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Lohr
Wie können Forensik-Patienten in den Arbeitsmarkt integriert werden? Treffen zwischen Arbeitgebern und BKH
Das Bezirkskrankenhaus Lohr mit der Forensik am linken Bildrand und dem parkähnlichen Gelände. Vergangene Woche gab es ein erstes Treffen mit Arbeitgebern aus der Region.
Foto: Axel Häsler (Archivfoto) | Das Bezirkskrankenhaus Lohr mit der Forensik am linken Bildrand und dem parkähnlichen Gelände. Vergangene Woche gab es ein erstes Treffen mit Arbeitgebern aus der Region.
Annette Helfmann
 |  aktualisiert: 31.01.2025 02:38 Uhr

Premiere beim Bezirkskrankenhaus (BKH) Lohr: Zum ersten Austausch-Treffen mit Arbeitgebern aus der Region lud das BKH am vergangenen Donnerstag. Das Ziel ist, ein Netzwerk aus Arbeitgebern aufzubauen, die bereit sind, Forensik-Patienten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Denn ein Arbeitsverhältnis zu haben, halte die Menschen stabil, stellte der ärztliche Direktor Dominikus Bönsch fest.

Rund 150 große und kleinere Arbeitgeber aus der Region in und um Lohr, Karlstadt, Marktheidenfeld und Aschaffenburg haben die Organisatoren des Austauschtreffens im Vorfeld dafür angeschrieben. Zehn haben ihr Kommen angekündigt, erfahren wir von der stellvertretenden Leiterin der Forensik, Sozialpädagogin Anna Hess. Gekommen waren am Donnerstag knapp ein halbes Dutzend.

Ansprechpartnerin für Arbeitgeber, die Arbeitsplätze für Forensik-Patienten anbieten möchten, ist Annika Popp, Sozialpädagogin am Bezirkskrankenhaus Lohr. 
Foto: Annette Helfmann | Ansprechpartnerin für Arbeitgeber, die Arbeitsplätze für Forensik-Patienten anbieten möchten, ist Annika Popp, Sozialpädagogin am Bezirkskrankenhaus Lohr. 

"Aller Anfang ist schwer, wir fangen klein an", blickte Hess trotzdem zuversichtlich in die Zukunft. Ob der Messerangriff auf die Kindergartengruppe in Aschaffenburg vielleicht den ein oder anderen, der ursprünglich zugesagt hatte, kurzfristig veranlasst haben könnte, doch nicht zu kommen, sei denkbar, aber spekulativ, räumt Hess unserem Medienhaus gegenüber ein. Der Täter war in der Vergangenheit kein Patient der Lohrer Forensik.

Aschaffenburger Tat kein Thema

Im offiziellen Teil des Austausch-Treffens war die Aschaffenburger Bluttat kein Thema. Die Fachkräfte erläuterten ihre Arbeit, die auf "die Minimalisierung der Gefährlichkeit" der Patienten abziele. In der Forensik würden zwei Personengruppen behandelt. Zum einen jene mit Straftatsdelikten, unterschiedlicher Art, die auf ihre psychische Erkrankung zurückzuführen seien. Die zweite Gruppe seien Suchtpatienten. Die Herausforderung, vor der das BKH-Team stehe, sei der Spagat sowohl die Sicherheit der Gesellschaft als auch die Rechte der Patienten bei gleichzeitiger Vermeidung einer Stigmatisierung zu erreichen, so das Zwischenfazit.

Erkrankungsbilder, Therapieziele, Behandlungsplan und Motivationsarbeit stellten die BKH-Fachleute den Arbeitgebern vor. Deren Interesse lag mehr auf der praktischen Seite im Alltag, wie sich in den Wortmeldungen zeigte. Wie kann die Kommunikation zwischen Arbeitgeber und BKH besser werden?, wurde konkret nachgefragt.

Genau hier habe das Gericht jüngst ein Urteil gesprochen, dass es Einrichtungen, wie dem BKH untersage, regelmäßigen Kontakt mit den Arbeitgebern zu halten. Nur, wenn die Patienten eine Schweigepflichtsentbindung unterzeichnet hätten, sei dies möglich. "Dann ist die Prämisse für mich zukünftig, nur Mitarbeiter zu nehmen, wenn sie das BKH vorher von der Schweigepflicht entbunden hat", stellte ein Arbeitgeber fest.

Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient

Denn darin waren sich Arbeitgeber einig, die teilweise bereits Erfahrungen mit Forensik-Patienten in ihren Betrieben hatten: Ein Austausch und eine Rückmeldung durch das BKH sei wichtig. Auch, um zu wissen, "wer kommt denn da, worauf muss ich achten, auf wen lasse ich mich da ein".

Dabei gehe es nicht um Stigmatisierung. Aber als Arbeitgeber trage man auch eine Verantwortung gegenüber allen Mitarbeitenden. Außerdem komme es aufgrund der laufenden Behandlung durch das BKH teilweise zu Fehlzeiten, die durch das BKH, im Idealfall, bestätigt sein sollten, so der Wunsch.

Als künftige Schnittstelle zwischen dem Arbeitsmarkt und dem BKH wurde Sozialpädagogin Annika Popp als Ansprechpartnerin vorgestellt. Arbeitgeber können sich bei ihr melden, wenn sie Arbeitsplätze anbieten möchten. Ebenso bei Fragen rund um bestehende Beschäftigungsverhältnisse. Das war einer der Hauptwünsche von Arbeitgeberseite. Einig waren sich letztendlich alle, "jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient".

 
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