Autismus zählt zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, heißt es in einer Pressemitteilung der Lebenshilfe Marktheidenfeld. Daniela Ursel, Sozialpädagogin und langjährige Mitarbeiterin des Autismus-Kompetenz-Zentrums Unterfranken (AKU), erklärte ihren Zuhörern bei einer Veranstaltung der Lebenshilfe und der Volkshochschule zunächst die Aufgaben ihrer Beratungsstelle. Dann erläuterte sie, was unter dem Fachbegriff „Autismus-Spektrums-Störung“ zusammengefasst wird: die drei Erscheinungsbilder Atypischer Autismus, Frühkindlicher Autismus und Asperger Autismus. Über 80 Teilnehmer waren zu dem Fachvortrag zum 50-jährigen Bestehen der Lebenshilfe gekommen.
Marlies Grollmann, Geschäftsführerin der Lebenshilfe, freute sich, dass sie neben dem Vorsitzenden Armin Grein und einigen Mitgliedern des Vorstands Vereinsmitglieder, Mitarbeitende der eigenen Einrichtungen, Betroffene oder deren Angehörige, aber auch Fachkräfte aus umliegenden Kindertagestätten oder Schulen begrüßen konnte.
Die Ursachen dieser Entwicklungsstörung liegen in erblich bedingten und biologischen Besonderheiten der Gehirnentwicklung. Etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung zeigt eine Autismus-Spektrums-Störung, dabei sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Ihre Auswirkungen zeigen sich in autistischen Verhaltensweisen, die viele Lebensbereiche betreffen und ein Leben lang andauern.
Geräusche werden extrem laut wahrgenommen
Bei Kindern mit frühkindlichem Autismus fallen die Auswirkungen bereits vor dem dritten Lebensjahr auf und zeigen sich insbesondere in den Bereichen Kommunikation und Sprache. Nicht selten werden Einschränkungen in den kognitiven Fähigkeiten festgestellt. Betroffene Kinder können Sinnes-Reize und Informationen nicht entsprechend filtern. Sie nehmen beispielsweise Geräusche häufig in extremer Lautstärke wahr.
Das Asperger-Syndrom wir dagegen in der Regel erst nach dem dritten Lebensjahr diagnostiziert, manchmal mit Schuleintritt oder später. Die Betroffenen sind in ihrer Sprachentwicklung unauffällig, ihre Sprachmelodie ist eintönig. Auffallend ist, dass bildhafte Sprache, Witze oder Ironie nicht verstanden werde. Bei Betroffenen liegt keine Intelligenzminderung vor, häufig zeigen sie besondere Interessen gerade für technische Zusammenhänge. Sicherheit gibt ihnen ein gleichbleibender Ablauf im Alltag. Sie haben Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion und in der Wahrnehmung und Deutung von Gefühlen.
Medikamente können nur Begleiterscheinungen lindern
Beim Atypischen Autismus treten die Merkmale erst ab dem dritten Lebensjahr auf, bestimmte Symptome der genannten Erscheinungsformen fehlen allerdings.
Die Autismus-Spektrums-Störung ist medikamentös nicht zu behandeln, wohl aber mögliche Begleiterscheinungen. Nicht selten geht sie einher mit Epilepsie, depressiven Verstimmungen, Schlafstörungen oder Angsterkrankungen, die durch Medikamente und Therapien gelindert werden können.
Ursel sei es gelungen, mit ihrer Präsentation komplexe Zusammenhänge zu erklären, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Anhand von praktischen Übungen sei zudem deutlich geworden, wie Menschen mit Autismus-Spektrums-Störung ihr Umfeld wahrnehmen.
Für weitere Fragen können sich Betroffene an die Lebenshilfe Marktheidenfeld wenden. Hier berät Sandra Bolg, Leiterin der Heilpädagogischen Tagesstätte, Tel.: (09391) 98100.