
Seit Jahren gibt es im Karlstadter Stadtteil Stetten Menschen, die der Dorfmitte rund um Pfarrkirche und Torbogen ein neues Gesicht, mehr Leben, Kultur und Gemeinschaftsgeist geben wollen. Dabei geht es baulich um die ehemalige Grundschule sowie die Fläche über den Kellerräumen der einstigen Gaden. An vorderster Stelle stehen derzeit die Brüder Florian und Martin Burkard. Stadtratsmitglied Florian Burkard erläutert das Gesamtkonzept der "Kulturgaden".
Prinzipiell spielen hier zwei Bereiche unabhängig und doch in enger Kooperation zusammen: Da ist zum einen die "Genossenschaft Kulturgaden Stetten eG" für die "Hardware", für das Gebäude der "Neuen Schule" und die Gadenkeller zuständig, während der "Förderverein Kulturgaden" als die "Software" das Werk mit konkretem Leben füllen will.

Seit dem 1. Juli dieses Jahres ist die Genossenschaft durch einen Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Karlstadt Eigentümer des Schulhauses und der Gadenkeller. In den Baukörper des bestehenden Schulgebäudes sollen im ersten Bauabschnitt Räume für Wohnungen und ein Angebot aus dem Gesundheitsbereich entstehen. Gleich nebenan auf die Fläche über den Gadenkellern will die Genossenschaft ein Dorfgemeinschaftshaus errichten, in dem Veranstaltungen für Vereine, kulturelle Ereignisse und eine Cafeteria Platz haben. Vorstände der Genossenschaft sind Florian Burkard und Helmut Kron.
Durch die Coronazeit, die schwierige Situation am Baumarkt und die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Zinsen hat sich die Umsetzung der Baumaßnahmen extrem verzögert. Außerdem mussten noch bestehende Kellerrechte von Bürgern und Vorrechte der Kirche aus dem Jahr 1920 geklärt werden. Doch die beiden Vorstände sind jetzt zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit die Zeichnungsmöglichkeit für Anteile an der Genossenschaft beginnen wird. "Erst wenn wir das wirtschaftlich voll verantworten können, können wir die Bevölkerung auch zum Anteilszeichnen einladen. Nun ist ein Licht am Ende des Tunnels sichtbar", sagt Florian Burkard. Die Verantwortlichen rechnen für den ersten Bauabschnitt mit Gesamtkosten von gut 1,5 Millionen Euro.

Begleitend dazu hat sich im Januar 2023 der "Förderverein Kulturgaden" gegründet, dem im direkten Anschluss über 100 Bürger und Bürgerinnen beigetreten sind, Vorsitzender ist Martin Burkard. Dieser hat schon vor den baulichen Aktivitäten seine Arbeit aufgenommen. Seit über einem Jahr gibt es einen monatlichen Mittagstisch im Pfarrheim, der selbstgekochte Gerichte oder Speisen vom Eußenheimer Hofladen Wolf bereitstellt. Regelmäßig nehmen nicht nur Alte und Alleinstehende das Angebot an. Es gibt grundsätzlich ein Menü mit Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch. Beim Mittagstisch im Juli waren es über 50 Personen - nicht nur aus Stetten. Diesmal hatte man das Equipment des gerade beendeten Weinfestes genutzt und verschiedene Grillspeisen vorbereitet.
Als kulturellen Beitrag kann sich der Förderverein über die Gründung eines "Vocalensembles der Kulturgaden Stetten" freuen. Unter der Leitung des Musiklehrers Martin Burkard treffen sich regelmäßig zehn Sängerinnen und vier Sänger. Beim politischen Empfang des Stettenturniers im Juni konnten sie erstmals öffentlich ihr Können unter Beweis stellen. In Vorbereitung: ein Konzert in der Adventszeit zusammen mit einem Vortrag von Pater Christoph Gerhard. Die Probenstunden finden vierzehntägig im Haus von Martin Burkard statt.
Zahlreiche Besucher kamen auch zum Musikabend "Hootenanny" in den Biergarten der "Kleinen Kneipe". Weiterhin bietet der Verein jetzt in den Sommerferien ein umfangreiches Ferienspaßprogramm über mehrere Tage mit sechs Angeboten an.
Bei der "Alten Schule" besteht noch Sanierungsbedarf
Klärungsbedarf gibt es noch beim weiteren Vorgehen mit dem Gebäude der "Alten Schule" östlich der Kirche. Bei dem Haus besteht Sanierungsbedarf, Bauträger ist weiterhin die Stadt Karlstadt und es wird derzeit von vier Vereinen unterschiedlich intensiv genutzt. Um auch dieses Gebäude dauerhaft zu erhalten, müssen sich die nutzenden Vereine mit der Kommune über ein künftiges Konzept einigen. Laut Aussage des Amtes für ländliche Entwicklung (ALE) ist Einigkeit Voraussetzung für die Einbeziehung der "Alten Schule" in Dorferneuerungsmaßnahmen.