Mächtig ins Zeug gelegt hatte sich die Marktgemeinde Frammersbach anlässlich ihrer zehnjährigen Partnerschaft mit der Ungarischen Gemeinde Nadasch am vergangenen Wochenende. Mit viel Liebe zum Detail war auf dem Marktplatz ein „Zeitreisedorf“ entstanden, das die Besucher ins Jahr 1726 entführte. Seinerzeit zogen viele Frammersbacher Bürger in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Ungarn.
Mit der so genannten „Ulmer Schachtel“, einem Einwegschiff, fuhren die Auswanderer über die Donau nach Ungarn. Dort angekommen wurden aus den Schiffen dann Häuser gebaut. Ihre eigene „ Schachtel“ konnten sich die kleinen Gäste vor Ort selber bauen und sich spielerisch am Wasserlauf am Marktplatz auf den Weg nach Nadasch machen.
Bezahlen Gulden und Kreutzern
Die Organisatoren hatten an alles gedacht. Wer im „Zeitreisedorf“ etwas erwerben wollte, tauschte seine Euros in eigens für das Fest geprägte Gulden und Kreutzer.
Wie seinerzeit Papier entstand, konnte man beim Papierschöpfen ausprobieren. Der Anbau alter Gemüsesorten und die schwere Arbeit der Waschweiber zählten ebenfalls zu den zehn Stationen des Dorfes.
Wer sich aus der Leibeigenschaft befreien und auf den Weg nach Ungarn machen wollte, trug sich stilecht mit Federkiel und Tinte ins Auswandererbuch ein.
Ziegel aus Lehm und Stroh
Die mühselige Herstellung von Lehmziegeln machte besonders den kleinen Gästen viel Spaß. Barfuß wurden Stroh und Schlamm gestampft und in Ziegelformen gegossen. Spielszenen auf der Feilichtbühne entführten in die Zeit von Kaiser Karl VI, der die Frammersbacher zum Auswandern animierte. Neben all dem Historischen wurde auch das Hier und Jetzt nicht vergessen. In einer Bilderschau dokumentierte Karl-Heinz Liebler unter dem Motto „Sieben Jahre Schüleraustausch“ die Beziehungen der Schüler beider Orte.
Bürgermeister Peter Franz begrüßte 112 Gäste aus dem „Zwillingsdorf“ ganz herzlich. Beide Ortschaften ähneln sich wirklich sehr. Selbst der Frammersbacher Dialekt ist heute noch in Nadasch zu hören. „Unser Zeitreisedorf hat auch einen Namen und der lautet Uwe Gradwohl“, so Bürgermeister Franz. „Ohne ihn wäre das alles nicht zustande gekommen“.
Einen kleinen Einblick in die Idee, ein Zeitreisedorf aufzubauen, gab der Wissenschaftsredakteur Uwe Gradwohl selbst. Er erklärte auch, dass der „Piratenhut“, der damals von den Auswanderern getragen wurde, keine bestimmte Bedeutung hatte, sondern einfach nur in Mode war.
Musikalisch war mit dem Frammersbacher Spielmannszug und der Kapelle aus Nadasch einiges geboten. Die Tanzgruppe Nadasch begeisterte mit ihren Tänzen. Besonders schön war der Gesang der Heimatlieder des Nadascher Chores.
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