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Wie fährt der Festwochenexpress in die Zukunft?
Erstmals seit seiner Jungfernfahrt 1995 mit verringertem Angebot: der Festwochenexpress. Am ersten Festwochensonntag und am Montag gab es aus finanziellen Gründen dieses Mal keine Fahrten auf den 15 Linien. 
Foto: Johannes Ungemach | Erstmals seit seiner Jungfernfahrt 1995 mit verringertem Angebot: der Festwochenexpress. Am ersten Festwochensonntag und am Montag gab es aus finanziellen Gründen dieses Mal keine Fahrten auf den 15 Linien. 
Bearbeitet von Monika Büdel Bearbeitet von Monika Büdel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:09 Uhr

Knapp 12.000 Fahrgäste nutzten dieses Jahr laut Organisatorin Susanne Nordmann die extra für die Lohrer Spessartfestwoche eingesetzten Busse. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Veranstalter sich darauf verständigt hatten, Vorabfahrten am ersten Festsamstag, das komplette Angebot am ersten Festsonntag und am Montag zu streichen. Auch einige Verstärkerbusse traf der Rotstift. Außerdem waren die Fahrpreise erhöht worden.

Um einen groben Vergleich zu bekommen, müsste man zu den 12.000 Fahrgästen an acht Tagen noch einen Schätzwert für die beiden ausgefallenen Express-Tage ansetzen. Nordmann nennt als Erfahrungswert 800 pro Abend am ersten Sonntag und dem Montag. Hochgerechnet auf zehn Tage ergäbe das rein rechnerisch 13.800 Festwochenexpress-Zustiege.

Damit liegt das Ergebnis von diesem Jahr deutlich über dem des Vorjahres, für das es, wie Nordmann berichtet, allerdings nur die geschätzte Zahl von 10.400 Fahrgästen gibt. 2022 war die Festwoche noch von der Corona-Pandemie beeinträchtigt. 2020 und 2021 war sie komplett ausgefallen. Das heißt, die jüngste Vergleichs-Festwoche unter normalen Bedingungen, aber mit günstigeren Preisen, war 2019. Für dieses letzte Vor-Corona-Jahr nennt Nordmann 19.200 Zustiege.

Noch weniger Besucher als vor Corona

Damit spiegelt das Fahrgastaufkommen aus den Lohrer Stadtteilen, dem Spessart, der Fränkischen Platte und dem Raum Maktheidenfeld den Verlauf der Festwoche wider. Nach den eher vagen Aussagen beim Bilanzpressegespräch am Montag teilte der Festwochen-Organisator der Stadt Lohr, Dieter Daus am Dienstag auf Nachfrage per E-Mail mit: "Das Besucheraufkommen 2023 war um einiges stärker als 2022, hat jedoch noch nicht wieder das Vor-Coronaniveau von 2019 erreicht."

Auf dem Niveau von 2019 – mal etwas unter, mal etwas über 20.000 – bewegten sich die Fahrgastzahlen über viele Jahre. Hier einige Beispiele: 21.549 Fahrgäste waren es 2010, rund 23.000 in den Jahren 2011 und 2012, 20.678 im Jahr 2013, rund 20.000 in 2014 und 2015 und 18.801 in 2016. Spitzenwerte wie in den Nuller-Jahren erreichte der Festwochenexpress allerdings nicht mehr.

Linienverkehr einbeziehen?

Weniger Fahrgäste bedeuten mehr Defizit. Für 2022 nennt Daus 35.000 Euro netto. "Das ist klar zu hoch", sagte bei einem kurzen Gespräch im Rathaus. Die Kürzungen des Angebotes hätten Einsparungen von 8000 Euro gebracht. Wie lässt sich der Festwochenexpress für die Zukunft sichern mit gutem Angebot und wirtschaftlich vertretbaren Aufwand? Daus griff als Überlegung eine Anregung auf, den Linienverkehr einzubeziehen.

