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Rieneck
Wie die historische Altstadt Rienecks erhalten werden soll
In der Rienecker Altstadt gibt es viele erhaltenswerte alte Gebäude. Bei der Sanierung will die Stadt den Bauherren helfen.
Foto: Helmut Hussong | In der Rienecker Altstadt gibt es viele erhaltenswerte alte Gebäude. Bei der Sanierung will die Stadt den Bauherren helfen.
Helmut Hussong
 |  aktualisiert: 09.02.2024 23:28 Uhr

Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern möchte die Stadt ihren Ortskern neu gestalten, Gebäude sanieren und insgesamt fit für die Zukunft machen. Im Rahmen des aktuellen Stadtentwicklungs- und Sanierungskonzeptes gibt die Kommune ihnen dazu ein Gestaltungshandbuch an die Hand und legte mit Unterstützung des Staates ein kommunales Förderprogramm auf. Dieses ist laut Bürgermeister Sven Nickel das "attraktivste Förderprogramm in Bayern". Beides wurde der Bevölkerung bei einer Informationsveranstaltung vorgestellt.

Als "Donut-Effekt" bezeichnete Nickel die häufiger auch in kleinen Gemeinden anzutreffende Situation, dass sich das bauliche Geschehen hauptsächlich in der Randzone weiter entwickelt, während im Kernbereich auch mit leerstehenden Gebäuden "ein Loch entsteht". Auch Rieneck kämpfe mit Leerständen beim Wohnen und Gewerbe. Die 1996 erlassene Sanierungssatzung und das zugehörige Sanierungsgebiet seien nicht mehr zeitgemäß gewesen. Deshalb habe man beides erneuert. Das jetzt aufgelegte Gestaltungshandbuch gebe der Bevölkerung Beispiele für die Instandhaltung und Sanierung von Privatanwesen.

"Von kommunaler Seite läuft gerade eine Machbarkeitsstudie zur Neugestaltung der Ortsmitte", sagte Nickel. Doch alleine könne die Stadt den Altort nicht attraktiv machen. Es benötige zudem das Interesse und den Willen der Bevölkerung, ihre Anwesen zu sanieren, zu modernisieren und das Wohnen dort attraktiver zu gestalten. Für die allermeisten Sanierungsvorhaben seien Vorgaben und Auflagen der neuen Gestaltungssatzung "vertretbar und machbar". Eventuell entstehende Mehrkosten würden durch Förderprogramme entlastet, die auch kombinierbar seien.

Die Altstadt ist ein einzigartiges Ensemble

"Die Altstadt Rieneck ist ein einzigartiges Ensemble, bei dem viele Gebäude von kulturhistorischer Bedeutung eindrucksvoll das Stadtbild prägen", erläuterte Stadtplanerin Sylvia Haines den Anwesenden. Ziel des Gestaltungshandbuches sei es auch, dieses charakteristische Stadtbild zu erhalten, sowie die Behebung baulicher und energetischer Mängel an den Gebäuden zu unterstützen. Auch notwendige Ersatzbauten sollten angemessen eingebunden werden. Das großzügig festgelegte Sanierungsgebiet hat nochmals einen inneren, denkmalgeschützten Ensemblebereich, bei dem im Rahmen der Gestaltungssatzung strengere Maßstäbe gelten. Grundsätzlich, so die Stadtplanerin, sollten bei Neubauten Proportionen und Materialien der historischen Umgebung aufgenommen werden und sich an zeitgemäße Anforderungen anpassen.

Im Rienecker Gestaltungshandbuch wird auch auf die Erhaltung, Sanierung und Rekonstruktion von Schmuckelementen wie Hausfiguren, Bildstöcken und Reliefen hingewiesen.
Foto: Helmut Hussong | Im Rienecker Gestaltungshandbuch wird auch auf die Erhaltung, Sanierung und Rekonstruktion von Schmuckelementen wie Hausfiguren, Bildstöcken und Reliefen hingewiesen.

Das von Haines im groben Überblick vorgestellte Handbuch enthält ferner Hinweise zu Gestaltung von Fassadenoberflächen und -farbgebung und -sockeln. Auch überlieferte Fensterformen sowie deren Einfassungen spielen eine Rolle, ebenso wie die Türgestaltung. Solaranlagen für Warmwasser und Strom auf Einzeldenkmälern und im denkmalgeschützten Ensemble sollen "zur Bewahrung des authentischen Stadtbildes der Altstadt" vermieden werden. Möglich sind diese jedoch im vom öffentlichen Raum nicht einsehbaren Bereich und an straßenabgewandten Dachseiten. Es sei durchaus zulässig und sogar wünschenswert, Freiräume und Grünflächen durch den Rückbau ungenutzter Nebengebäude und Lagerflächen zu schaffen.

Auch Abrissarbeiten können gefördert werden

Das kommunale Förderprogramm unterstützt gestalterische Maßnahmen am äußeren Erscheinungsbild von Wohn-, Betriebs- und Nebengebäuden, erläuterte die Städteplanerin. Auch der sanierungsbedingte Abriss von Gebäuden sei teilweise förderfähig. Maßnahmen im Gebäudeinneren werden jedoch nicht unterstützt. Die Kommune beteiligt sich mit maximal 30 Prozent der förderfähigen Kosten, höchstens jedoch mit 50.000 Euro je Objekt. Auch über mehrere Bauabschnitte verlaufende Teilmaßnahmen fallen darunter. Die Architektin erläuterte die Regeln für die Beantragung. Attraktiv sei ferner die nach dem Einkommensteuergesetz gegebene Möglichkeit von Sonderabschreibungen über zehn bis zwölf Jahre in Sanierungsgebieten. So könnten nochmals bis zu 30 Prozent der Kosten wieder erstattet werden.

"Bevor sie eine Maßnahme planen oder gar beginnen, lassen sie sich beraten", riet die Architektin am Ende der Informationsveranstaltung. Das könne helfen, Fehler und Probleme zu vermeiden und eine optimale Förderung zu gewährleisten. Die Anwesenden nahmen im Anschluss das Gestaltungshandbuch aus erster Hand entgegen. Die Stadtverwaltung will dieses in nächster Zeit auch an alle Rienecker Haushalte verteilen.

 
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