMV geplant wird.

Im Überblick: Nachhaltigkeit-Label im Tourismus

Wie bei Lebensmitteln kann man auch bei Hotels auf Siegel für Umweltstandards achten, die einem dabei helfen können, einen möglichst klimafreundlichen Urlaub zu machen. Im Folgenden ist eine Auswahl der wichtigsten Siegel zusammengestellt:
EarthCheck: Dieses Siegel verspricht, dass Strom, Wasser und Papier eingespart werden und das Unternehmen dadurch auch in wirtschaftlicher Hinsicht weniger Ausgaben hat. Aktuell haben 629 Unterkünfte, Golfplätze, Restaurant und Mobilitätsangebote, aber auch ganze Regionen wie beispielsweise die Halbinsel Snaefellsnes im Westen Islands diese Auszeichnung.
Biosphere Responsible Tourism: Dieses Label ist ein Projekt des "Responsible Tourism Institute" (RTI), einer in Spanien ansässigen Non-Profit- und Nichtregierungsorganisation. Zertifizierte Hotels, Pensionen, Restaurants, Freizeitparks, Golfplätze und Tourenanbieter liegen überwiegend in Spanien und Lateinamerika – weltweit sind derzeit 240 Unterkünfte mit dem Zertifikat ausgezeichnet. Um das Siegel zu bekommen, wird eine Prüfung der Nachhaltigkeit in allen 17 Nachhaltigkeitszielen der United Nations (UN) durchgeführt.
Green Globe: Bei diesem Nachhaltigkeits-Label geht es nicht nur um Umwelt- und Klimakriterien, sondern auch um soziokulturelle Aspekte wie Arbeitsbedingungen und um den Umgang mit lokalen Gemeinden. Dabei orientiert sich das Label an den Umwelt- und Entwicklungszielen, die die Vereinten Nationen 1992 in ihrer "Agenda 21" verabschiedet haben. Insgesamt 600-mal wurde das Siegel in mehr als 80 verschiedenen Ländern verliehen.
TourCert: Das TourCert-Label deckt neben dem Artenschutz, Kundenzufriedenheit und Unterstützung lokaler Kommunen auch die Einhaltung von Menschenrechten und fairen Arbeitsbedingungen ab. Somit garantiert dieses Label nicht nur Schutz in ökologischer, sondern auch in sozialer Hinsicht. Hinter diesem Label, das 2009 gegründet wurde, stehen unter anderem die Initiative "Tourism Watch", die ihrerseits zu "Brot für die Welt" gehört, und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE).
Green Key: Hier stehen im Zentrum der Zertifizierung unter anderem ökologische Aspekte sowie Nachhaltigkeitsschulungen und Maßnahmen, die die Gäste sensibilisieren sollen, Ressourcen bewusster zu nutzen. Unterstützt wird Green Key von den Vereinten Nationen sowie von der Welthandelsorganisation WTO. Mit über 300 zertifizierten Unterkünften und Touristenattraktionen in 65 Ländern gehört dieses Label zu den größten weltweit.
Viabono: Das Kernziel dieses Labels ist es, den CO2-Fußabdruck möglichst niedrig zu halten. Derzeit werden auf der Viabono-Website rund 90 zertifizierte Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Restaurants gelistet. Durch Abrechnungen können diese belegen, strenge Grenzwerte in Sachen Strom- und Wasserverbrauch sowie Abfallaufkommen einzuhalten. Prominente Träger dieses Labels sind beispielsweise der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, das Deutsche Jugendherbergswerk, der ADAC und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband.
 
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