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Gambach
Wie der Chorleiter sein Honorar verspielte: Gesangverein "Edelweiß" feiert am 8. Juli sein 100. Jubiläum
50 Jahre nach seiner Gründung zeigte der Gesangverein 'Edelweiß' Gambach zum ersten Mal seine Vereinsfahne.
Foto: Gesangverein Edelweiß | 50 Jahre nach seiner Gründung zeigte der Gesangverein "Edelweiß" Gambach zum ersten Mal seine Vereinsfahne.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:08 Uhr

Im Januar 1923 trafen sich im Gambacher Gasthaus "Deutsches Haus" elf Männer, um einen Gesangverein ins Leben zu rufen. Den Namen Gesangverein Edelweiß Gambach erhielt er allerdings erst ein Jahr später und die obligatorische Vereinsfahne konnte sogar erst 30 Jahre später geweiht werden.

Seinen ersten großen Auftritt hatte der junge Verein 1925 mit einem Sängerfest in der Löhleinstraße, an dem 15 auswärtige Vereine teilnahmen. Vier Jahre später gab es ein großes Sängertreffen auf dem alten Sportplatz. Das Amt des ersten Dirigenten lag bei Konrad Hartmann.

Still wurde es, wie in anderen Vereinen, in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, bis 1948 Leo Pfaff zu einer gesellschaftlichen Unterhaltung ins "Deutsche Haus" einladen durfte, um den Gesangverein "Edelweiß" wieder aufleben zu lassen. Mit elf Männern startete der Chor unter der Vereinsführung von Pfaff und dem Dirigat Heinrich Leippert erneut. Ein Jahr später gab es wieder ein Sängertreffen, bei dem sieben auswärtige Vereine mit dabei waren.

Der heutige Vorstand des Gesangverein Edelweiß Gambach (von links): Elke Schmitt, Eileen Csapo, Tanja Beitel und Heike Rauch.
Foto: Rudolf Weiglein | Der heutige Vorstand des Gesangverein Edelweiß Gambach (von links): Elke Schmitt, Eileen Csapo, Tanja Beitel und Heike Rauch.

Musikalische und menschliche Erinnerungen hat der Verein heute noch an den Dirigenten Ernst Schmitt aus Steinfeld, der den Chor 30 Jahre lang ab 1973 leitete. Während die Mitarbeit in Gesangvereinen grundsätzlich als Ehrenamt ohne Entlohnung ausgeübt wird, erhält der Dirigent in der Regel ein Honorar für seine Arbeit. Im Fall von Schmitt waren das 20 Mark pro Singstunde. Doch das war eine Investition, die sich der Verein durchaus leisten konnte, zumal der Chef zwar ein guter Chorleiter, aber auch ein schwacher Kartenspieler war. Bei den hitzigen Schafkopfrunden im Anschluss an die Chorproben verlor er regelmäßig mindestens die Hälfte seines Salärs.

Das größte Fest aber feierten die Sänger vom Edelweiß 1973 anlässlich seines 50. Bestehens in der Musikhalle. Zum Festkommers waren sieben Gastvereine und zum Festzug am darauffolgenden Sonntag nochmals acht weitere gekommen. Viel Prominenz aus Politik und Gesellschaft erschien auch, um zum Jubiläum zu gratulieren, so berichtet die Festschrift aus dem Jahr 2015.

Auch an den Gambacher Sängern ging die Entwicklung nicht vorüber, die Zahl der sangesfreudigen Männer sank deutlich, wie in anderen Gruppen auch. Die Vereinsführung erkannte das Problem rechtzeitig und schon 1956 wurde ein gemischter Chor angegliedert. Am 25. April war dann die erste gemeinsame Singstunde mit 17 neuen Sängerinnen. Neue Wege ging man auch mit einem ersten Beatabend in der Musikhalle, mit dem man vor allem junge Leute ansprechen wollte.

Seit 1956 treten die Gambacher Sänger als gemischter Chor auf.
Foto: Werner Mück | Seit 1956 treten die Gambacher Sänger als gemischter Chor auf.

Ein Glanzlicht für den Gesangverein war ein Bunter Abend im April 1978, gestaltet von der damals beliebten "Süd-West-Starparade". Als Conferencier führte Franz Eggert durch das Programm. Star des Abends war die bekannte Schlagersängerin Tina York ("Wir lassen uns das Singen nicht verbieten"). Fred Mauritz aus der "Haifischbar" brachte Lieder von der Seefahrt und St. Pauli mit. Frank Raimond parodierte alle großen Weltstars wie Louis Armstrong. "Der zweite Auftritt von Fred Mauritz brachte das Publikum völlig aus dem Häuschen", berichtet die Vereinschronik. Wenn auch die Besucherzahl nicht ausreichte, um die Unkosten zu decken, war diese Veranstaltung das Beste, was bis zu diesem Zeitpunkt in Gambach an Unterhaltung geboten wurde.

Der Gesangverein "Edelweiß" entwickelte sich weiter. 1984 wurde eine Theatergruppe gegründet und es gab einen Kinderchor, der Jugendchor musste allerdings zur Jahrtausendwende mangels Teilnehmer aufgelöst werden. Neue sängerische Impulse gab es 2018 mit der Singgruppe "Vocalo Sound", die mit vornehmlich jüngeren Aktiven moderne liturgische und weltliche Lieder auf dem Programm hat. Die Ansprechpartnerin ist hier Eileen Czapo.

Einschränkungen während der Coronazeit. Um trotz der Pandemie sicher proben zu können, traf man sich unter dem Vordach der Gambacher Musikhalle und hielt Abstand.
Foto: Werner Mück | Einschränkungen während der Coronazeit. Um trotz der Pandemie sicher proben zu können, traf man sich unter dem Vordach der Gambacher Musikhalle und hielt Abstand.

Heute arbeitet der Gesangverein "Edelweiß" in einer Chorgemeinschaft mit dem "Liederkranz" Wernfeld. Aus Gambach sind derzeit 20 Sänger mit dabei, die Mehrzahl, nämlich zwölf, sind Frauen. "Es fehlt uns leider der Tenor", klagt der Aktive Werner Mück. Neben den Chorproben, Sängerfesten und Auftritten ist der Verein auch gesellschaftlich mit Ausflügen und Fahrten aktiv. Nach den letzten Vorstandswahlen sind die Gambacher Sänger recht jung und vor allem weiblich aufgestellt. Die gesamte vierköpfige Führung teilt sich in die Aufgabenfelder Chorbetrieb (Eileen Csapo), Finanzen (Heike Rauch), Schriftführung und Öffentlichkeit (Elke Schmitt) sowie Veranstaltungen (Tanja Beitel).

Zur Feier des 100. Jubiläums lädt der Gesangverein "Edelweiß" am kommenden Samstag, 8. Juli, zum Geburtstagsfest ein. Dazu wird es um 18 Uhr ein "Best-of-Konzert" in der Pfarrkirche St. Bartholomäus mit anschließender Bewirtung im Pfarrgarten geben.

Ein Jahr nach der Vereinsgründung entstand diese Aufnahme von den Gambacher Sängern, begleitet von den Ehrendamen.
Foto: Werner Mück | Ein Jahr nach der Vereinsgründung entstand diese Aufnahme von den Gambacher Sängern, begleitet von den Ehrendamen.
 
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