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Aschfeld
Wie die Kirchenburg in Aschfeld Touristen aus den USA und Australien begeistert
Jeden Sonntag besichtigen derzeit Touristen aus Übersee die Kirchenburg. Trotz eisiger Kälte waren es zuletzt 65 Personen aus Amerika und Australien. Wie eine Führung auf der Burg abläuft.
Interessantes rund um die Kirchenburg bekamen Touristinnen und Touristen aus Amerika und Australien von Lore Göbel auf Deutsch zu hören. Bürgermeister Achim Höfling übersetzte gekonnt ins Englische.
Foto: Jürgen Kamm | Interessantes rund um die Kirchenburg bekamen Touristinnen und Touristen aus Amerika und Australien von Lore Göbel auf Deutsch zu hören. Bürgermeister Achim Höfling übersetzte gekonnt ins Englische.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 07.01.2023 02:56 Uhr

Wer im weiteren Umkreis von Eußenheim wohnt und sich für die Geschichte seiner Heimat interessiert, kennt die Kirchenburg vermutlich längst. Unermüdlich haben die Aschfelder für den Erhalt der Anlage mit 22 alten Lagerkellern und kleinen Häuschen rund um die Kirche gekämpft. Als Betreuerin der Anlage und Führerin ist Lore Göbel praktisch eine Legende. Natürlich freut es sie und ihre Mitstreiter, dass die Kirchenburg bei den Reisenden des Hotelschiffs "Uniworld" auf so großes Interesse stößt. Das macht derzeit sonntags in Würzburg fest und neben der Besichtigung der Residenz ist der Ausflug zur Aschfelder Kirchenburg ein fester Programmpunkt.

Drei Reisebusse mit Touristen

Kalt ist es am Sonntagnachmittag, als Lore Göbel und ihre Mitstreiterinnen am Dorfplatz von Aschfeld warten. So kalt, dass sie kurz Bürgermeister Achim Höfling neckt, er habe schon wieder Mütze und Hut vergessen. Sie weiß schon, dass es diesmal 65 Touristen sein werden. Von den 118 Schiffsreisenden hatten sich 85 angemeldet, doch einigen war wohl doch zu frostig. Dann fahren drei große Reisebusse vor. "Winken" sagte Lore Göbel. Die Reiseleiterin und sie begrüßen sich schon fast wie alte Bekannte.

Bei der folgenden Führung ist Bürgermeister Achim Höfling nicht wegzudenken. Im Zivilberuf unter anderem Englischlehrer fungiert er als Übersetzer. "Manches Fachvokabular musste ich mir aber erst aneignen", verrät er und schmunzelt, ein englisches Wort für Gaden kennt er bis heute nicht.

Von der Aschfelder Kirchenbug in die Welt: Posieren für das Erinnerungsfoto.
Foto: Jürgen Kamm | Von der Aschfelder Kirchenbug in die Welt: Posieren für das Erinnerungsfoto.

Angesichts der Kälte fallen Begrüßung und der Rundgang rund um die Burg diesmal etwas kürzer aus. Als die Reisenden hören, dass Aschfeld schon 1981 seine 1200-Jahrfeier hatte, ziehen sie die Augenbrauen hoch. Im Eiltempo geht es an den noch verschlossenen Ausstellungshäuschen und Kellern mit Schule, Feuerwache, Bader, Gemeindekanzlei, Brennerei, Wirtshaus, landwirtschaftlichen Geräten und Krämerladen vorbei. Achim Höfling übersetzt so machen Scherz von Lore Göbel, etwa dass der Bader schnell mal zum Zähneziehen rauf kommen könnte, falls jemand Schmerzen hat. 

"I never trank schnaps"

Danach geht es in die beheizte Kirche. Beim Blick in den prächtigen Altarraum von St. Bonifatius werden viele Augen groß. Derweil erklärte Lore Göbel, dass Aschfeld einst an einer Handels- und einer Militärstraße lag und sich schützen musste, weil nicht nur liebe Menschen vorbei kamen. Achim Höfling übersetzt alles, auch dass der Ort im 30-jährigen Krieg bis auf drei Häuser niederbrannte, die Kirchenburg als Fliehburg aber nie eingenommen wurde.

Beim Rausgehen nimmt sich praktisch jeder einen Flyer in englischer Sprache zur Ausstellung "Die gute alte Zeit zum Anfassen" mit. Die Helferinnen haben die Türen von 19 Häuschen und Kellern und somit die Ausstellung geöffnet. Schnell zerstreut sich die Menge, doch die Aufgaben "Himbeerbonbon essen" und "Schnaps trinken" lässt praktisch niemand aus. "I never trank schnaps", versichert ein Mann aus Kalifornien und holt tief Luft nach dem ersten Schluck.

Creme und Soßenpulver als Souvenire

"Can we buy some", fragen Cloe und Cathiant bei den Himbeerbonbons, gerne hätten Mutter und Tochter ein Tüte als Souvenir mit nach Südaustralien genommen. Witzigerweise lautet ihr Nachname Kuckuck. Besonders faszinierend fanden sie die prächtige Kirche, die Küche mit den alten Utensilien und die im Turm eingerichtete historische Schule.

John und Courtney aus New York beeindruckte besonders das Alter der Anlage und dass sie in einem so guten Zustand ist, dank Leuten, die das nicht beruflich, sondern ehrenamtlich machen.

Nicht bei dieser Gruppe, sondern eine Woche vorher, war eine Dame so begeistert, dass sie die Aschfelder Kirchenburg als Höhepunkt der Schiffsreise bezeichnete. Und die Konkurrenz ist hart: Das Hotelschiff fuhr diesmal von Frankfurt nach Nürnberg, der Frankfurter Weihnachtsmarkt, Wertheim und die Würzburger Residenz waren schon besucht worden, Rothenburg und der Christkindlmarkt in Nürnberg standen noch aus.

Lore Göbel weiß zu berichten, dass nicht nur die Kirchenburg die Amerikaner begeistert. Es gab auch schon Führungen unter der Woche. Da "verschwanden" einige im Bäckerladen, staunten wie klein er ist und kauften insbesondere Nivea-Creme und Maggi-Soßenpulver.

 
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Kommentare
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    "I never trank schnaps"
    Anscheinend kennt man in Kalifornien das weiche D nicht.
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