Die Wassermassen eines Starkregenereignisses lassen sich nicht mit kleinen Maßnahmen beherrschen, bestenfalls könnten Abflussspitzen durch gezielte Eingriffe im Vorfeld gemindert werden. Diese aber sollten möglichst auf freiwilliger Basis vor Ort entwickelt und durchgeführt werden, so das Fazit Jonas Tremls vom Amt für ländliche Entwicklung. Der Fachmann stellte dem Stadtrat von Arnstein in dessen jüngster Sitzung die Grundsätze der Initiative "boden:ständig" zur Verminderung des Bodenabtrags und des Gewässerschutzes vor.
Erfahrungen und Ideen der Menschen vor Ort aufgreifen
Starkregenereignisse der letzten Zeiten haben nicht nur in Siedlungsflächen die Sorge vor Zerstörung und in der Landwirtschaft vor Erosion der Böden verstärkt. Wenn Überschwemmungen einsetzen, sind die entstehenden Wassermassen in der Regel nicht mehr beherrschbar. Die einzige Möglichkeit technisch und finanziell durchführbarer Schutzmaßnahmen liegt nach Treml in einer Vielzahl individueller, dezentraler Aktionen, die auf die jeweiligen topografischen Bedingungen abgestimmt sind und die Schaffung von Rückhaltestrukturen in der Landschaft ermöglichen. So könnten Kosten sowie Flächenbedarf überschaubar gehalten werden. Dazu aber müssten die Erfahrungen und Ideen der Menschen vor Ort aufgegriffen werden. Es brauche die Freiwilligkeit und das Engagement.
Das Amt für ländliche Entwicklung biete seinerseits nicht nur fachkundige Beratung, sondern auch finanzielle Unterstützung an. Möglich ist die Förderung von bis zu 85 Prozent der Kosten bei einer Höchstsumme von 50.000 Euro. Das setzt, so Treml, ein konkretes Problem in einem kompakten, abgrenzbaren Gebiet voraus. Die Initiative "boden:ständig" setze voraus, dass engagierte Menschen vor Ort aktiv werden wollen und die Probleme "proaktiv" beheben möchten. Außerdem muss die kommunale Unterstützung signalisiert werden.
Zusammenarbeit bei Feldtagen oder Boden-Stammtischen
Wenn ein solcher Ort ausgemacht und Kontakt zum Amt hergestellt wurde, erfolgt die Erarbeitung eines Rahmenkonzepts mit Bestands- und Bewertungsplan durch einen professionellen Dienstleister, unter Einbeziehung der örtlichen Akteure. Die Maßnahme wird dann mittels Feldtagen oder Boden-Stammtischen durchgeführt. Dazu können Bodenbearbeitung, ökologische Ingenieurmaßnahmen wie die Schaffung von Mulden, Wegeerhöhungen, Säumen oder Wasserbecken gehören. Bei der Umsetzung durch Kommune und Bürger fungiert das Amt als Begleitung und Berater, auch bei der Suche nach Fachplanern. Dazu können Wasserwirtschaft, Naturschutz, Bauernverband und Gemeinde einbezogen werden. Beispiele für schon durchgeführte Aktionen sind auf der Internetseite des Amts für Ländliche Entwicklung nachzulesen.
Für die Finanzierung gilt, dass die Kommune als Träger der Maßnahme für die Genehmigung und die Objektplanung, die Ausschreibung und den Bau zuständig ist. Als Unterstützung sind verschiedene Förderungsinstrumente der ländlichen Entwicklung möglich, auch eine private Trägerschaft ist denkbar.
Büchold könnte das Modellprojekt in der Stadt werden
Prinzipiell zeigte sich der Stadtrat für dieses Modell aufgeschlossen, doch gab es in der anschließenden Diskussion eine Reihe von Nachfragen, die nicht immer abschließend beantwortet werden konnten – beispielsweise in Bezug auf die Haftung und die Abwägung von privaten Entwicklern oder Dienstleistern. Als möglicher erster Versuch könnte die Abflusssituation im Stadtteil Büchold angegangen werden.