Voraussetzung wäre, dass der Landkreis als zuständige Instanz für den Linienverkehr mitspielt und das Angebot entsprechend beworben würde. Schon jetzt wären Fahrten zur Festwoche aus vielen Orten im Umkreis von Lohr bis hin nach Marktheidenfeld mit dem regulären Busverkehr möglich. Der Linienverkehr im Landkreis ist seit dem Start des Festwochenexpresses 1995 um einige Angebote ausgeweitet worden.

Nach Marktheidenfeld günstig

Wer eine 49-Euro-Fahrkarte hat und rechnen kann, schaut sowieso, ob ein passender Linienbus fährt. Damit fährt er kostenlos. Im Festwochenexpress gilt das Monatsticket nicht. Die Fahrpreise liegen allerdings unter den Verkehrsverbund-Tarifen. Nach Frammersbach kostet die Fahrt mit dem Festwochenexpress nach der diesjährigen Preiserhöhung 3,50 Euro. Im Linienbus sind es 20 Cent mehr. Deutlicher ist der Unterschied für eine Fahrt von oder nach Marktheidenfeld. Da kostet die Fahrt ab oder nach Lohr im normalen Tarif 6,10 Euro. Mit dem Festwochenexpress sind es nur vier Euro.

Für die Rückfahrten am späteren Abend wird es mit dem Linienverkehr von der Festwoche nach Hause schwierig. In den meisten Fällen stehen dann Rufbusse im Fahrplan. Und das sind laut Internetseite des Landkreises Kleinbusse für sechs bis acht Personen oder gar Taxis. Und der Rufbus fährt nur nach Vorbestellung. Beim Festwochenexpress lässt sich spontan entscheiden, ob's schon um 22.30 Uhr heimgehen soll oder erst um Mitternacht herum.

Nachfrage beim Landratsamt zu einer möglichen Kooperation

Eine Nachfrage beim Landratsamt zu einer Kooperation zur Festwoche und einer für diese Zeit begrenzte Umwandlung der Rufbusse in Linienfahrten ohne Vorbestellung wurde wie folgt beantwortet: "Die speziellen Anforderungen des Festablaufs sind besser durch einen eigens eingerichteten Sonderverkehr zu erfüllen als durch den verkehrsvertraglich geregelten Linienverkehr." Die Stadt Lohr als Veranstalter der Festwochen habe den Betrieb von Sonderbussen extern organisieren lassen. Die anfallenden Kosten würden auch mithilfe der durch den Festbetrieb entstehenden Einnahmen gedeckt, so die Kreisbehörde.

Zum Thema größerer Linienbus ohne Vorbestellung statt kleiner Rufbusse heißt es aus Karlstadt weiter: "Größere Fahrzeuge und das zum Betrieb benötigte Personal stehen zu diesem Zeitpunkt unter Umständen nicht zur Verfügung – hier wäre eine Planung mit ausreichendem Vorlauf nötig. Zudem wäre zu klären, wer die nicht unerheblichen Mehrkosten gegenüber dem Rufbusverkehr zu tragen hätte."

Für das Defizit des Festwochenexpresses kommen laut Daus Festwirt und Brauerei gemeinsam auf. Eine Abrechnung für dieses Jahr gebe es noch nicht, da noch keine Rechnungen vorliegen. Als Daus im Vorfeld der Festwoche mitteilte, dass der Festwochenbus an den beiden erfahrungsgemäß besucherschwachen Tagen gestrichen wird, wurde als Alternative ein Aufschlag auf den Bierpreis genannt. Beim Festwirt Franz Widmann nachgefragt, um welchen Betrag die Maß dann teurer geworden wäre, antwortete er: "Das kann ich nicht aus dem Stegreif sagen." Seiner Meinung nach dürfe man nicht alles auf den Bierpreis umlegen. Er wolle keine Preise wie auf dem Oktoberfest. In Lohr habe man sich für die Kostenreduzierung entschieden und den Wegfall des Busses an den beiden Tagen in Kauf genommen.

 
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