Julian Marek (19) aus Bessenbach mag es nicht, im Büro zu sitzen. Deshalb hat er sich eine Ausbildungsstelle im Bauhandwerk gesucht und bei der Neuhüttener Firma MKS Straßen- und Tiefbau GmbH & Co.KG gefunden. Weil er zu den Besten seines Ausbildungsjahrgangs bei der Bauinnung Mainfranken-Würzburg gehört, stand ihm der Begabtenlehrgang offen.
Diesen Kurs hat die Innung voriges Jahr erstmals angeboten. Julian Marek spricht nicht viel, aber wenn er von seinem Beruf und dem Lehrgang in Würzburg erzählt, strahlt er.
Straßenbau in der Halle
Weil er in der Zwischenprüfung im 2. Ausbildungsjahr zu den besten Acht aus Nordbayern mit den Regierungsbezirken Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken und Oberpfalz gehört, hat ihn die Bauinnung zur Begabtenförderung eingeladen. In einer großen Halle der Bauinnung in Würzburg hatten die künftigen Straßenbauer die Aufgabe und Gelegenheit einen Straßenkreisel zu bauen.
Vom Einmessen bis zum Pflastern einschließlich der Straßenbauer-Symbole, war alles an Arbeiten dabei, die für ein solches Projekt gebraucht werden, erzählt Marek. Nur auf das Asphaltieren habe man verzichtet. Die Maschinen vom Stampfer bis zum Bagger hatten Elektroantriebe und konnten so in der Halle laufen.
Weit über Ausbildungsniveau
Die Inhalte des Sonderlehrgangs liegen laut Bauinnung weit über dem üblichen Ausbildungsniveau. In der Berufsschule würden immer nur kleine Stücke gepflastert oder Bordsteine gesetzt, ergänzt Uwe Kunkel (49), der Inhaber von Mareks Ausbildungsbetrieb MKS.
Die Bauinnung hat sich die Förderung einiges kosten lassen. »Die Maschinen zu mieten ist teuer«, sagt Kunkel. Gefreut haben sich die Teilnehmer über die einheitliche Arbeitskleidung für den Kurs. "Es ist alles gezahlt worden. Wir waren in einem Hotel in Würzburg untergebracht, damit wir nicht jeden Tag fahren mussten", erzählt der Auszubildende. Er ist mittlerweile im dritten Lehrjahr und wird heuer seine Gesellenprüfung ablegen. Für Uwe Kunkel ist Julian Marek "wie ein Sechser im Lotto". Auch sein zweiter Azubi, der im zweiten Ausbildungsjahr ist, habe gute Noten. "Er hat auf jeden Fall auch Chancen, in den Lehrgang zu kommen", meint Marek.
Kunkel hat 17 Mitarbeiter. Mit an Bord ist sein Sohn als Baumaschinenmechaniker. Sein Büro und Firmensitz ist in seinem Heimatort Neuhütten, wo er mit der Familie wohnt. Der Standort für den Straßenbau mit Maschinen und Fuhrpark ist in Waldschaff. Dort hat Kunkel ein Grundstück gepachtet. "So sind wir schnell auf der Autobahn."
Haus für Familien gekauft
Kunkel ist Straßenbaumeister. Bevor er sich 2015 selbstständig gemacht hat, war er Bauleiter bei der Firma Heinrich Kunkel in Neuhütten. MKS baut Zufahrten für Baustellen der Bahn, verlegt Kabel und Rohrleitungen. Arbeit habe er zurzeit genug. Für 2019 sei er ausgebucht.
Den Meister zu machen, kann sich Kunkel für Julian Marek gut vorstellen. Dabei würde der Chef ihn gerne unterstützen. Bezahlt hat er ihm den Hängerführerschein. Kunkel empfiehlt ihm, nach der Gesellenprüfung erst zwei Jahre Erfahrung zu sammeln. "Ich brauche gute Facharbeiter." Wenn er noch jemanden hätte, der eine Gruppe leiten kann, würde er auch weitere Bauarbeiter aus Ungarn einstellen. Sechs Männer aus Ungarn arbeiten bereits bei ihm, weil es hierzulande zu wenige Bauarbeiter gibt. Er habe schnell gemerkt, dass es ihnen nicht guttut, wenn sie ohne ihre Familien hier sind. Eine Hürde sei es gewesen, Mietwohnungen für sie zu finden. Deshalb habe er in Waldaschaff ein großes Haus gekauft, wo sie mit ihren Familien leben.
"Die Frauen haben auch Arbeit gefunden", sagt Brigitte Kunkel, Uwe Kunkels Frau. "Ich habe sie rundum in der Gastronomie untergebracht."