
Es herrschte eine fast mystische Stimmung im Rothenfelser Stadtwald als Förster Matthias Huckle und Bürgermeister Michael Gram sich im dichten Nebel und bei eiskalten Temperaturen auf den Weg zum Bereich der Marterwiese machten.
Dort gibt es seit einiger Zeit Biotope, die für kleine und große Tiere Lebensraum bieten und auch gleichzeitig die Menschen schützt.
Dafür hat der Revierleiter rund zehn kleinere und größere Becken angelegt, die etwa den Inhalt eines Olympia-Schwimmbeckens fassen können. Das entspricht immerhin über zwei Millionen Liter Wasser.
Für die Biotope hat Huckle eine natürliche Senke ausgewählt. Hier fließt bei Niederschlägen das Wasser zusammen. Im Untergrund befindet sich eine stauende Schicht aus Lehm und Ton. "Das kommt in Rothenfels nicht so häufig vor, weil die Sandböden im Spessart grundsätzlich eher wasserdurchlässig sind", erklärt der Förster. Außerdem haben die Biotope zwei Zuläufe von den aufgelassenen Brunnen Marterwiesenbrunnen und Ruderschaftsbrunnen.
Bei Starkregen möglichst viel Wasser im Wald halten
In den Nachbarwäldern von Neustadt wurden in den letzten Jahren ebenfalls große Wasserbecken und Biotope angelegt. "Durch die Vernetzung können wir einen größeren Effekt erzielen, um bei Starkregenereignissen möglichst viel Wasser im Wald zu halten. Das schützt Dörfer und Städte am Main besser vor Überflutung", so der Förster weiter. "Es ist wichtig beim Hochwasserschutz über Grundstücksgrenzen hinweg und gemeinsam zu denken. So lässt sich eine messbare Wirkung erzielen".
Das Anlegen der Becken in Rothenfels hat circa dreieinhalb Tage gedauert und Huckle hat dafür einen speziellen Kurzheckbagger und einen Kettendumper, ein Spezialfahrzeug für empfindliche Böden, eingesetzt. Die Gesamtbaukosten von 5000 Euro wurden komplett gefördert.

Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht ein wenig unordentlich aussieht, wie Steine, Holz und Wurzeln einfach so rumliegen, so ist das doch, laut Huckle genau so gewollt, denn es leben zahlreiche Tiere dort. "Das fängt bei den ganz kleinen Tieren an", erklärt er. Zuerst besiedeln Insekten das Wasser, wie zum Beispiel der Wasserläufer. Dann folgen Tiere wie Amphibien. Frösche laichen in den Wasserbecken ab und auch die seltenere Gelbbauchunke findet hier einen Lebensraum.
Becken können an heißen Tage eine Tränke sein
Tiere, wie der Feuersalamander sind ebenfalls auf Gewässer angewiesen, um sich fortpflanzen zu können. Für diese Amphibien sind die Wurzel- und Steinhaufen sehr wichtig, damit sie tagsüber Verstecke finden und ihre empfindliche Haut keinen Schaden bei starker Sonneneinstrahlung nimmt.
Später folgen Fledermäuse, die gerne über die offenen Wasserflächen im Wald jagen und sich tagsüber in Spalten an den Bäumen verstecken können. Für die größeren Waldtiere, wie Rehe und Wildschweine, können die Becken an heißen Tagen eine Tränke sein.
In den nächsten Jahren ist im Stadtwald von Rothenfels der Bau von weiteren Biotopen möglich. Sinn macht es laut Matthias Huckle natürlich nur dort zu bauen, wo von Natur aus wasserstauende Erdschichten vorkommen. Dies prüft er beim Suchen nach geeigneten Flächen vor Ort mit dem Bohrstock.
Bürgermeister Michael Gram lobt die Arbeit des Försters: "Die Biotope halten auch bei einem Starkregen erstmal viel Wasser im Wald. Zudem sind diese Wasserrückhaltebecken ein Hotspot für alle Arten von Amphibien und damit ökologisch sehr wertvoll".