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FRAMMERSBACH
Wie aus Frammersbachern Ungarn wurden
Auswandern: Wer mit der „Ulmer Schachtel“ über die Donau nach Ungarn reisen wollte, musste sich zuvor im Auswandererbuch einschreiben.
| Auswandern: Wer mit der „Ulmer Schachtel“ über die Donau nach Ungarn reisen wollte, musste sich zuvor im Auswandererbuch einschreiben.
Von unserer Mitarbeiterin Tanja Breitenbach
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:28 Uhr

Mächtig ins Zeug gelegt hatte sich die Marktgemeinde Frammersbach anlässlich ihrer zehnjährigen Partnerschaft mit der Ungarischen Gemeinde Nadasch am vergangenen Wochenende. Mit viel Liebe zum Detail war auf dem Marktplatz ein „Zeitreisedorf“ entstanden, das die Besucher ins Jahr 1726 entführte. Seinerzeit zogen viele Frammersbacher Bürger in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Ungarn.

Fotoserie

Mit der so genannten „Ulmer Schachtel“, einem Einwegschiff, fuhren die Auswanderer über die Donau nach Ungarn. Dort angekommen wurden aus den Schiffen dann Häuser gebaut. Ihre eigene „ Schachtel“ konnten sich die kleinen Gäste vor Ort selber bauen und sich spielerisch am Wasserlauf am Marktplatz auf den Weg nach Nadasch machen.

Bezahlen Gulden und Kreutzern

Die Organisatoren hatten an alles gedacht. Wer im „Zeitreisedorf“ etwas erwerben wollte, tauschte seine Euros in eigens für das Fest geprägte Gulden und Kreutzer.

Wie seinerzeit Papier entstand, konnte man beim Papierschöpfen ausprobieren. Der Anbau alter Gemüsesorten und die schwere Arbeit der Waschweiber zählten ebenfalls zu den zehn Stationen des Dorfes.

Wer sich aus der Leibeigenschaft befreien und auf den Weg nach Ungarn machen wollte, trug sich stilecht mit Federkiel und Tinte ins Auswandererbuch ein.

Ziegel aus Lehm und Stroh

Die mühselige Herstellung von Lehmziegeln machte besonders den kleinen Gästen viel Spaß. Barfuß wurden Stroh und Schlamm gestampft und in Ziegelformen gegossen. Spielszenen auf der Feilichtbühne entführten in die Zeit von Kaiser Karl VI, der die Frammersbacher zum Auswandern animierte. Neben all dem Historischen wurde auch das Hier und Jetzt nicht vergessen. In einer Bilderschau dokumentierte Karl-Heinz Liebler unter dem Motto „Sieben Jahre Schüleraustausch“ die Beziehungen der Schüler beider Orte.

Bürgermeister Peter Franz begrüßte 112 Gäste aus dem „Zwillingsdorf“ ganz herzlich. Beide Ortschaften ähneln sich wirklich sehr. Selbst der Frammersbacher Dialekt ist heute noch in Nadasch zu hören. „Unser Zeitreisedorf hat auch einen Namen und der lautet Uwe Gradwohl“, so Bürgermeister Franz. „Ohne ihn wäre das alles nicht zustande gekommen“.

Einen kleinen Einblick in die Idee, ein Zeitreisedorf aufzubauen, gab der Wissenschaftsredakteur Uwe Gradwohl selbst. Er erklärte auch, dass der „Piratenhut“, der damals von den Auswanderern getragen wurde, keine bestimmte Bedeutung hatte, sondern einfach nur in Mode war.

Musikalisch war mit dem Frammersbacher Spielmannszug und der Kapelle aus Nadasch einiges geboten. Die Tanzgruppe Nadasch begeisterte mit ihren Tänzen. Besonders schön war der Gesang der Heimatlieder des Nadascher Chores.

ONLINE-TIPP

Mehr Bilder im Internet unter www.mainpost.de/regional/main-spessart/lohr

Modisch: Piratenhüte waren 1726 top modern.
| Modisch: Piratenhüte waren 1726 top modern.
Das Baumaterial im 18. Jahrhundert: Lehm, Stroh und Wasser.
Foto: Foto: | Das Baumaterial im 18. Jahrhundert: Lehm, Stroh und Wasser.
Gulden und Kreutzer: Zahlungsmittel im Zeitreisedorf.
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Heimatliebe: Der Nadascher Chor mit seinen Heimatliedern bewegte die Zuhörer.
| Heimatliebe: Der Nadascher Chor mit seinen Heimatliedern bewegte die Zuhörer.
 
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