Kürzlich besuchte der ehemalige Schüler, Hauptmann Christian Rumpel, das JSG, um mit den Schülerinnen und Schülern der zwölften Klasse über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan zu sprechen. Die Fachschaft Sozialkunde hatte den Vortrag im Vorfeld organisiert.
Der seit 2009 bei der Bundeswehr tätige Zeitsoldat vermittelte die jüngste Geschichte Afghanistans. Zur Überraschung der meisten Zuhörenden war Afghanistan bis 1979 keinesfalls ein rückständiges Land, sondern eines, in dem unter König Mohammed Zahir Schah beispielsweise Frauen wesentlich mehr Rechte hatten als erwartet.
Doch, so beschreibt Rumpel, die afghanische Bevölkerung ist geprägt durch ethische und politische Differenzen. So machten sich unter der konservativen ländlichen Bevölkerung Afghanistans Widerstand und Unruhen breit. Es kam zur sowjetischen Besatzung des Landes. Mit Unterstützung der USA bildeten sich Widerstandsgruppen gegen die Besatzer. Die USA stellten zum Beispiel Waffen – und rüsteten damit genau jene Gruppierungen aus, die später als Terrorbanden dieselben Waffen gegen den Westen richteten. Dann kamen die Terroranschläge des 11. September und der einzige jemals eingetretene Bündnisfall der NATO folgte. Im Kampf gegen das afghanische Talibanregime waren auch deutsche Soldaten mit dabei.
Rumpel vermittelte das wechselhafte Schicksal Afghanistans während der letzten zwanzig Jahre sehr anschaulich und abwechslungsreich.
Im Verlauf des Vortrags berichtete er aus eigener Erfahrung und denen seiner Kollegen.
Rumpel setzt seinen Schwerpunkt darauf, die Komplexität des Konflikts und Einsatzes zu charakterisieren. Klar grenzt er Fakten von seiner persönlichen Einschätzung ab. Er kritisiert und sagt, was während des NATO-Einsatzes falsch gelaufen ist, beschreibt Probleme vor Ort und erklärt die deutsche Strategie des sogenannten "vernetzten Einsatzes".
Er erinnert zudem an das Wahlrecht der Schülerinnen und Schüler und appelliert, dass sie mit diesem durchaus indirekt Einfluss nehmen können auf Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die Fortführung des Einsatzes in Afghanistan wurde beispielsweise jährlich im Parlament neu abgestimmt.
Nach dem eineinhalbstündigen Vortrag hatte man neben Fakten vor allem ein Gefühl für die Komplexität der Lage in Afghanistan bekommen und das macht politische Bildung doch eigentlich aus!
Die Rolle des afghanischen Volkes wird als Schlüsselelement beschrieben. Nach dem tragischen Scheitern der Mission im Jahr 2021 liegt die letzte Hoffnung auf einer nachhaltigen Veränderung Afghanistans von innen: Es wird auf die Mädchen und Jungen, die während der letzten 20 Jahre zur Schule gehen konnten, ankommen, Unrecht und Unterdrückung in Afghanistan doch noch zu beenden, so Rumpel.
Zum Abschluss wurde auch der Ukraine-Konflikt in den Mittelpunkt gerückt.
Von: Maja Hereth, Q12 des Johann-Schöner-Gymnasiums