Sind die Tage des Hotel-Gasthofes Adler in Steinbach gezählt? Entsprechende Aussagen über eine möglicherweise bevorstehende Schließung machten am Rande der Sitzung des Lohrer Stadtrates am Montag die Runde. Gastwirt Raimund Freund indes betont im Gespräch mit der Redaktion, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen sei.
Der Adler ist nicht nur die letzte verbliebene Gaststätte in Steinbach, sondern auch eine der traditionsreichsten im gesamten Stadtgebiet. Allein seit rund 200 Jahren ist sie in Familienbesitz. Raimund Freund hat sie 1997 von seinen Eltern übernommen. Er betreibt auch die ins Gebäude integrierte Metzgerei.
Letztere hatte der Metzgermeister jedoch von Dezember 2018 bis Ostern 2020 schließen müssen. Grund war ein Betriebsunfall, bei dem sich Freund schwere Handverletzungen zuzog. Die Gaststätte selbst blieb dann in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie und der deswegen verhängten Einschränkungen über Wochen und Monate geschlossen. Zwar ist das Haus mit großem Saal, Biergarten und 20 Fremdenzimmern mittlerweile wieder geöffnet. Doch wie alle Betriebe der Gastronomie hätten die Krise und ihre Folgen auch ihn wirtschaftlich hart getroffen, sagt Freund.
"Was man von März bis jetzt nicht verdient hat, holt man nicht mehr auf", so der 58-Jährige, der zu normalen Zeiten zwischen fünf und sieben Mitarbeiter beschäftigt. Bei den für seinen Betrieb sehr wichtigen Übernachtungen machten Fahrradtouristen den Großteil seiner Gäste aus. Zwar laufe dieses Geschäft jetzt wieder an, so Freund. Das Niveau liege derzeit aber dennoch nur bei rund einem Drittel dessen, was um diese Zeit normal sei.
"Es langt einfach nicht mehr", sagt Freund über die wirtschaftlichen Auswirkungen. Natürlich sei ihm klar, dass sein Haus die letzte Gaststätte im Ort ist und eine Schließung ein Verlust für Steinbach wäre.
Doch es werde von der Entwicklung der nächsten zwei Monate abhängen, wie es mit dem Hotel-Gasthof Adler weitergehe. Aktuell habe er "nicht vor, zuzumachen", sagt Freund. Letztendlich hänge jedoch alles davon ab, ob und wie die Gastronomiesparte aus der Coronakrise herauskomme.