Wo ist der Atlantik? Lukas aus der 4 a der Grundschule Wombach steht vor Klasse. Vor ihm leuchtet eine digitale Weltkarte. Mit dem Fingern klickt er den Schriftzug „Atlantischer Ozean“ an und zieht ihn langsam auf das große Meer zwischen Amerika und Europa. Gut gemacht. Die Mitschüler verfolgen dies gespannt. Der nächste ist an der Reihe. Ohne Fehler und unter Beobachtung der stellvertretenden Schulleiterin Michaela Klüg wird auch Afrika und die Antarktis gefunden.
Szenenwechsel in die Klasse 1 b: Fabian schreibt seinen Namen an die Tafel. Er benutzt dafür keine Kreide, sondern er nimmt einen elektronischen Stift. Auch Hannah kann schon ihren Namen schreiben und Lina übermalt ihren Namen mit einem Blümchenmuster. Sie hätte auch Smileys oder Sterne wählen können. Die Schüler drängen sich, um von Lehrerin Birgit Breitschafter an die Tafel gelassen zu werden.
Die Tafel? Falsch. Die Tafel ist eigentlich keine Tafel mehr. Man nennt sie dem digitalen Zeitalter entsprechend „Whiteboard“. Dieses wird entweder mit den Fingern oder elektronischen Stiften bedient. In der Grundschule in Wombach sind seit diesem Schuljahr eine mobile und eine festinstallierte Anlage in Betrieb und sie gehört damit zu den wenigen Grundschulen, an der es so ein Angebot gibt. „Wir freuen uns, dass wir sie haben“, sagt Schulleiterin Elisabeth Zock. „Damit lässt sich der Unterricht abwechslungsreicher gestalten.“
Klar habe es auch Vorbehalte im Lehrerkollegium gegeben, gibt Zock offen zu. Funktioniert die Technik? In Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien sind solche Whiteboards schon verbreitet. Aber in der Grundschule? Sind die Schüler dafür noch zu jung? Solche Vorbehalte haben sich jedenfalls nach den Worten von Zock an der Wombacher Grundschule schnell erledigt. Mit dem Gebrauch der Whiteboards hätten sich auch die skeptisch eingestellten Kollegen von dem Nutzen überzeugen können.
Ist also ein besserer Unterricht damit möglich? Zock zögert mit einer Antwort. Ein Whiteboard macht alleine noch keinen besseren Unterricht, aber man könne damit die Schüler besser zum Mitmachen motivieren, da es auch spielerische Aspekte bietet. Als Beispiel nennt sie das Zuordnen von Fahnen zu den richtigen Ländern. Oder man könne beispielsweise ein Insektenauge riesengroß darstellen.
Und es ist keinesfalls so, dass die gute alte Tafel ausgedient hat. Das Ende der Kreidezeit ist in Wombach noch lange nicht eingeläutet. In jedem Klassenzimmer gibt es diese inklusive nassen Schwamm und Waschbecken. „Wenn es gilt, schnell und spontan etwas zu schreiben, nehme ich immer die Tafel“, sagt Michaela Klüg. Als Vorteil habe sich gezeigt, dass an der Tafel mehrere Schüler zugleich arbeiten können, was bei den Whiteboards technisch nicht möglich ist.
Für die Schüler jedenfalls sind die Whiteboards eine willkommene Abwechslung. Da wird gelöscht, geklickt, gezoomt und kopiert. „Für die Kinder ist das was ganz Normales“, so Schulleiterin Zock. „Sie wachsen mit diesen neuen Techniken auf und verstehen schnell.“
Auch in der Klasse 4 b ist das Whiteboard im Einsatz. Dort ist gerade Deutschunterricht. Lehrerin Isabel Diehm fragt die Schüler, wo die Verben im Satz versteckt sind und wer diese mit dem elektronischen Stift ankreuzen will. Die Hände fliegen hoch. Die neue Technik macht den Schülern offensichtlich eine Menge Spaß.
Whiteboard
Eine elektronische Tafel ist das digitale Whiteboard, das an einen Computer angeschlossen wird. Das Bild wird im Regelfall von einem Beamer projiziert. Das Schulamt Main-Spessart begrüßt es, wenn sich Schulen solche Tafeln anschaffen. „Es ist eine wunderbare Möglichkeit für die Schüler, mit modernen Medien zu arbeiten“, sagt stellvertretende Schuldirektorin Charlotte Renner. Viele Schulen würden bei Sanierungen auf Whiteboards umrüsten wie derzeit auch die Mittelschule in Lohr. Die Anschaffungskosten obliegen dem jeweiligen Sachaufwandsträger. Diese sind zwei- bis dreimal höher als bei einer Kreidetafel.